Lizenz oder Absturz? Die Schicksalsfrage für die Falcons

5.6.2019, 13:12 Uhr
Lizenz oder Absturz? Die Schicksalsfrage für die Falcons

© Sportfoto Zink / DaMa

In Nürnberg wertet man das als gutes Zeichen, solange die Liga noch mit einem kommuniziert, nimmt sie einen noch ernst. Zumindest theoretisch. Vier Seiten hat die BBL diesmal geschickt, erzählt Ralph Junge, der Geschäftsführer der Falcons; es sind wenig überraschend vier Seiten voller Aufgaben geworden, die Junge mit seinem Team zu erledigen hat.

Bis kommenden Dienstag hat der Aufsteiger dafür Zeit, nachdem das Schiedsgericht vergangene Woche den Falcons in soweit Recht gegeben hat, dass die Liga und der Gutachterausschuss noch einmal die neuesten Entwicklungen in Nürnberg und die überarbeiteten Unterlagen bewerten muss. Nur: Was soll sich in dieser Woche ändern, was die Liga nicht ohnehin schon weiß?

Luftbuchung und "Papierkrieg" 

"Eine Halle wird Ende Juni noch nicht stehen", das hat Junge den Verantwortlichen unlängst noch einmal erklärt. Es muss ja erst eine gebaut werden, allerdings gibt es sowohl von der Stadt sowie dem potenziellen Bauträger die Zusage, dass diese auch bis Herbst neben dem Max-Morlock-Stadion erstellt wird. Die Liga möchte dennoch – so sehen es die Statuten vor - bis zum 30. Juni eine geeignete Halle abnehmen, die Falcons müssen nun deshalb nachweisen, dass sie 17 Heimspiele in den Arenen von Bamberg oder Regensburg austragen könnten. Obwohl allen Beteiligten klar ist, dass das nur eine Luftbuchung sein kann.

Ein oder zwei Heimspiele würden die Falcons in der Fremde austragen, sofern die eigene Halle nicht rechtzeitig fertig wird, alles andere wäre den Fans nicht zuzumuten. Einen "Papierkrieg" nennt Junge den aktuellen Schlagabtausch, auch die Liga bekommt ja ständig Post aus Nürnberg. Neben dem Hallenthema stehen auf der Aufgabenliste noch andere Nachweise, die es zu erbringen gilt. Bescheinigungen über die finanzielle und personelle Infrastruktur des Vereins - "typische Anpassungen, die ein Aufsteiger eben machen muss", nennt sie Junge. Er ist immer noch optimistisch, dass die Liga Ja sagt zu Nürnberg.

Gibt es dennoch einen Punkt, an dem es sich nicht mehr lohnt weiterzukämpfen, an dem auch seine persönliche Schmerzgrenze erreicht ist? "Das werden wir wohl nie erfahren", sagt Junge und lacht. Er hat sich dem Verein ursprünglich angenommen, um ihn in die erste Liga zu führen, über sehr holprige Umwege hat er ihn sportlich tatsächlich dort hingebracht. Und nun offensichtlich das Motto ausgegeben "Jetzt oder nie".

"Was wäre dann die Perspektive?" 

Das hat gute Gründe. Akzeptiert die Bundesliga die Falcons in diesem Sommer nicht als Mitglied, wird auch der Bau der Sporthalle mindestens zurückgestellt. "Und dann stehen wir in zehn Monaten wieder vor dem gleichen Problem", sagt Junge. Auch in welcher Größenordnung die Sponsoren nach einem Rückschlag das Projekt weiter unterstützen, ist völlig ungewiss.

Der Kern der Mannschaft würde vorerst wohl auch in der zweiten Liga dabeibleiben, wichtige Spieler wie Jackson Kent oder Ishmail Wainright aber nicht zu halten sein. Ganz abgesehen vom zarten Pflänzchen Basketball-Euphorie, das in den vergangenen Monaten herangewachsen ist. "Was wäre dann die Perspektive?", fragt Junge und die Antwort mag man sich besser nicht ausmalen.

Das zarte Pflänzchen Euphorie

Welche Perspektive die Liga in Nürnberg sieht, ist ungewiss. Für eine Stellungnahme waren die Verantwortlichen zuletzt nicht zu erreichen, das Vergabeverfahren verläuft einigermaßen intransparent. Dass die BBL in der Angelegenheit auf Zeit spielt, diesen Verdacht haben schon verschiedene Seiten geäußert, allerdings erhöht das im Falle einer Ablehnung der Falcons nicht die Chancen, einen Ersatz für zu finden. Beim Bundesliga-Absteiger in Jena heißt es, die Wahrscheinlichkeit, sich mithilfe einer Wildcard einen Startplatz zu erkaufen, stehe bei "fünf Prozent". Die Planungen konzentrierten sich auf die zweite Liga.

Es könnte also sein, dass die Basketball-Bundesliga nächste Saison nur mit 17 Vereinen auskommen muss. Außer die Falcons erhalten demnächst doch noch den einen entscheidenden Brief.

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