Schwung gegen St. Pauli? Behrens' Platzsuche beim FCN

13.2.2021, 05:48 Uhr

Weiß, wie sich Torjubel gegen St. Pauli in Nürnberg anfühlt: Hanno Behrens. © Sportfoto Zink / DaMa

“Wir müssen den Schwung mitnehmen, gegen St. Pauli wird es auch sehr wichtig“, gab Nürnbergs Ex-Kapitän auf den clubeigenen Kanälen die Richtung vor. Dass das im Geisterachteck steigende Duell mit den Kiez-Kickern ein besonders wichtiges wird, sollten im Fortlauf der Woche noch andere sagen. Robert Klauß etwa. Darum, dass Hanno Behrens eine Rolle spielen könnte in der Begegnung mit den Braun-Weißen und beim Ansinnen des Altmeisters, dem kuriosen Club-Erfolg in Darmstadt unmittelbar einen weiteren folgen zu lassen, ging es in des Trainers Statements aber nicht.

"Für Hanno Behrens ist immer Platz", hatte Klauß noch einige Monate zuvor erklärt. Im Oktober des Vorjahres, als sich der ins zweite Glied gerutschte FCN-Frontmann, der den Club fünf Jahre lang prägte und 2018 das Gesicht des Aufstiegs war, von einer Corona-Erkrankung erholte. Faktisch war das auch richtig, wenngleich Behrens beim jungen Coach weder davor noch danach eine Rolle spielen sollte. In 15 der 20 Zweitliga-Partien kam der Verbindungsoffizier zwischen Defensive und Angriff, der mit seinem Gespür für Räume schon viele wichtige Tore machte, in dieser Saison bislang zum Zug. In der Startelf aufgeboten wurde Nürnbergs Nordlicht - so der Stand vor dem Sankt-Pauli-Match - dabei nur dreimal.

Kurzeinsätze statt Führungsverantwortung:"Ich bin natürlich nicht glücklich da draußen, vor allem, wenn die Mannschaft eine schwere Phase hat", sagte der langjährige Club-Kapitän und kaltgestellte Dauerbrenner, der als Box-to-Box-Spieler mit seiner Laufstärke und Einsatzfreude potentiell wertvoll ist für den FCN, Anfang Januar den Nürnberger Nachrichten. Am Böllenfalltor, beim 2:1 gegen Darmstadt, wurde der Blondschopf in der 83. Minute eingewechselt. Kurz vor Schluss, wie so oft in der laufenden Runde. Als es wieder einmal darum ging, anzuschieben, anzutreiben, abzusichern. Etwas, was schwierig ist. Mit Behrens' Routine vielleicht aber ein wenig leichter fällt.

Werbung
Werbung

147 und die Mama

Der neuerliche Kurzeinsatz des einst unverzichtbaren Club-Anführers? Er wäre in einer ereignisreichen Schlussphase im für Behrens vertrauten Südhessen - 2015 war dieser aus Darmstadt nach Nürnberg gewechselt - dennoch kaum eine Randnotiz gewesen. Hätte, ja hätte er nicht clubhistorische Reichweite gehabt. Mit 147 Einsätzen im Unterhaus ist der gebürtige Elmshorner nun alleiniger Zweitliga-Rekordspieler des FCN. Vor seiner Einwechslung am Böllenfalltor hatte sich Behrens den Titel mit dem im November 2019 verstorbenen Norbert Eder geteilt. Bis kurz vor der Partie habe er gar nichts von der ins Haus stehenden Ehre gewusst, teilte der Aufstiegsheld nach dem Darmstadt-Match auf der Vereinswebsite mit. Bis der Club es getwittert und seine Mutter das ihm geschickt habe. Mama Behrens sei - so konnte man weiter lesen - eine überaus "stolze Mutter". Bezüglich aller Söhne, drei sind es an der Zahl. "Sie verfolgt alles, für mich persönlich manchmal einen Tick zu viel, manches will ich gar nicht wissen. Aber sie verfolgt aus dem Norden alle News, weil sie von mir leider auch nicht so viel hat, ich bin ja nur selten zuhause", teilte der Rekord-Hanno auf der altmeisterlichen Seite mit.

Vielleicht auch, weil es der Mama Freude bereitet, man in Elmshorn Flagge zeigt für den FCN, hat sich der 30-Jährige nie hängen lassen. Auch wenn der einst als unantastbar geltende Vorzeigeprofi seiner Unzufriedenheit über das Reservisten-Dasein Ausdruck verlieh. Und bei einem passenden Angebot die Noris schon im Winter verlassen hätte. Auch der FC St. Pauli, der kommende Gegner, soll sein Interesse am norddeutschen Sympathikus, der einst für St. Paulis rautentragenden Stadtrivalen Fußball spielte, bekundet haben.

"Es ist ja auch noch ein bisschen hin"

“Ich versuche, mich weiter reinzukämpfen und der Mannschaft zu helfen“, betont Hanno Behrens ganz Hanno Behrens. Und, dass es schwer sei im Fußball, “Dinge groß zu planen“. Das Ausland sei “immer ein Thema“, das ihn reize, wiederholt er im Club-Interview. “Ob das aber jetzt schon im Sommer was wird, weiß ich nicht. Ich kann da noch keine Tendenz sagen. Es ist ja auch noch ein bisschen hin“.

Ein bisschen hin? So wie am Sonntag gegen St. Pauli eventuell bis zum Schlusspfiff. Wenn der Elmshorner möglicherweise länger als sonst zum Zug kommt. Und sich in seinem 148. Zweitliga-Spiel als Schwungfeder betätigt. Oder sogar wieder einmal als Torschütze? Blaupausen dafür lieferte der Verein in einem schönen Video. Nicht nur im Norden - mit Ausnahme von St. Pauli - würden sie sich sehr darüber freuen.