Jahreszeugnis
Durchwachsene Noten: Die Nürnberg Falcons verfehlen das Klassenziel
06.05.2023, 17:00 Uhr
Sie werden sich steigern müssen, um ihren Playoff-Platz verteidigen zu können. So stand es im Halbjahreszeugnis für den Falcons-Jahrgang 2022/23. Tatsächlich haben sich die meisten Spieler von Nürnbergs Basketball-Zweitligisten gesteigert, dennoch hat es für die Playoffs nicht gereicht. Dass nach Platz 7 in der Hinrunde am Ende nur Platz 12 herausgekommen ist für Nürnbergs Zweitliga-Basketballer und die Mannschaft kurzzeitig sogar Richtung Abstiegsplätze schlingerte, ist neben einigen Faktoren abseits des Feldes vor allem auf die kollektive Leistungsdelle im Februar zurückzuführen, trotzdem haben sich auch individuell zu wenige Spieler gesteigert. Das Jahreszeugnis fällt deshalb nicht allzu überschwänglich aus.
Thomas Wilder
Wenn Thomas Wilder das Engagement in Nürnberg als Chance gesehen hat, seiner Karriere noch einmal neuen Schwung zu verleihen, dann lässt sich festhalten, dass er diese Chance genutzt hat. Der Combo-Guard hat gezeigt, dass er relativ konstant zweistellig punkten kann (12,8) und dabei noch ein gutes Auge für seine Mitspieler besitzt (4,4). Die Falcons waren vor allem immer dann erfolgreich, wenn er gut auf den Ball aufgepasst und andere in Szene gesetzt hat. Letzteres hätten sie sich in Nürnberg wohl noch öfter gewünscht, Wilder ist aber eben kein klassischer Point Guard. Ob er sich auch immer für dieses Team zerrissen hat, darüber gibt es geteilte Meinungen. Die Woche Anfang Februar, in der er sich nach einer kleineren Verletzung nicht in der Lage sah aufzulaufen, bezeichnet Headcoach Derrick Taylor als "Knackpunkt" der Saison. Note: 2,5
Tim Köpple
Äußerst schwungvoll ist Tim Köpple in seine zweite Saison für die Falcons gestartet, recht bald wirkte es aber so als würde sich er sich vor allem darauf konzentrieren, möglichst wenig Fehler zu begehen. In seiner dritten Saison muss der 22-Jährige in allen Bereichen produktiver werden, um den nächsten Schritt zu machen und seinen Dreier (27 Prozent) unbedingt über die Marke von 30 steigern. Note: 3,5
Christian Feneberg
Der junge Nürnberger darf sich als Gewinner der Saison fühlen, nach der Trennung von Vytautas Buzas erarbeitete er sich im Schnitt über 15 Minuten Spielzeit. Wie für Tim Köpple gilt aber auch für ihn, dass er produktiver werden, seine Quote aus der Distanz (29,7 Prozent) steigern und vor allem robuster in der Defense werden muss. Note: 3,5
Justinas Ramanauskas
Den oft gebrauchten Witz aus der Hinrunde, dass er anscheinend der einzige litauische Basketballspieler ist, der nicht werfen kann, hat sich Justinas Ramanauskas offenbar zu Herzen genommen. Traf er in der ersten Hälfte der Saison nur 28,7 Prozent seiner Distanzwürfe, waren es in der zweiten Hälfte sehr ordentliche 36,3 Prozent. Es ist aber nicht diese Quote alleine, die ihn zum Aufsteiger der Rückrunde macht. Ramanauskas hat sich als sehr produktiver Scorer aber auch als sehr guter Passgeber entpuppt und wurde so zum absoluten Leistungsträger. Mit seiner ruhigen Art durch die Zone zu schleichen sollte er auch höheren Ansprüchen genügen, Witze hat zuletzt niemand mehr gemacht. Note: 2
Sheldon Eberhardt
Mit einem gesunden Sheldon Eberhardt, da sind sich eigentlich alle Beobachter einig, wären die Nürnberg Falcons in diesen Tagen in den Playoffs der 2. Basketball-Bundesliga vertreten. Nach dem Eingriff am Handgelenk Anfang Dezember kam Eberhardt aber nicht mehr zurück aufs Parkett, stattdessen gab er einen sehr engagierten Supporter und unterstützte von der Seitenlinie, wo er nur konnte. Dass es nochmal klappt mit einem Comeback, wäre ihm sehr zu wünschen. Note: -
Sebastian Schröder
Wie so oft in den vergangenen Jahren mangelte es den Falcons - vor allem nach dem Ausfall von Sheldon Eberhardt - an Spielern, die von außen konstant hochprozentig treffen. Im modernen Basketball ist dieses Element unverzichtbar, da traf es sich gut, dass Sebastian Schröder im Alter von 34 Jahren mal eben so seine wahrscheinlich beste Saison hinlegte. Schröder, für den Basketballer sein eigentlich nur noch ein schöner Nebenjob ist, traf lange Zeit die Hälfte seiner Dreipunktwürfe, erst als die Gegner sich besser darauf eingestellt hatten, ging die Quote etwas nach unten (47,4 Prozent). Hätte der Kapitän nicht manchmal planmäßig und manchmal unplanmäßig aussetzen müssen, wäre wohl auch die Bilanz des ganzen Teams noch besser ausgefallen. Note: 2,5
Moritz Krimmer
Der Negativlauf im Februar ging auch an Moritz Krimmer nicht vorbei, die Krise der Falcons ließ sich sehr gut an seiner Körpersprache erkennen. Krimmer schimpfte, Krimmer haderte, Krimmer versteckte sich unter einem Handtuch, der eigentlich sehr höfliche Herr Krimmer holte sich sogar ein Technisches Foul ab. Die vielen Niederlagen waren ihm vor allem nicht: egal. Auch die Zahlen von "Mr. Zuverlässig" gingen in dieser Zeit nach unten, allerdings sollte man von einem 22-Jährigen, der seine erste Saison in der Pro A spielt, auch nicht erwarten, dass er eine strauchelnde Mannschaft auf seinem Rücken trägt. Als es wieder bergauf ging, schossen auch seine Zahlen wieder nach oben, 39 Prozent getroffene Dreier sprechen dafür, dass er noch häufiger aus der Distanz abschließen sollte, allerdings war der unermüdliche Arbeiter als Power Forward natürlich auch unter dem Korb gefragt. Note: 2,5
Ferenc Gille
Nach Stationen in Weißenfels, Ehingen und Leverkusen hatten sie sich bei den Falcons mehr versprochen von Ferenc Gille - umgekehrt gilt das wahrscheinlich auch. Kurz vor Ende der Spielzeit betonte Gille dann auch nicht nur zwischen den Zeilen, dass er gerne etwas mehr Spielzeit hätte, allerdings hatte er dafür auch zu selten Argumente geliefert. Bis auf einige Ausreißer und spektakuläre Flugeinlagen blieb er zu blass, 24,5 Prozent von draußen waren viel zu wenig, um in der Zone Platz zu schaffen. Note: 4
Rocky Kreuser
Es gab Auftritte, da drängte sich der Eindruck auf, dass dieser Rocky Kreuser bereits in seinem ersten Jahr in der 2. Basketball-Bundesliga unterfordert sein könnte. Und dann gab es die anderen Auftritte. In denen er zwar weiter viele Körbe machte und Rebounds aus der Luft pflückte, sich aber auch früh zu viele Fouls oder ärgerliche Ballverluste leistete. Am Ende der Saison war er Nürnbergs Topscorer (13,4 Punkte), allerdings hatte er scheinbar selbst ab und zu das Gefühl, unterfordert zu sein, und vorangehen zu müssen. Note: 2,5
Jonathan Maier
In der Vorbereitung hatte sich Jonathan Maier verletzt, später plagte ihn ein hartnäckiger Infekt, vor allem hatte er plötzlich einen echten Konkurrenten vor der Nase. Maier wirkte lange Zeit verunsichert, später dann glücklos, oft fanden einfachste Korbleger nicht ihr Ziel. Erst gegen Ende der Saison zeigte der Center, was in ihm steckt. Er wird sich nach diesem Jahr noch einmal beweisen wollen. Note: 4
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