FCN pflückt Lilien in Darmstadt: Eigentor entscheidet

6.2.2021, 15:27 Uhr
Endlich: Fabian Schleuser (links) nach seinem ersten Liga-Tor für den 1. FC Nürnberg.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Endlich: Fabian Schleuser (links) nach seinem ersten Liga-Tor für den 1. FC Nürnberg.

Einen Gegner wie den 1. FC Nürnberg am Samstagnachmittag nennt man wohl vor allem dankbar. Vor der Dienstreise zum SV Darmstadt hatte der Club sechs Spiele in Folge nicht gewonnen und fünf davon sogar verloren. Zudem fielen nicht weniger als sechs mehr oder weniger gelernte Stürmer aus, darunter die beiden Top-Scorer Manuel Schäffler (Daumen-OP) und Felix Lohkemper (Adduktorenprobleme) sowie U21-Nationalspieler Robin Hack (Bänderverletzung im Sprunggelenk).

Man musste also eine verunsicherte und doch arg geschwächte Nürnberger Mannschaft erwarten, die nach gut einer halben Stunde auch noch Kapitän Enrico Valentini (muskuläre Probleme) ersetzen musste. Trotzdem hielten die Gäste auf der Baustelle Böllenfalltor zumindest kämpferisch gut dagegen, ohne dabei fußballerisch zu überzeugen.


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Das Spiel bewegte sich in der ersten Halbzeit auf überschaubarem Niveau und wurde nach dem Seitenwechsel nicht viel besser; den 2:1 (0:0)-Erfolg nahmen die Nürnberger dennoch gerne mit. Fabian Schleusener hatte den Club in der 76. Minute in Führung gebracht, Fabian Holland glich in der 90. Minute per Handelfmeter aus. Ein kurioses Eigentor von Nicolai Rapp in der dritten Minute der Nachspielzeit ließ die Gäste, bei denen Oliver Sorg wegen absichtlichen Handspiels die Rote Karte sah (88.), wenig später über den ersten Sieg 2021 jubeln.

Startelf-Debüt von Borkowski

Wegen zahlreicher Absenzen stellte Trainer Robert Klauß den Startelf-Debütanten Dennis Borkowski als einzigen Stürmer auf, den 19-jährigen Winter-Zugang von RB Leipzig, der mit seiner Unbekümmertheit und Dynamik ganz vorn für Unruhe sorgen sollte. Dahinter waren insbesondere Mats Möller Daehli im offensiven Zentrum und Johannes Geis vor der Abwehr gefordert, mit ihrer Erfahrung beruhigend einzuwirken. Es gelang ihnen höchstens phasenweise.

Dass auch Darmstadt 98 unter der Woche einen empfindlichen Dämpfer hinnehmen musste und in Kiel beim Pokal-K.o. nach Elfmeterschießen viel Kraft und einige Nerven gelassen hatte, machte sich erst Mitte der zweiten Halbzeit bemerkbar, als die Beine auf tiefem Boden allmählich schwerer zu werden schienen. Vor der Pause bot sich Christian Clemens die beste, weil letztlich einzige Möglichkeit, ein Tor zu erzielen (10.); weil Christian Mathenia großartig reagierte, überstand der Club die Anfangsphase schadlos und hatte auch danach nicht mehr viele brenzlige Situationen zu überstehen.

Auf der anderen Seite köpfte Asger Sörensen zu unplatziert (20.) und schoss Tim Handwerker mit seinem starken linken Fuß aus acht Metern aufs kurze Eck, wo jedoch Schlussmann Marcel Schuhen herumstand (39.). Ansonsten schirmten beide Mannschaften ihre Strafräume ebenso geschickt wie weiträumig ab, so dass die Torhüter nicht viel zu tun hatten.

Nürnberg kam etwas mutiger aus der Kabine, schob den ganzen Block ein paar Meter weiter nach vorn. Und schon ergab sich eine Chance, Möller Daehli sprang in aussichtsreicher Position und eingesetzt von Borkowski allerdings der Ball vom Fuß (46.). Auffällig: die absolut ungefährlichen Standards.

Dramatik in der Schlussphase

Weil sich die Darmstädter beim Kreieren von Möglichkeiten nur unwesentlich geschickter anstellten, dürfte sich der eine oder andere neutrale Beobachter allmählich nach einer alternativen Nachmittagsgestaltung umgesehen haben. Es tat sich wirklich nicht viel Erwähnenswertes; Honsak scheiterte aus kurzer Distanz an Mathenia, ebenso wenig später Dursun mit einem Kopfball. Der zuletzt in die Kritik geratene Torwart war am Samstag bis auf einen Wackler kurz vor Schluss Nürnbergs Bester.

Je länger die Partie dauerte, desto mehr schienen taktische Vorgaben in den Hintergrund zu rücken. Ungefähr ab Mitte der zweiten Halbzeit häuften sich die Abschlüsse, auf beiden Seiten; Krauß hatte das 1:0 auf dem Kopf (68.), auf der Gegenseite musste Handwerker wenig später einen noch leicht abgefälschten Schuss von Dursun vor der Linie klären.

Das 0:0 ging insgesamt in Ordnung und es deutete eigentlich auch nicht mehr viel auf eine Ergebnisveränderung hin, als der 1. FC Nürnberg plötzlich führte: Nach einer Hereingabe von Handwerker konnte Schuhen noch vor Dovedan klären, den Abpraller drückte Fabian Schleusener über die Linie.

Sein erster Liga-Treffer für den Club sollte aber nicht ganz reichen, dachte man zumindest. Nach einem absichtlichen Handspiel von Oliver Sorg entschied der Schiedsrichter auf Rot und Elfmeter, Holland verwandelte zum 1:1. Damit aber nicht genug: Nach einem weiten Abschlag von Mathenia köpfte Rapp über seinen Schlussmann hinweg ins eigene Tor - das 2:1 für den 1. FC Nürnberg in der dritten Minute der Nachspielzeit hätte kurioser nicht passieren können.

Und plötzlich sprach niemand mehr über die vielen Verletzten, sondern nur noch alle über den ersten Sieg 2021. Was für einen!

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