Eishockey-WM
Hoffen auf Stützle: DEB-Team noch mit viel Arbeit vor WM
05.05.2025, 13:56 Uhr
Die Erwartungen steigen, die Zweifel auch. Vor der am Freitag beginnenden Weltmeisterschaft in Dänemark und Schweden hat Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis noch viel Arbeit vor sich. Auch die Erwartungshaltung beim Vize-Weltmeister von 2023 muss noch gedämpft werden. Nicht nur in der Öffentlichkeit gilt das Erreichen des formulierten Minimalziels des Viertelfinal-Einzugs inzwischen als normal.
„Wir gehen alle rein, um eine Medaille zu gewinnen“, sagte NHL-Stürmer Lukas Reichel von den Chicago Blackhawks der Deutschen Presse-Agentur. „Ich geh‘ ja nicht in eine WM rein und sage: Schauen wir mal, was wird.“
Im Hinblick auf derlei Ambitionen war das 2:5 (0:1, 0:2, 2:2) bei der WM-Generalprobe am Sonntag gegen das aus eher durchschnittlichen NHL-Profis bestückte Team der USA hilfreich. „Man muss immer einen Schritt nach dem anderen gehen“, sagte Kreis anschließend und wählte ein eigenwilliges Bild angesichts der Erwartungen: „Ich bin kein Bergsteiger. Aber die sagen immer: Ich kann nicht zwei Camps weiterdenken, bevor ich nicht das erste Camp erreicht habe. Da geht uns der Sauerstoff aus.“
WM-Generalprobe verdeutlicht noch etliche Baustellen
Noch muss vieles besser werden. „Jetzt haben wir viel zu analysieren und können daran arbeiten, es gegen Ungarn besser zu machen“, sagte Kapitän Moritz Seider von den Detroit Red Wings. Am Samstag ist ein Sieg gegen den Außenseiter ebenso Pflicht wie nur 24 Stunden später gegen Kasachstan (jeweils 16.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport).
Der NHL-Weltklasseverteidiger Seider monierte „zu viele individuelle Fehler“ und „zu wenig Schüsse aufs Tor“. In der Tat war das Spiel des jungen US-Teams wesentlich schnörkelloser und konsequenter. „Das Ergebnis ist nicht das, was wir wollten. Aber die Erkenntnisse aus diesem Spiel werden uns sicher helfen“, sagte Kreis, der bereits am Montag - so früh wie selten zuvor vor einem WM-Turnier - mit seinem Kader nach Dänemark reiste.
Eine Woche Zeit in Dänemark bleibt zur intensiven Arbeit
Nicht nur Justin Schütz, der als Einziger gegen die USA per Doppelpack traf, lobte den Deutschen Eishockey-Bund für diese vorausschauende Planung. „Wir haben schon noch sehr viel zu arbeiten. Aber die Tage sind auch wichtig für den Teamspirit, da weiter zusammenzuwachsen, und dann haben wir hoffentlich eine sehr, sehr gute WM“, meinte der Stürmer der Kölner Haie.
Nach den Eindrücken vom Sonntag ist die DEB-Auswahl davon noch ein gutes Stück entfernt. Während Rekord-Weltmeister Kanada seinen Kader mit den NHL-Superstars Sidney Crosby (Pittsburgh) und Nathan MacKinnon (Colorado) aufwertet und der deutsche Vorrundengegner und Titelverteidiger Tschechien mit dem viertbesten NHL-Scorer David Pastrnak (Boston) aufläuft, stünde Deutschland ein Upgrade aus der besten Liga der Welt noch gut zu Gesicht.

Dies soll in Person des nach Leon Draisaitl zweitbesten deutschen Offensivstars Tim Stützle noch kommen. Nach dem Playoff-Aus der Ottawa Senators wäre der 23-Jährige eigentlich verfügbar, plagt sich laut DEB-Sportdirektor Christian Künast aber mit Wehwehchen herum.
Kommt NHL-Star Stützle?
„Für uns ist wichtig, dass er 100-prozentig fit ist. Nur dann macht es auch Sinn“, sagte Künast. „Wir haben verabredet, dass Mitte der Woche eine Entscheidung kommt: Ja oder nein.“ Der NHL-Top-Stürmer könnte auch erst nach dem Auftakt-Wochenende zum Team stoßen.
Mit Stützle sollte das gegen die USA noch zu umständliche Offensivspiel jedenfalls auf ein höheres Niveau gehoben werden. „Wir haben alle gelesen, dass er gerne kommen würde. Einen Spieler mit seiner Qualität, das ist einer der besten der Welt. Den nimmt jede Mannschaft gerne“, sagte Schütz.
Hoffnung macht zudem indes auch der Blick zurück. Auch vor zwei Jahren, als es das Kreis-Team überraschend bis ins WM-Finale gegen Kanada (2:5) schaffte, ging es mit einer deutlichen Niederlage (3:6) gegen die USA im letzten WM-Test und vielen Fragezeichen zur WM.
In Finnland wuchs das Team dann aber zu einer starken Einheit zusammen. „So etwas muss sich entwickeln“, sagte Kapitän Seider, der auch vor zwei Jahren dabei war, noch zurückhaltend.
