"Schritt nach vorne": Valentinis Club kombiniert sich in Form

11.1.2021, 05:45 Uhr

Fortschritte in der Vorwärtsbewegung? Im Nürnberger Achteck sind diese beim 1:1 gegen den Tabellenführer auf jeden Fall zu erkennen. Den ultimativen Nachweis dafür, dass sich der Club, dem Stärken im Offensivvortrag - präsentiert etwa beim klaren Auswärtserfolg in Osnabrück - bislang nur im Umschaltspiel nachgesagt wurden, auch bei der Durchführung komplett selbst gestalteter Angriffe verbessert hat, führt er gegen den HSV noch vor der Viertelstundenfrist. Planvoll, präzise und erfolgreich!

Ein Gute-Laune-Spielzug

Nürnbergs schöner und vom gebürtigen Hamburger Fabian Nürnberger veredelter Schnellangriff nimmt seinen Anfang bei Nürnbergs Anführer, Enrico Valentini. Seit dem Sommer trägt der Zabo-Italiener beim Club die Kapitänsbinde. Und im Vergleich zur großteils verheerenden Vorsaison wieder bessere Laune zur Schau. Was wenig verwundert, weil es vor allem bei Valentini - der in der Herzkammer des FCN groß wurde, diesen aber erst verlassen musste, um zum gestandenen Zweitliga-Profi zu reifen - deutlich besser läuft. Besser auf jeden Fall als in der zurückliegenden Rumpel-Runde, nach deren Verlängerung Nürnbergs Vorzeigeverein nur Sekunden vor dem Sturz in die Drittklassigkeit trennten.

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In der 14. Minute also läuft dieser wirklich schöne Spielzug los. Nimmt Fahrt auf und mündet in Nürnbergs Führung. Valentini bedient Singh auf der rechten Bahn. Singh passt zu Schäffler, der sich fallen hat lassen - und dieser zurück zu Valentini. Mit dem Innenrist, mit dem richtigen Timing und einem herrlich öffnenden Vertikalball hebelt der Club-Kapitän die auch durch Schäfflers Zurückweichen nach vorne gelockte HSV-Abwehr aus. Der Zugriff? Weg! Die Rothosen kommen dem FCN nun nicht mehr hinterher. Speziell dem flinken Robin Hack, der die vortreffliche Vorarbeit Valentinis auf der rechten Seite nutzt, um den Ball perfekt ins Zentrum zu befördern, wo Nürnberger gleichsam zielorientiert vollstreckt.

“Dass wir im Umschalten gut sind“, habe man schon “vor Weihnachten gezeigt“, konstatierte nach der Partie Club-Coach Robert Klauß, der sich freuen durfte, dass sein Team nun auch “mit Ball einen Schritt nach vorne gemacht“ hatte. Etwas, was sich nicht nur auf den lehrbuchmäßig vorgetragenen Angriff, der nach einer knappen Viertelstunde die FCN-Führung bedeutete, beschränkte. Etwas, was überdies “gegen gut verteidigende und gut anlaufende Gegner“ notabel gewesen sei, wie Nürnbergs Trainer ergänzte. Und in der Mehrzahl formuliert aus Klauß' Sicht auch die rot-schwarze Offensivleistung in Heidenheim mit einschloss.

Kein Sieg und Lernerfolge

Das mit dem “Schritt nach vorne“ hielt mit Enrico Valentini dann auch der Initiator und Wegbereiter des so wunderbaren Club-Treffers fest - wenngleich in anderem Zusammenhang. “Wir wurden vom HSV einmal bestraft, waren aber sonst sehr aufmerksam. Wir können mit Gegentoren inzwischen besser umgehen als in der letzten Saison. In dieser Hinsicht haben wir einen Schritt nach vorne gemacht“, gab der 31-Jährige nach Abpfiff zu Protokoll. Nachdem er festgehalten hatte, dass der FCN seinem Empfinden nach “sogar die besseren Chancen“ gehabt hätte. Es “also auch durchaus drei Punkte hätten sein können“, mit denen Valentinis Herzensverein seinen Lernerfolg bei der herausfordernden Hausaufgabe gegen den HSV noch deutlicher demonstriert hätte.

Wenn am Sonntag (13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) an der Castroper Straße auf Valentini und seinen FCN mit dem VfL Bochum das nächste Spitzenteam und die nächste Herausforderung wartet, gilt es für beide, diese Lernerfolge zu konservieren, die Fortschritte “stabil zu halten und es zu schaffen, so ein Spiel zu gewinnen“ (Klauß). Zumal sich der FCN bei Ballbesitz vor dem Hamburg-Spiel noch nicht mit den Spitzenteams der Liga messen konnte. Zunehmend ändern könnte sich das mit einem Enrico Valentini, der nicht nur nach vorne einleitet und ankurbelt, sondern dort auch selbst zur Stelle ist. In Braunschweig und Osnabrück hatten hervorragende Hereingaben des Routiniers ein Tor zu Folge. Als Manuel Schäffler gegen den HSV - im Strafraum schließlich von einem Rautenträger geblockt - in der ersten Hälfte eine gute Club-Chance vergab, betrachtete dies der ebenfalls abschlussbereite Kapitän ganz aus der Nähe.

Bochum? Eine Aalener Blaupause

Verlässlich im Abwehrverbund, couragiert bei Balleroberungen und in dieser Saison auch schon als Impulsgeber im Aubau- und Offensivspiel auffällig: Nach den gefühlten und realen Rückschritten der vergangenen Jahre scheint der Club-Kapitän so etwas wie seinen zweiten Frühling zu erleben. Etwas, was Valentini in der Auseinandersetzung mit dem VfL am Wochenende vielleicht bestätigen kann. Siegtorschütze - ein Dreier im Revier wäre sicherlich ein großer Fortschritt für den FCN - war Vale übrigens schon einmal. Im September 2013, beim Aalener 2:1-Erfolg in Bochum.