Mega Zoff um Bundesliga-Rechte

Sky als Gewinner? Streit zwischen DAZN und DFL eskaliert komplett - so geht es jetzt weiter

Georgios Tsakiridis

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2.5.2024, 10:42 Uhr
ARCHIV - Der Streit zwischen der DFL und dem Medien-Unternehmen DAZN spitzt sich zu. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

© Frank Rumpenhorst/Frank Rumpenhorst/dpa ARCHIV - Der Streit zwischen der DFL und dem Medien-Unternehmen DAZN spitzt sich zu. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Während der Kampf um den Bundesliga-Titel längst entschieden ist, bahnt sich im Hintergrund ein deutlich spannenderer Plot auf. Es geht um nicht weniger als die TV-Rechte bis 2029 - und damit um Milliarden! Im Bieterwettstreit wittert DAZN unfaires Spiel seitens der Deutschen Fußball Liga (DFL) - die reagiert entschlossen und weist sämtliche Vorwürfe des Streamingdienstes zurück. Der Streit um den Verkauf der TV-Rechte kommt nun vors Schiedsgericht, zudem droht DAZN mit einem jahrelangen Verfahren, die DFL sieht sich dafür "gut aufgestellt".

Was ist passiert?

Anstoß des Zorns ist das sogenannte Paket B für Live-Spiele im Pay-TV. Es ist das mit Abstand teuerste und wichtigste und enthält insgesamt 196 Live-Partien. DAZN und DFL streiten um den ersten Tag der Auktion und um eine Bankbürgschaft. Die zunehmend schärfere Auseinandersetzung war ausgebrochen, nachdem die DFL nach dpa-Informationen vor zwei Wochen das TV-Rechte-Paket B für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 an den Pay-TV-Anbieter Sky vergeben hatte. Konkurrent DAZN behauptet, die DFL habe damit sein deutlich besseres Angebot abgelehnt, weil eine kurzfristig verlangte Bankbürgschaft nicht innerhalb eines Tages zu erlangen war. Die DFL hat nach eigenen Angaben das strittige Paket rechtmäßig vergeben. Die Angebote von DAZN seien nicht ausschreibungskonform gewesen, erklärte der Ligaverband.

Der Fall wird nach der jüngsten Eskalation jetzt juristisch geklärt. DAZN hat nach eigenen Angaben die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) eingeschaltet. Das bestätigten ein Sprecher des weltweit tätigen Unternehmens mit Sitz in London und die DFL am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Nach heftigen Attacken und gegenseitigen Vorwürfen soll damit eine Klärung in der Auseinandersetzung herbeigeführt werden.

Was bedeutet das für Liga und Anbieter?

Pikant: Laut dpa beabsichtigt DAZN sogar, sich komplett aus der TV-Ausschreibung der Fußball-Bundesliga zurückzuziehen, wenn der Internet-Sender das Paket nicht bekommt. Für die DFL könnte ein Ausstieg von DAZN aus dem Bieterverfahren zu einem enormen Problem werden: Bei der Auktion der weiteren Pakete würde ein finanzstarker Konkurrent fehlen, der im Wettbieten die Preise in die Höhe treibt. Würde der Streamingdienst wirklich komplett aussteigen, müssten die 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga ebenfalls um die Fernsehmilliarden fürchten.

Sky soll deutlich weniger Geld als DAZN auf den Tisch gelegt haben. Demnach habe DAZN rund 400 Millionen Euro jährlich für das Paket B geboten - also rund 1,6 Milliarden Euro für die Rechteperiode 2025/26 bis 2028/29. Über Zeitraum von vier Jahren gerechnet soll das Angebot sogar rund 300 Millionen Euro über dem der Konkurrenz gelegen haben.

Wie geht es weiter?

Die Ausschreibung der Rechte für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 sollte eigentlich schon abgeschlossen sein – ist aber aktuell ausgesetzt. Ende Mai treffen sich DAZN und die Liga vor dem Schiedsgericht. Dieses soll klären, ob die DFL der Streaming-Plattform zu Recht den Zuschlag für das Paket B verwehrt hat und es an Sky vergeben durfte. Einen festen Zeitrahmen gibt es nicht. Ein Schiedsverfahren dauert in der Regel kürzer als ein Verfahren vor staatlichen Gerichten, da es nur in einer Instanz geführt wird. Mehrere Monate dürfte es sich allerdings hinziehen.

Die große Frage: Wer bekommt die Rechte an der Bundesliga? Bei einem DAZN-Ausstieg wäre bei der Ausschreibung die Bahn frei für Sky. Dann könnten alle 306 Spiele wieder bei einem Anbieter laufen. Das war zuletzt 2016/17 der Fall. Aktuell zahlen Fans je nach Angebotslage 30 Euro bis 35,50 pro Monat bei Sky und 34,99 bis 44,99 Euro für DAZN – also monatlich bis zu 80,49 Euro.

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