SOS vom Leuchtturm: Nürnbergs Tennisturnier braucht Hilfe

27.5.2019, 08:57 Uhr
SOS vom Leuchtturm: Nürnbergs Tennisturnier braucht Hilfe

© Foto: Jürgen Rauh/Zink

Jeden Tag, sagt Sandra Reichel, sei sie in dieser Woche mit einer seltsamen Mischung aus Freude und Traurigkeit aufgestanden. Und tagelang habe sie sich überlegt, was sie denn bei der abschließenden Pressekonferenz des siebten Tennisturniers Nürnberger Versicherungscup sagen werde.

Die Veranstalterin wusste natürlich, dass alle nur eine Frage haben würden: Wie geht es weiter mit dem Turnier, nachdem der Hauptsponsor und Namensgeber, die Nürnberger Versicherung, im Frühjahr ihren Rückzug nach dieser siebten Auflage angekündigt hatte. "Wir wollten uns so frühzeitig erklären, damit sich Frau Reichel schon während des Turniers um neue Geldgebern bemühen kann", sagt Armin Zitzmann, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens. Als Tennis-Fan, so erklärt er am Samstag, schlagen da zwei Herzen in seiner Brust. Einerseits hätte er das Turnier gerne weiterhin unterstützt, andererseits musste man auch erkennen, dass die bundesweite Wahrnehmung immer sehr schlecht gewesen sei, wenn keine deutsche Spielerin mehr dabei war - und das war bis auf die Premiere 2013 eben sehr frühzeitig so. "Und dann", so Zitzmann, "ist es für uns hinausgeworfenes Geld."

Kampfesmut am Neuen Zabo 

So weit, so schlecht. Bleibt die Frage: Wie geht es weiter? Fakt ist, dass Reichels österreichische Match-Maker-Agentur die Lizenz für das Turnier hat - und zwar für die Woche vor den French Open in Paris. Man kann also in Nürnberg bleiben, oder sich einen anderen Standort suchen, aber eben derzeit nur für diesen Termin. Dass sie kämpfen will, hat Reichel immer wieder betont. "Ich und mein Team werden alles tun, um das Turnier in Nürnberg zu halten. Es ist uns wirklich ans Herz gewachsen", sagt sie - verbunden mit der Einschränkung: "Wenn man aber merkt, dass der Zuspruch nicht so ist, wie man es braucht, dann muss man die Konsequenzen ziehen."

Reichel hat das WTA-Turnier auf der schmucken FCN-Anlage am Valznerweiher mal als "Leuchtturm-Veranstaltung" für die Stadt bezeichnet; und immer wieder betont sie, dass es in Deutschland neben dem Porsche-Cup in Stuttgart eben nur Nürnberg als zweiten WTA-Standort gibt und wie groß aus ihrer Sicht die internationale Ausstrahlung solch einer Veranstaltung sei. Aber die kostet Geld. Auf rund 1,5 Millionen Euro dürfte sich der Etat belaufen, und durch den Ausstieg des Hauptsponsors fehlt ihr in ihrem Budget nun rund ein Drittel. Eine doch gewaltige Lücke, die Co-Sponsoren wie Lotto Bayern, Simba Dickie und das Nürnberger Software-Unternehmen NCP mal nicht so eben schließen können.

"Jede Menge" Gespräche

Gespräche mit der Stadt, mit der Metropolregion und mit regionalen Firmen hat Reichel in dieser Woche "jede Menge" geführt, dauernd sah man sie mit dem Telefon am Ohr über die Anlage laufen. Dass es noch keine konkreten Ergebnisse gibt, war zu erwarten, weshalb der Zustand zwischen "Freude und Traurigkeit" wohl angehalten hat. Und so ist ihr Appell, "die Kräfte in der Region doch bitte zu bündeln", wohl auch eine Art SOS-Notsignal, denn auch die Zeit läuft wie die Shot Clock vor dem ersten Aufschlag bei einem Grand-Slam-Turnier gegen sie.

"Bis Ende Juli müssen wir wissen, wie es weitergeht", sagt Reichel. Dann erstellt die Women’s Tennis Association (WTA) ihren Turnierplan fürs nächste Jahr. In den ersten beiden Juli-Wochen findet das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon statt, Ende Juli dann das Traditionsturnier am Hamburger Rothenbaum, das in diesem Jahr erstmals von der Match-Maker-Agentur unter Leitung von Reichels Vater ausgetragen wird. Es ist ein Männerturnier, und der in der Hansestadt immer wieder mal geäußerte Wunsch, auch die Damen mit- einzubeziehen, hat die Vermutung aufkommen lassen, dass die Nürnberger WTA-Lizenz dann eben bald nach Hamburg wandern könnte. "Geht derzeit gar nicht", sagt Reichel, "eben weil unsere Lizenz an die Woche vor Paris gebunden ist."

So werden sich die Tennis-Fans, die das Turnier auch trotz des teilweise schlechten Wetters nicht haben hängen lassen, noch ein wenig gedulden müssen, ob am Ende Freude oder Traurigkeit überwiegt.

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