Ringer Deniz Menekse will wieder angreifen

12.10.2020, 10:42 Uhr
Am Ende des Kampfes holte Deniz Menekse (links) noch mal auf, der Rückstand war aber zu groß.

© Sportfoto Zink / Alexander Fuchs, Sportfoto Zink / ThHa / Alexander Fuchs Am Ende des Kampfes holte Deniz Menekse (links) noch mal auf, der Rückstand war aber zu groß.

Deniz Menekse leidet. Ein paar Sekunden nach seinem verzweifelten Schrei lässt sich der Ringer der Johannis Grizzlys erst von der Physiotherapeutin behandeln und liegt dann minutenlang im Mattenraum. Immer wieder nimmt er einen Schluck aus der Cola-Flasche, die offenbar wie ein Lebenselixier wirkt. Als der letzte Kampf des Abends vorbei ist, sieht man Deniz Menekse wieder lachen. Seine Grizzlys haben den SC Siegfried Kleinostheim in der Ringer-Bundesliga mit 12:9 besiegt – Menekses Niederlage ein paar Minuten zuvor war also verkraftbar.

"Ich hatte eigentlich einen anderen Gegner erwartet", sagt der 27-Jährige. "Deshalb war ich überrascht, musste mich anders auf den Kampf einstellen und bin dann zu spät reingekommen." Die Aufstellung im Ringen ist oft ein großes Taktieren, es gilt, die besten Ringer einzusetzen, ohne gewisse Punktgrenzen zu überschreiten. Gegen wen sie ringen müssen, erfahren die Sportler erst nach der Waage am Kampfabend.

Der Kreislauf sackt zusammen

Menekse bekam es am Samstag mit einem jungen Moldawier zu tun, der ihn anfangs ziemlich durch die Luft und auf den Boden warf, schnell stand es 1:13. In der zweiten Hälfte der sechs Minuten drehte Deniz Menekse aber noch mal auf, "es ist ja meine Stärke, hintenraus noch mal Gas zu geben, aber diesmal war der Rückstand zu groß." 7:13 verlor er letztlich, was den Gegnern zwei Mannschaftspunkte brachte.

Über diese Niederlage ärgerte sich der 27-Jährige so sehr, dass er sich selbst und seinen Körper vernachlässigte. "Ich bin nicht richtig ausgelaufen und dann ist mein Kreislauf zusammengesackt", erinnert er sich an die Minuten auf dem Boden. "Das darf mir eigentlich nicht passieren." Um kurz nach 22 Uhr, als die 95 erlaubten Zuschauer schon auf dem Heimweg sind, geht es Deniz Menekse aber schon wieder gut, er lacht und erzählt von seinem Leben.

Bei den Johannis Grizzlys ist er eines der wenigen Eigengewächse, die es bis in die internationale Spitze geschafft haben. Vor einigen Jahren war Deniz Menekse noch Sportsoldat und konnte vom Ringen leben, doch der Wettbewerb ist knallhart. Als er die Sportfördergruppe verlassen musste, machte er eine Ausbildung im Einzelhandel, unter der auch sein geliebter Sport bisweilen leiden musste. Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie hat ihn sein Arbeitgeber nicht übernommen, inzwischen verkauft er in einem Fachgeschäft Cardiogeräte.

Auch am Samstag stand er bis 16 Uhr im Laden, dann machte er sich auf den Weg in die Halle. Eine optimale Vorbereitung sieht anders aus, aber Deniz Menekse hat gelernt, auch mit solchen Widrigkeiten umzugehen. "Es ist natürlich besser, wenn man ganzen Tag frei hat, weil man sich besser vorbereiten kann", sagt er. Manchmal kam er sogar erst um 18 Uhr aus dem Laden und stand eineinhalb Stunden später schon topfit auf der Matte.

Wieder im Nationalkader

Doch jetzt, im Oktober 2020, war es noch einmal anders. Auf dem Heimweg von der Arbeit war Menekse nervös, es war ja für ihn der erste Kampf nach einer monatelangen Pause. Angst, sich auf der Matte zu infizieren, hat er nicht, auch wenn die Ringer nicht wie Profifußballer durchgehend getestet werden. "Ich denke nicht daran und befolge alle Hygienemaßnahmen", sagt er.

Wenn es die äußeren Umstände erlauben, will Deniz Menekse bald auch noch mal international angreifen. Seit dem 1. August ist er wieder Teil des Nationalkaders und will es zur nächsten EM und WM schaffen. "Und der Traum von Olympia lebt ja immer noch", so Menekse. "Das wird zwar nicht leichter, weil ich auch nicht mehr der Jüngste bin, aber ein Zyklus wäre noch möglich." Dafür leidet er auch gerne mal, so wie am Samstagabend im Mattenraum.

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