LAC-Sprinter Patrick Schneider ist erfinderisch

23.3.2020, 16:04 Uhr
LAC-Sprinter Patrick Schneider ist erfinderisch

© Foto: Lidia Piechulek

"Ich denke, wenn man will, findet man schon einen Weg. Aber es sind keine optimalen Bedingungen, um sich auf das weltweit größte Sport-Event vorzubereiten", beantwortet der 27-Jährige die Frage nach seinen aktuellen Trainingsmöglichkeiten.

Das Coronavirus hat den Sport im Würgegriff: Sämtliche Anlagen sind gesperrt, ein normales Training ist gerade für niemanden möglich. Schneider, der gerade erst aus dem englischen Birmingham zurückgekehrt ist, wo er inzwischen unter seinem neuen Trainer Tony Hadley hauptsächlich trainiert, muss mit dieser Situation klar kommen.

"Ich trainiere jetzt alleine im Fürther Stadtwald", erzählt er. Dort hat sich der 400-Meter-Spezialist verschiedene Streckenlängen abgemessen, auf denen er sein tägliches Pensum abspult. Eigentlich wollte sein Trainingspartner Marc Koch aus Berlin noch dazustoßen. Doch ob das angesichts der Ausgangsbeschränkung möglich sein wird, ist höchst fraglich.

Das Krafttraining muss Schneider ebenfalls improvisieren, denn auch die Fitnessstudios sind schließlich geschlossen. "Da muss man einfach erfinderisch sein", gibt er sich betont locker. "Man muss dann eben viel mit dem eigenen Körpergewicht machen oder Alternativen suchen. Ich habe auf Instagram zum Beispiel schon einige gesehen, die sich im Wald einen Baumstamm auf die Schultern legen und damit Kniebeugen machen." Eigentlich hatte der LAC-Sprinter für Anfang April ein Trainingslager in Südafrika geplant – auch das fällt wegen Corona und den damit zusammenhängenden Reisebeschränkungen nun aus. "Das alles beeinträchtigt schon, wenn man nicht wie gewohnt trainieren kann. Ich bin nicht im Flow, aber letztendlich hat da jeder Sportler das gleiche Problem."

 

Vielleicht doch 2021

 

Kann er sich so langsam vom Gedanken an eine Olympia-Teilnahme verabschieden? "Solange es nicht abgesagt ist, träume ich noch davon", sagt Schneider und hofft: "Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dass es verschoben wird."

Und auch Johannes Herber, Geschäftsführer der Sportlergewerkschaft Athleten für Deutschland spricht sich für eine Verschiebung – sogar um ein Jahr – aus, um Wettbewerbsverzerrungen zwischen mehr und weniger betroffenen Ländern zu vermeiden. Dem steht IOC-Präsident Thomas Bach allerdings bislang skeptisch gegenüber. Er sagte kürzlich erst: "Olympische Spiele können Sie nicht verschieben wie ein Fußballspiel am nächsten Samstag."

Also wird es für die Athleten zeitlich eng, denn bevor die Spiele am 24. Juli beginnen sollen, wollen und müssen sie sich erst noch qualifizieren. Zahlreiche der dafür vorgesehenen Wettbewerbe sind aber bereits abgesagt worden oder stehen in Frage. "Da ist es dann halt dann schwierig, sich zu empfehlen", erklärt Schneider, der sich gute Chancen ausgerechnet hatte, in Japan mindestens mit der Staffel an den Start gehen zu dürfen. Noch ist er aber auch zuversichtlich, einen Einzelstartplatz für die 400 Meter holen zu können. Für ihn und seine Sportler-Kollegen sei die Pandemie zu einem denkbar "beschissenen Zeitpunkt" gekommen, schimpft Schneider.

Allerdings denkt er in dieser Zeit nicht nur an sich und seinen geliebten Sport: "Den muss man hinten dran stellen, auch wenn es weh tut. Aber es gibt weitaus schlimmere Konsequenzen, zum Beispiel, wenn Kleinunternehmen und Existenzen zugrunde gehen – und wenn Menschen sterben."