Handball-European-League

Deutsches Trio und Montpellier kämpfen um die Krone

22.05.2025, 10:24 Uhr
Die SG Flensburg-Handewitt gewann in der vergangenen Saison die European League.

© Noah Wedel/dpa Die SG Flensburg-Handewitt gewann in der vergangenen Saison die European League.

Von einer Favoritenrolle will vor dem Final Four in der Handball-European-League niemand etwas wissen. „Das Wochenende hat keinen Favoriten, nicht einmal einen kleinen“, sagte Andreas Wolff vor der Endrunde. Aber auch wenn der deutsche Nationaltorhüter in Diensten des THW Kiel keinen Favoriten für das Turnier am Samstag und Sonntag in der Hamburger Barclays Arena nennen will, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass zumindest ein deutscher Club gewinnen wird.

Denn zum einen kämpfen in Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt, den Kielern und der MT Melsungen drei Bundesligisten und in Montpellier HB ein Herausforderer aus Frankreich darum, am Ende die zweitwichtigste Trophäe im europäischen Vereins-Handball in die Höhe zu recken. Und zum anderen gab es in den bislang 42 Auflagen, inklusive der Vorgängerwettbewerbe IHF- und EHF-Pokal, 27 deutsche Siege.

Flensburg eröffnet das Final Four gegen Melsungen

Seit dem Jahr 2000 sind nur RK Metkovic aus Kroatien, der FC Barcelona, Pick Szeged aus Ungarn und Benfica Lissabon in die Bundesliga-Phalanx eingebrochen. Zuletzt waren im vergangenen Jahr die Flensburger siegreich. Der Titelverteidiger trifft am Samstag (15.00 Uhr) im ersten Halbfinale auf Melsungen, danach (18.00 Uhr/beide Spiele bei Dyn und DAZN) kommt es zur Neuauflage des letztjährigen Champions-League-Viertelfinals zwischen Kiel und Montpellier.

Die MT Melsungen, hier Rückraumspieler Dainis Kristopans, steht erstmals in einem internationalen Final Four.

Die MT Melsungen, hier Rückraumspieler Dainis Kristopans, steht erstmals in einem internationalen Final Four. © Marius Becker/dpa

„Wir möchten natürlich unseren Titel verteidigen. Wir wissen aber auch um die Stärken und Qualitäten der Gegner“, sagte SG-Geschäftsführer Holger Glandorf. „Wir müssen an diesem Wochenende alle zu 100 Prozent bereit sein – auf und neben dem Feld.“ Für MT-Sportvorstand Michael Allendorf ist schon das erstmalige Erreichen eines internationalen Final Four ein riesiger Erfolg für die Nordhessen: „Wir haben Geschichte geschrieben.“ Von den bislang drei Aufeinandertreffen in dieser Saison gewann Melsungen zwei - je eines in der Liga und im DHB-Pokal.

Kiel wie schon im vergangenen Jahr gegen Montpellier

Bei den Kielern, die nach dem nationalen Pokal ihren zweiten Titel gewinnen können, war man froh, dass die Auslosung den frischgebackenen französischen Pokalsieger aus Montpellier als Gegner ergeben hat. „Der Reiz gegen eine französische Mannschaft zu spielen ist höher als gegen eine deutsche“, sagte Lukas Zerbe. Der Rechtsaußen war in der vergangenen Saison noch nicht in Kiel, als der THW die Franzosen nach einer 30:39-Auswärtsniederlage im Viertelfinale-Hinspiel der Königsklasse mit einem 31:21-Erfolg im Rückspiel noch eliminierte.

Trainer Filip Jicha und der THW Kiel streben den zweiten Titel in dieser Saison an.

Trainer Filip Jicha und der THW Kiel streben den zweiten Titel in dieser Saison an. © Frank Molter/dpa

Die letzten Spiele der vier Clubs liefen höchst unterschiedlich. Am größten dürfte die Euphorie bei Montpellier sein, das sich im Siebenmeterwerfen gegen Paris Saint-Germain den nationalen Pokalsieg holte. Die Melsunger feierten einen souveränen 33:27-Erfolg im Hessen-Duell gegen die HSG Wetzlar, die Kieler schrammten beim 25:22-Auswärtssieg über den 1. VfL Potsdam knapp an einer Blamage vorbei, und die Flensburger kassierten eine 28:33-Heimpleite gegen die Rhein-Neckar Löwen.

Veron Nacinovic wechselt zur neuen Saison von Montpellier HB zum THW Kiel.

Veron Nacinovic wechselt zur neuen Saison von Montpellier HB zum THW Kiel. © Axel Heimken/dpa

Personelle Nöte bei den drei Bundesligisten

Personell haben alle Bundesliga-Clubs ihre Sorgen. Bei der MT fehlen unter anderem Aaron Mensing und Torhüter Nebojsa Simic, bei der SG der dänische Weltmeister Simon Pytlick, und beim THW wird Hendrik Pekeler von Knieproblemen geplagt.

Der Sieger von Hamburg hat seinen Startplatz in der kommenden Saison der European League sicher. Besonders für die Titelverteidiger aus Flensburg, die in der Bundesliga aktuell nur den sechsten Platz belegen, ein lohnendes Ziel. Doch so weit mochte vor den Spielen am Samstag niemand denken. Für alle gelten die Worte von THW-Trainer Filip Jicha. Das Semifinale „ist unser Finale“, sagte der Tscheche: „Alles andere wird danach passieren.“