Niederlage beim Tabellenführer

Beim 61:68 in Frankfurt präsentieren sich die Nürnberg Falcons aber verbessert

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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19.11.2023, 18:50 Uhr
"Sobald wir zwei, drei Würfe nicht treffen, verlieren wir unser Selbstbewusstsein": In Frankfurt zeigte das Team von Virgil Matthews aber Comeback-Qualitäten.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr "Sobald wir zwei, drei Würfe nicht treffen, verlieren wir unser Selbstbewusstsein": In Frankfurt zeigte das Team von Virgil Matthews aber Comeback-Qualitäten.

Die vergangenen zwei Wochen hatte Virgil Matthews vor allem dazu genutzt, Einzelgespräche mit seinen Spielern zu führen. Der Ligabetrieb ruhte ein Wochenende lang, für die Falcons kam die Pause nicht zum schlechtesten Zeitpunkt. Fünf Partien in Folge hatten Nürnbergs Zweitliga-Basketballer verloren, Redebedarf gab es also genug, und weil nach der Begegnung mit Trier immer wieder jemand verletzt fehlte oder sich jemand krank abgemeldet hatte, blieb Matthews oft auch gar nichts anderes übrig als zu reden und weniger zu trainieren. "Ich habe versucht herauszufinden", sagte Matthews vor dem Auswärtsspiel in Frankfurt am Sonntag, "ob auch wirklich jeder verstanden hat, was ich von ihm will."

Bei Tabellenführer Frankfurt schien es dann lange so, als hätten sie noch immer nicht genug geredet bei den Falcons. Nach einem ordentlichen ersten Viertel wiederholte sich zunächst die Geschichte aus den vorangegangenen Partien. Wie schon gegen Dresden, Jena und Trier lief Nürnberg bald einem zweistelligen Rückstand hinterher und bahnte sich die sechste Niederlage in Serie an.

Tatsächlich stand nach 40 Minuten auf der Anzeigetafel auch diese sechste Niederlage, weil die Falcons Ende des dritten Abschnitts aber plötzlich ihr Selbstbewusstsein wiedergefunden hatten und im letzten Abschnitt zwischenzeitlich sogar in Führung gingen, dürfen sie das 61:68 (15:17, 13:21, 19:17, 14:13) trotzdem als Schritt in die richtige Richtung werten.

"Wenn wir nicht treffen..."

Selbstbewusstsein. Nach der enttäuschenden Heimniederlage gegen Trier zwei Wochen zuvor hatte Nürnbergs Trainer vor allem darüber gesprochen. "Wenn es bei uns läuft, dann läuft es, aber sobald wir zwei, drei Würfe nicht treffen, verlieren wir unser Selbstbewusstsein", sagte Matthews, und: "Dann werden wir verkrampfter und scheint der Korb immer kleiner zu werden." Zum Lernprozess dieser relativ jungen Mannschaft gehöre, fuhr Matthews fort, "dass sie lernen müssen, Fehler schneller abzuhaken, dass sie einfach weitermachen".

Auch Julius Wolf, der Spieler neben Bastian Doreth mit der meisten Erfahrung in dieser relativ jungen Mannschaft, nahm sich in der Kia Metropol Arena dieses Themas an. Immer weitermachen, Fehler gehörten dazu, niemand sei einem deswegen böse, beeinflussen könne man nur das, was vor einem liege – so lautete Wolfs Botschaft an die Kollegen. Mit Blick auf die nächste Partie beim ungeschlagenen Tabellenführer und Bundesligaabsteiger sagte er: "Wir müssen den Frust in positive Energie umwandeln. Wenn wir den Kopf in den Sand stecken, dann verlieren wir mit 30 Punkten Unterschied."

Neuzugang Huntsberry muss noch zuschauen

Mitte des dritten Viertels sah es zwei Wochen später dann so aus, als würden die Falcons vielleicht nicht mit 30 Punkten aber doch mit 15 diesen Vergleich verlieren. Ohne den am Knie verletzten Bastian Doreth und ohne den in der Pause nachverpflichteten (und noch nicht spielberechtigten) Kai Huntsberry zeigte sich Nürnberg in der Verteidigung verbessert, in der Offensive klemmte es aber sehr regelmäßig. Vor allem fanden die Würfe jenseits der Dreierlinie wie schon zuletzt zu selten ihr Ziel, wobei das bis Ende des dritten Viertels sogar noch eine freundliche Untertreibung war. 14 Distanzwürfe, 0 Treffer - so lautete die frustrierende Bilanz.

Ein Basketballspiel lässt sich so normalerweise nicht gewinnen. Eine Erkenntnis, die dem ehemaligen Frankfurter Matthew Meredith offenbar als Erstem kam. Mit einem wilden Dreier aus der Ecke eröffnete er eine Aufholjagd, die so niemand in der Fraport Arena hatte sehen kommen. Mit einem weiteren getroffenen Distanzwurf hauchte er seinen Falcons neues Leben ein, als Nelson Okafor mit der Sirene ebenfalls noch einen Dreier traf, war vor dem Schlussabschnitt wieder Spannung drin.

Und es ging so gut weiter für Nürnberg. Der starke Tim Köpple zog mutig zum Korb, Meredith bewies bei seinen Pässen Übersicht, Isaiah Sanders arbeitete sich an die Freiwurflinie, nach 34 Minuten lagen die Falcons plötzlich in Führung.

Dass es sich noch immer um eine relativ junge Mannschaft handelt, zeigte sich in den letzten Minuten, als Frankfurt etwas abgeklärter spielte und von einem strittigen Foulpfiff gegen Sanders profitierte. Virgil Matthews wird weiter das Gespräch suchen. Das mit dem Selbstbewusstsein scheinen seine Spieler mit Verzögerung aber verstanden zu haben.

Nürnberg: Köpple 13 Punkte, Sanders 10, Meredith 9, Alexander 8, Gaines 8, Wolf 6 (9 Rebounds), Okafor 3, C. Feneberg 2, Gille 2, Schröder.

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