Selbst im Club steckt ein kleines Stück Arsenal

16.9.2009, 00:00 Uhr
Selbst im Club steckt ein kleines Stück Arsenal

© Wolfgang Zink

Natürlich weiß Havard Nordtveit, was ihn am Samstag erwartet. Zumindest hat er eine Vorstellung davon: Timoschtschuk, Olic, Gomez, Robben und natürlich Ribéry - aber, das ahnt der junge Norweger schon, beim Spiel gegen den FC Bayern sind die Stars ausnahmsweise nur Nebensache. Allem voran erwartet Nordtveit am Samstag sein erstes Derby im FCN-Trikot.

«Wie Arsenal gegen Chelsea, wo jeder Spieler alles gibt«

Es ist ein Derby, auf das sich der 19-Jährige freut - trotz des aus Nürnberger Sicht nicht gerade mutmachenden 5:1-Sieges der Bayern gegen Dortmund. Nürnberg gegen München, das sei «wie Arsenal gegen Chelsea, wo jeder Spieler alles gibt«, schwärmt Nordtveit. Dass sich Nürnberg in München wahrscheinlich ein wenig schwerer tun wird als Arsenal, wenn es bei Chelsea zu Gast ist, auch das ahnt Nordtveit aber wohl.

Der Vergleich mit Arsenal und Chelsea kommt nicht von ungefähr: Nordtveit ist seit 2007 beim englischen Spitzenverein FC Arsenal unter Vertrag und hat in seiner ersten Saison in London als Kapitän von Arsenals zweiter Mannschaft reichlich Derby-Erfahrung gesammelt. In der Reserve League South, einer Art Premier League der zweiten Mannschaften, tummeln sich die Spitzenvereine aus London; neben Chelsea und Arsenal sind auch Tottenham Hotspur, Fulham und West Ham dabei.

Schnell wieder im Flugzeug nach London

«Ich selbst komme ja nicht von dort, aber wenn die Jungs aus London bei so einem Spiel nicht getroffen haben, waren sie am Boden zerstört«, erinnert sich Nordtveit. Das Spiel gegen Tottenham war sein bislang größtes Derby, sagt er. Arsenal gewann 2:1, aber das Spiel ist nicht nur deswegen in guter Erinnerung geblieben: «Im Derby gibt jeder Spieler immer noch ein bisschen mehr als sonst«, erklärt Nordtveit, «und das ist natürlich gut fürs Spiel.«

Nachdem Nordtveit vergangene Saison als Leihgabe beim spanischen Club Salamanca und später im norwegischen Lilleström Spielpraxis sammelte, fand Trainer Arsene Wenger im Sommer, dass es Zeit sei für den nächsten Schritt in Richtung Premier League - Zeit für die Bundesliga. Ein Jahr (auf Leihbasis) beim «Bundesliga-Newcomer« Nürnberg, so ist es auf der Vereins-Homepage nachzulesen, könnte aus dem norwegischen U21-Nationalspieler einen Großen machen. Sollte das gelingen, wäre Nordtveit freilich nach Ende der Saison schnell wieder im Flugzeug nach London.

«Er ist in der Lage, Angriffe zu hemmen«

Arsene Wenger, der hofft, dass man in Nürnberg das Potenzial des Abwehrtalents erkennt, dürfte die vergangenen beiden Bundesliga-Spieltage recht zufrieden verfolgt haben. Sein Schützling machte in beiden Partien einen vorzüglichen Eindruck. Bislang scheinen Wengers Pläne also aufzugehen. «Sehr, sehr wahrscheinlich« ist Nordtveit beim Spiel gegen Bayern dabei, sagt Trainer
Michael Oenning, der das junge Talent beim gestrigen Training besonders aufmerksam beobachtete und höchst zufrieden war.

Sehr ruhig und abgeklärt agiere der 19-Jährige auf der (für ihn eigentlich ungewohnten) Position im defensiven Mittelfeld vor der Abwehr, lobt Oenning, dem zudem das «sehr, sehr gute Pass-Spiel« und das starke Zweikampfverhalten Nordtveits aufgefallen ist. «Er ist in der Lage, Angriffe zu hemmen«, sagt Oenning. Genau das, was der 1. FCN braucht, wenn Timoschtschuk, Olic, Gomez, Robben, und natürlich Ribéry warten.

Derby mit Phantomtor

Nein, sagt Nordtveit, über bayerische Derbys haben seine Teamkollegen noch nichts berichtet - zu viel will er gar nicht hören; «zu viel Derby im Kopf«, das könne belasten. Noch nicht einmal die bitterste Geschichte haben sie ihm erzählt. Als im April 1994 im Münchner Olympiastadion alle, aber leider nicht der Schiedsrichterassistent, auf den es ankam, einen Ball sahen, der ein paar Zentimeter am linken Torpfosten vorbeirollte und zum berühmtesten Phantomtor der Fußballgeschichte wurde, war Nordtveit keine vier Jahre alt. Das Spiel wurde bekanntlich nachgeholt, Nürnberg verlor 5:0 und stieg, wieder einmal, ab. Bayern München wurde indes wieder einmal Meister.

Oenning könnte Nordtveit viel erzählen, über die Rivalität der beiden Vereine, die sich einst um den Titel des Rekordmeisters stritten. Inzwischen sei München «ein Stück weit enteilt«, die Rivalität aber sei geblieben. Am Samstag wird Nordtveit wissen, wovon Oenning spricht.