Fußball-Weltverband
FIFA und die Weltpolitik: Alles Trump, oder was?
13.05.2025, 11:50 Uhr
Welchen Einfluss nimmt Donald Trump auf Gianni Infantino? Was wird aus dem Plan einer immer größeren Mega-WM mit 64 Mannschaften? Zwei brennende Themen stehen nicht auf der offiziellen Tagesordnung beim FIFA-Kongress in Paraguay - und doch kommt im Bourbon Convention Center in Asunción an diesen Fragen kein wichtiger Fußball-Funktionär vorbei.
Infantino flog vor der Generalversammlung des Weltverbandes am Donnerstag (14.30 Uhr) nämlich erstmal in die falsche Richtung. Und sorgte damit für weiteres Unbehagen bei manchen Delegierten. Den obligatorischen Höflichkeitsbesuch bei den üblichen Vortreffen der sechs Konföderationen hatte noch kein FIFA-Boss vor einem Kongress sausen lassen.
FIFA Congress: What is it? 🤔
— FIFA (@FIFAcom) May 12, 2025
Ahead of the 75th edition – which will be held in Asunción, Paraguay – get to know more about why it takes place and what’s involved!
Für Infantino stand aber eine Reise nach Saudi-Arabien auf der Agenda - denn in das Land des über-übernächsten WM-Gastgebers 2034 wollte auch Trump. Die auffallende Nähe des FIFA-Chefs zum US-Präsidenten mag angesichts der bevorstehenden Club-WM in diesem Sommer und dem WM-Highlight 2026 mit den USA als Hauptgastgeber sachlich begründet sein. Doch ein unberechenbar wirkender Politikstil schürt auch Sorgen.
Wieso ist Trump wichtig für die Fußball-Welt?
Zehnmal, so rechnete die Nachrichtenagentur AP zusammen, traf sich Infantino seit Dezember mit Trump. Mit dessen Vorgänger Joe Biden hatte es demnach kein einziges offizielles Date gegeben. Das Männer-Bündnis Trump-Infantino funktioniert. Doch was sind die Ziele des US-Präsidenten? Und worin liegen die Gefahren für die Fußball-Welt?
Visa-Fragen, Reisefreiheit für Millionen Fußball-Fans, alles kein Problem, versicherte Infantino kürzlich nach einem Spitzentreffen. Alle seien willkommen, sagte auch Trumps Vize JD Vance, solange sie nach dem Turnier auch wieder gingen. Die Welt zu Gast bei Freunden? Beim deutschen Sommermärchen 2006 klang das alles irgendwie herzlicher.
Ungeklärt ist auch noch, was passiert, wenn Trump plötzlich Konfrontationen mit den Co-Gastgebern Kanada und Mexiko verschärft. Oder das bereits qualifizierte Team aus dem Iran in den USA Probleme erwarten? Politische Debatten will die FIFA von ihrem Glitzer- und Milliardenwettbewerb unbedingt fernhalten.

Gute Beziehungen zur Trump-Regierung müssten gepflegt werden, um den sicheren und erfolgreichen Ablauf des knapp sechswöchigen Turniers mit 48 Mannschaften sicherzustellen, argumentiert die FIFA. Sie selbst untersagt ihren 211 Mitgliedsländern hingegen jede Form der politischen Einflussnahme auf nationaler Ebene.
Wie bewerten Europas Funktionäre den Einfluss des US-Präsidenten?
Offizielle Kritik gibt es nicht. Aber das Statement der UEFA zur Golf-Reise Infantinos und der dadurch notwendigen Vorverlegung einer Council-Sitzung auf vergangenen Freitag ist sportpolitisch deutlich.
„Wir wurden darüber informiert, dass die Ratssitzung auf diese Woche verschoben wurde. Wir möchten uns jedoch nicht zu den Gründen äußern und empfehlen, etwaige Anfragen direkt an die FIFA zu richten, erklärte die UEFA. Soll heißen: Glücklich ist man nicht über die Aktivitäten Infantinos.

Schon beim eigenen Kongress in Belgrad Anfang April mühten sich mehrere UEFA-Funktionäre der Trump-Thematik auszuweichen. Die politische Lage in den USA werde beobachtet, so der offizielle Tenor.
Welche Rolle spielt der DFB in der internationalen Fußball-Politik?
Vor gut einem Jahr reiste DFB-Chef Bernd Neuendorf mit der Hoffnung auf den Zuschlag für die Frauen-WM 2027 zum FIFA-Kongress nach Bangkok - und kassierte eine sportpolitische Schlappe. Mittlerweile haben sich die Animositäten zwischen Weltverband und den deutschen Funktionären gelegt. Neuendorf hat mit seiner sachlichen Art dazu beigetragen.
Die Fundamental-Opposition bei der WM 2022 in Katar ist auch Geschichte. Der DFB hat gelernt, dass er damit nichts erreicht, die FIFA weiß, dass der DFB als größter Nationalverband ein wichtiger Player ist. Neuendorf kann in Paraguay als Council-Mitglied wieder selbstbewusster auftreten.
Kommt die WM mit 64 Teilnehmern nun doch?
Deutlich positionierte sich der DFB-Chef gegen den Vorschlag aus Uruguay, die WM 2030 mit 64 statt 48 Teilnehmern zu spielen. „Wir werden diesen Vorschlag nicht unterstützen, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass wir dem Turnier damit keinen Gefallen tun würden“, sagte der 63-Jährige. Massive Probleme für Spieler und Ligen seien die Folge. Ablehnung gab es gegen den Plan aus Europa, Asien und Nordamerika, aus FIFA-Kreisen waren skeptische Töne zu hören.
Ist der Vorschlag damit vom Tisch? Offenbar nicht, sonst hätte Neuendorf nicht gezielt und öffentlich interveniert. Infantino selbst hat sich nämlich noch nicht klar geäußert. Das künftige Teilnehmerfeld der Frauen-WM wurde bei der vorverlegten Council-Sitzung gerade auf 48 Teams erhöht.