Nach 3:1-Führung: Ice Tigers unterliegen Ingolstadt im Derby

23.9.2018, 19:31 Uhr
Niklas Treutle wurde am Sonntagabend insgesamt vier Mal überwunden.

© Roland Fengler Niklas Treutle wurde am Sonntagabend insgesamt vier Mal überwunden.

Brandon Buck hätte abwehren können, darauf verweisen, dass es doch nur eines von 52 Spielen sei. Nichts Besonderes. Dieses erste Spiel gegen den ERC Ingolstadt aber war natürlich ein Spezielles, Buck hatte keine Probleme damit, das bereits lange vor der Saison zuzugeben.

Und wahrscheinlich stand auf dem Whiteboard in der Kabine der Thomas Sabo Ice Tigers ein ordentlicher Betrag unter seinem Namen. Im Spiel selbst hat er dann alles dafür getan, diesen Betrag in die Mannschaftskasse einzahlen zu dürfen. Dreieinhalb Jahre war Buck in Ingolstadt angestellt und hat mit dem ERC alles durchgespielt, was man mit seinem Arbeitgeber durchspielen kann.

In seiner ersten Saison führte er den damaligen Titelverteidiger wieder ins Finale, einen aufregenderen Spieler als den schnellen Kanadier hatte die Deutsche Eishockey Liga nicht zu bieten. Buck wurde zu gut für Ingolstadt und wusste das auch, wollte in die lukrative KHL wechseln, der ERC aber ließ ihn nicht ziehen – am Ende war das Verhältnis so schlecht, dass der Klub bereit war, seinen Star abzugeben. Nur nicht an Nürnberg.

Buck nahm den Umweg über Davos und Wien. Am Sonntag schoss er zwei Tore – gegen den ERC Ingolstadt. Weil es seiner neuen Mannschaft aber nicht gelang, eine 3:1-Führung über die Zeit zu bringen, wurde es kein teurer Abend für Buck. 3:4 (0:1, 3:0, 0:3) verloren die Ice Tigers ein Derby, das auf beiden Seiten mit großem Aufwand geführt wurde, das aber selten gut oder auch nur gut anzusehen war – von individuellen Einlagen abgesehen.

Bucks ersten Treffer bereitete Jason Bast fein vor (28.). Chris Brown beendete die fortgesetzte Nürnberger Power-Play-Misere, indem er einen Schuss von Taylor Aronson am ehemaligen Ice Tiger Jochen Reimer vorbei ins Tor ablenkte (31.). Und vor Bucks zweitem Treffer war es Tim Bender, der direkt vor dem Bruder des Nürnberger Kapitäns die Übersicht behielt und gedankenschnell querlegte (36.).

Verletzungsprobleme sind offensichtlich

Es war nur ein kurzes Aufglimmen, des unzweifelhaften Talents dieser Mannschaft. Die Tore aber blieben singuläre Höhepunkte an einem Abend, der sich nach den Eishockey-Feiertagen in der Champions Hockey League und dem 4:3 gegen Vizemeister ernüchternd wie DEL-Alltag anfühlte. Nürnberg hat noch immer Verletzungsprobleme – Tom Gilbert, Oliver Mebus, Dane Fox und Petr Pohl fallen weiterhin aus. Mike Mieskowski bekam am Freitag beim 2:4 in Mannheim gar keine und am Sonntag nur wenig Eiszeit. Und warum Cheftrainer Kevin Gaudet in dieser Situation auch noch den stets auffälligen Eugen Alanov zum Kooperationspartner nach Bietigheim in die zweite Liga schickte, war nicht auf Anhieb ersichtlich.

Nur im ersten Drittel schickte Gaudet seine dreizweidrittel Reihen aufs Eis. Im zweiten Abschnitt ließ er Mieszkowski sitzen. Im Schlussdrittel fehlte auch noch Brandon Segal, der sich verletzt hatte. Eric Stephan bekam als siebter Verteidiger ebenfalls keine Eiszeit. Unter diesen Umständen stellte Nürnberg nur im Mitteldrittel die aktivere Mannschaft.

Nach dem frühen Führungstreffer von Colton Jobke (6.) reagierten die Gäste sehr souverän auf die hektischen Aufbauversuche der Ice Tigers. Allein Buck hatte bereits gute Chancen (3. und 17.). Das Power-Play blieb derweil harmlos. Es folgte die Buck-Show. Nach der zweiten Pause aber stellten die Ice Tigers ihr Offensivspiel wieder ein – genau so wie in Schwenningen und wie gegen Berlin.

Lalonde nur an die Latte

Gaudet hatte da noch darauf verweisen, dass nicht sein Plan war. Die Passivität, mit der seine Mannschaft die Tore von Petr Taticek (46.), Tim Wohlgemuth (47.), dem Mittelstürmer der vierten Reihe, und Michael Collins (52.) provozierte, vor allem aber die Hilflosigkeit, mit der sie danach versuchte, sich ins Spiel zurückzukämpfen, waren schon auffällig. Ebenso die fortwährenden Disziplinlosigkeiten.

Daniel Weiß leistete sich bei eigener Überzahl ein Foul, Jason Bast ermöglichte Ingolstadt in dieser Unterzahl mit einem Stockschlag ein 5-3-Power-Play. Das Ergebnis war der Treffer von DEL-Topscorer Collins. Auf der anderen Seite traf Shawn Lalonde die Latte und Chris Brown den Außenpfosten. Mehr passierte nicht mehr. Buck konnte sein Geld behalten.


Nürnberg: Treutle; Aronson/Festerling, Lalonde/Bender, Jurcina/Weber, Stephan – Pföderl/Acton/Weiß, Reimer/Buck/Brown, Segal/Dupuis/Bast, Mieszkowski, Bassen.
Tore: 0:1 Jobke (5:11), 1:1 Buck (27:29), 2:1 Brown (30:35/5-4), 3:1 Buck (35:21), 3:2 Taticek (45:22), 3:3 Wohlgemuth (46:59), 3:4 Collins (51:10/5-3).
Schiedsrichter: Rohatsch/Schukies I Zuschauer: 4014

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