Lienen kritisiert Bedingungen in Nürnberger Gefängnis

6.9.2016, 16:35 Uhr
Schweizer mit Temperament: Joel Keller, in der Spielzeit 2014/15 beim FCN II aktiv, musste wegen einer Prügelei in den Knast.

© Sportfoto Zink / MaWi Schweizer mit Temperament: Joel Keller, in der Spielzeit 2014/15 beim FCN II aktiv, musste wegen einer Prügelei in den Knast.

Zwei Wochen lang stand Joel Keller nicht auf dem Trainingsplatz des FC St. Pauli. Der ehemalige Club-Spieler musste eine Zwangspause in Nürnberg einlegen. 14 Tage verbrachte der 21-jährige Schweizer dort im Jugendarrest, weil er im Juli vergangenen Jahres in eine Schlägerei in einem Schnellrestaurant im Nürnberger Hauptbahnhof verwickelt war. Der Grund: Ein anderer Gast hatte Kellers Freundin Pommes vom Tablett geklaut. Da Keller dem Pommes-Dieb nach einem kurzen Wortgefecht Schürfwunden zufügte, entschied das Amtsgericht Nürnberg, dass der Schweizer wegen gefährlicher Körperverletzung in den Jugendarrest muss.

Seine Strafe hat Keller, der in der Saison 2014/15 für die zweite Mannschaft des 1. FC Nürnberg auflief, in den letzen zwei Wochen abgessesen. Der 21-Jährige kehrte am Montag zurück nach Hamburg. In welchem Zustand er jedoch das Training bei seinem jetztigen Verein FC St. Pauli wieder aufnahm, gefiel seinem Coach Ewald Lienen überhaupt nicht. "Joel durfte nur einmal in der Halle der Justizvollzugsanstalt Basketball spielen, ansonsten musste er in seiner Zelle sitzen und konnte nur einmal am Tag auf dem kleinen Hof einen Rundgang machen. Ich halte es für eine wenig sinnvolle Strafe, dass ein junger Mann die meiste Zeit gegen eine Wand starren muss. Das hat nichts mit verhaltenskorrigierenden Maßnahmen zu tun", kritisierte Lienen im Hamburger Abendblatt die Haftbedingungen.

Nürnberger Justiz spricht von "normalen" Haftbedingungen

Dabei hatte der Coach der Kiez-Kicker seinem Schützling für seinen Jugendarrest einen Trainingsplan mit auf den Weg gegeben. Die zuständige Richterin hatte in einem Gespräch mit der Klubführung des FC St. Pauli überdies noch zugesichert, dass die Strafe so wenig Auswirkungen auf Kellers Beruf wie möglich haben sollte.

Der Pressesprecher der Nürnberger Justiz, Friedrich Weitner, sagte zu der Kritik Lienens: "Das war ein ganz normaler Jugendarrest. Das heißt: Joel Keller wurde behandelt wie jeder andere Jugendliche."

Inwieweit der Fußballprofi das Sportangebot in der JVA nutzte und ob ein professionelles Training in einem Gefängnis möglich sei, könne Weitner nicht beurteilen.

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