Kommentar zum DFB-Erfolg

Plan aufgegangen: Löws Botschaft an die Zweifler

20.6.2021, 18:26 Uhr

Wehret den Zweiflern: Bundestrainer Joachim Löw bleibt seinem Weg treu - und wird gegen Portugal belohnt. © Philipp Guelland, dpa

Wer Joachim Löw nach 15 Jahren Amtszeit nur ein bisschen verstanden hat, mag erahnen, wie sehr den Bundestrainer die Kritik nach dem 0:1 gegen Weltmeister Frankreich wieder genervt haben muss. Und wie er darauf reagieren würde: mit der typisch Löw’schen Mischung aus Trotz, Sturheit, Stoizismus und unerschütterlicher innerer Überzeugung.

Das mag in der Vergangenheit nicht immer gutgegangen sein, das furiose 4:2 gegen Portugal hat ihm aber Recht gegeben. Personal und System blieben trotz mahnender Stimmen unverändert, taktisch wurde nur dezent nachjustiert. Einige Spieler dankten es ihrem scheidenden Chef mit einer erstaunlichen Metamorphose.

Joshua Kimmich etwa muss jetzt wohl akzeptieren, dass er, wenn er mag, auch von rechts entscheidende Impulse geben kann. Jungstar Kai Havertz präsentierte sich nach dem blutleeren Auftakt wie ausgewechselt und löste prompt Olaf Thon als jüngsten deutschen EM-Torschützen ab. Serge Gnabry war auch ohne direkte Torbeteiligung ein Aktivposten, ein grandioser Robin Gosens setzte der Gala das Krönchen auf.

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Dass die Defensive bei beiden Gegentoren alles andere als souverän aussah, sollte zwar nicht unerwähnt bleiben, vermochte das positive Gesamtbild einer spielfreudigen, couragierten und leidenschaftlichen DFB-Elf aber kaum zu trüben. Plötzlich scheint vielleicht nicht alles, aber doch wieder vieles möglich bei diesem Turnier. Wer Löw nur ein bisschen verstanden hat, der dürfte aber auch kaum überrascht gewesen sein, wie rational und nüchtern der 61-Jährige die kleine Sternstunde kommentierte. „Unser Plan ist aufgegangen“, befand Löw lapidar. Selbst schuld, wer jemals daran zu zweifeln wagte.