Aus dem Hintergrund müsste Böller schießen
Kaiserin Sisi und der Emir von Katar: Was die Welt Österreich verdankt
23.12.2022, 11:00 Uhr
Mozart, Sisi, Niki Lauda, Falco: Was die Welt Österreich verdankt, ist bekannt, leider etwas in Vergessenheit geraten sind die Verdienste des österreichischen Fußballs. Vielleicht hätte sich dieses englische Spiel ohne österreichische Hilfe nie durchgesetzt auf dem Festland. Österreich war das erste kontinentaleuropäische Land, das den Profifußball einführte, schon 1924, und 1930 wäre Österreich mit seinem legendären Wunderteam wahrscheinlich Weltmeister geworden – hätte es sich zum Mittun bei der WM-Premiere in Uruguay überreden lassen.
24 Jahre ohne WM
Damals mochten sie nicht, heutzutage übt sich Österreich wieder in Abstinenz, wenn auch nicht mehr nur freiwillig. In diesem Jahrtausend war das Land bei keinem WM-Turnier auch nur dabei – seit 24 Jahren nicht mehr, aber wer während der traurigen Tage von Katar ins österreichische Fernsehen guckte, durfte sich auf ein anderes 24-Jahre-Jubiläum einstimmen und nebenbei daran erinnern lassen, dass der Winter begonnen hat und es gar nicht die Zeit für Fußball ist.

Heute vor exakt 24 Jahren, am 21. Dezember 1998, standen Österreicher (fast) in Stärke einer Fußballmannschaft rund um ein großes Siegerpodest herum. Beim Weltcup-Super-G am Patscherkofel belegten die rotweißroten Skifahrer die Plätze eins bis neun – ein einzigartig gebliebener Mozart-, Sisi-, Falco- und Lauda-Moment, der zu den nationalen Sport-Mythen gehört.
Zwei unvollständige Bilder
Mozart war sogar dabei, jedenfalls der "Mausefallen-Mozart", so nämlich – nach einer Passage der Hahnenkamm-Abfahrt von Kitzbühel – wurde Fritz Strobl genannt, wahlweise auch, wegen seines geschmeidigen Fahrstils: "Fritz the Cat". Herrliches Österreich – es gab allerdings auch ein kleines Problem, denn als Strobl mit der hohen Startnummer 45 losfuhr, war im Zielraum der vermeintliche Achtfachsieg schon hingebungsvoll gefeiert worden. Zu früh, Strobl raste auf Rang drei und machte den historischen Neunfachsieg perfekt, bloß: Werner Franz, bis dahin Achter, war schon heimgegangen, weshalb es zwei Bilder gibt. Eines noch mit Franz, eines mit Strobl – nur alle Neune halt nicht.
In der Nationenwertung lag Österreich seither in 22 von 24 Jahren ganz vorne. Österreichs Weltklasse-Fußballer der jüngsten 24 Jahre abzulichten, wäre dagegen, das überlegte die "Kronenzeitung", ohne jedwedes Gedränge möglich. Es bräuchte dafür bloß ein Foto von David Alaba von Real Madrid. Die Nachbarn tragen das allerdings mit Fassung. Die Entwicklung des Profifußballs, zu dem Schluss kam eine Fernseh-Expertenrunde, mache es ja geradezu zur moralischen Pflicht einer Pioniernation, sich in Verzicht zu üben.
Die deutsche Neunfachniederlage
Gut, die Experten waren Kabarettisten, aber etwas Gelassenheit ließe sich vom Nachbarn schon lernen – zum Beispiel im Blick auf die gefühlte deutsche Fußball-Neunfachniederlage von Katar. Der Grazer Politik-Professor Peter Filzmaier, der eingestandenermaßen lieber Sportreporter geworden wäre, äußerte den Gedanken, dass er sich lieber nicht vorstellen mag, wie es heute, in der aufgeregten Twitter-Welt, bei einem Neunfachsieg zuginge.
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