Nachfolger von Leitl

41, Schweizer, Offensiv-Freund: Wer ist Fürths neuer Trainer Marc Schneider?

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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17.5.2022, 18:10 Uhr
"Wir waren auch menschlich sofort auf einer Wellenlänge": Fürths Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi (links) mit dem neuen Trainer Marc Schneider.

© SpVgg Greuther Fürth "Wir waren auch menschlich sofort auf einer Wellenlänge": Fürths Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi (links) mit dem neuen Trainer Marc Schneider.

Wenn man sich in der Schweiz nach Marc Schneider erkundigt, hört man nur Gutes. Selbst in seiner Heimat ist der Mann, den das Kleeblatt am Dienstag als neuen Trainer vorstellte, kein großer Name - doch die, die ihn kennen, sprechen äußerst positiv über ihn. Der 41-Jährige sei ein "sehr ruhiger und überlegter Typ", heißt es, ein Mensch, mit einer "sehr positiven Art", einer, der "seine Qualitäten im persönlichen Umgang" hat und gleichermaßen "mit Jung und Alt" kann.

Die ersten Eindrücke von Beobachtern des Schweizer Fußballs passen zu dem, wie Marc Schneider in seinem Vorstellungsvideo wirkt. Am Dienstagmorgen hatten mehrere Medien in der Schweiz davon berichtet, dass der ehemalige Spieler des FC Zürich, der mit dem Klub zweimal Meister geworden war, in Fürth die Nachfolge von Stefan Leitl antreten soll. Um 13 Uhr bestätigte der Verein das dann auch offiziell - und ließ den neuen Trainer einfach selbst über sich sprechen.

Vor allem ein Satz in dem knapp dreiminütigen Video, das der Verein in den sozialen Medien verbreitete, blieb hängen. Als Marc Schneider über das Interesse am Menschen und über Wertschätzung sprach, da sagte er etwas, das im oft harten und unnachgiebigen Fußballgeschäft nicht alltäglich ist. Wichtig sei als Trainer zu wissen, "dass ich mit Menschen arbeite, nicht mit Spielern", betonte Schneider. "Dann bin ich überzeugt, dass sie ihre beste Leistung abrufen können."

Mit seiner offenen und wertschätzenden Art hat der 41-Jährige die Verantwortlichen der Spielvereinigung überzeugt - die wiederum auch Schneider überzeugten, den Neuanfang in der zweiten Liga anzuleiten. Der neue Trainer schwärmt von der "Chemie zwischen mir und dem Sportchef" Rachid Azzouzi, die Atmosphäre in Fürth sei "sehr familiär, sehr zuvorkommend und sehr, sehr herzlich". Das, so Schneider, "ist nicht normal, das schätze ich sehr".

Seine ersten Schritte als Trainer machte Marc Schneider beim FC Thun, für den er früher auch lange spielte. Vor allem ein Name eines ehemaligen Weggefährten fällt dabei sofort auf. Im kleinen Städtchen im Kanton Bern arbeitete er länger als Co-Trainer von Urs Fischer, der den Union Berlin erst in die Bundesliga und zuletzt zweimal in den Europapokal führte. "Von ihm hat er sicher viel mitgenommen", sagt ein Schweizer Journalist über die gemeinsame Zeit beim FC Thun, bei dem Schneider später als Cheftrainer "einen richtig tollen Job gemacht" habe - trotz eines Abstiegs vor zwei Jahren.

Mit bescheidenen Mitteln viel erreichen - die Ähnlichkeiten zwischen Thun und Fürth sind groß. Findet auch Marc Schneider, der zuletzt in Belgien bei Waasland-Beveren an der Seitenlinie stand. In seiner Zeit beim FCT hatte er mit "unheimlich vielen Spielern, die den nächsten Schritt gemacht haben" zu tun. In Fürth soll er jetzt wieder Spieler bei ihren nächsten Schritten begleiten - und so dafür sorgen, dass auch das Kleeblatt große Schritte nach vorne macht. "Das ist der Weg, den der Verein gehen will, zu dem ich auch gut passe und den ich sehr gerne mitgehen will", sagt Schneider.

Auch fußballerisch scheint der neue Mann sehr gut nach Fürth zu passen. Rachid Azzouzi hatte zuletzt mehrfach betont, dass er zwar "keine Kopie von Stefan Leitl" suche, aber schon einen Mann, der "dominanten und schön anzuschauenden Offensivfußball" spielen lassen möchte. Es ist eine Philosophie, mit der sich der 41-Jährige sehr gut anfreunden kann. "Offensiv, kreativ, mit einer hohen Intensität, das ist meine Art und Weise, Fußball zu spielen", erklärt Schneider, "mit einer guten Organisation, mit taktischem Verständnis, dass es Freude macht, auf dem Platz zu sein und auch Freude macht, zuzusehen. Dass man erkennt, dass das Kleeblatt auf dem Platz steht."

Mit seinen neuen Spielern wird Schneider zum ersten Mal beim Trainingsauftakt am 5. Juni auf dem Platz stehen. Neu ist die Spielidee des Schweizers nicht, seine liebste Formation ist ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute - also genau das System, mit dem die Fürther im Aufstiegsjahr so schönen Fußball spielten und den Fürther Flachpass zelebrierten. "Ich freue mich, Fürth kennenzulernen", sagt Schneider, "und am Schluss auch lieben zu lernen."

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