Neue Heimat der Kleeblattfans

Ein Ort voller Erinnerungen: Der Fanbunker Fürth ist fertig

10.07.2021, 20:07 Uhr
Sitzbänke von der alten Haupttribüne, daneben eine nachgebaute Anzeigetafel aus dem Ronhof: Im Bunker wird die Geschichte lebendig. 

© Hans-Joachim Winckler, NN Sitzbänke von der alten Haupttribüne, daneben eine nachgebaute Anzeigetafel aus dem Ronhof: Im Bunker wird die Geschichte lebendig. 

Wer den Fanbunker betritt, kann mit jedem Schritt ein bisschen tiefer in die Geschichte eintauchen. Bereits vor dem großen Eingangstor erinnert ein rot-gelbes Schild jeden Besucher daran, dass er gerade einen besonderen Ort betritt. „Schutzraum 901 Personen“ steht darauf, auf den nächsten Metern sieht man kühle, kahle Wände, die einen erschaudern lassen beim Gedanken an die Zeit, in der sich hier tatsächlich Menschen vor den Bomben des Kriegs versteckten, in den die Nazis die Welt vor mehr als 80 Jahren stürzten.

Doch fortan soll dieser Hochbunker aus dem Jahr 1941 ein Ort der Freude sein, der Geselligkeit, des Zusammenseins – kurzum: eine Heimat für alle Kleeblattfans. Nur knapp 200 Meter sind es vom Eingangstor zu den Toren des Sportpark Ronhofs. Wenn die Spielvereinigung im August in der ersten Bundesliga gegen Bayern, Dortmund und andere Spitzenvereine spielt, sollen die Anhänger nach dem Abpfiff im Bunker über Tore diskutieren und mit Gleichgesinnten Zeit verbringen – sofern die Pandemie es zulässt.


Ein Rundgang durch den Bunker der Sportfreunde Ronhof


Doch bis aus diesem geschichtsträchtigen Gebäude ein Anlaufpunkt für Kleeblattfans wurde, dauerte es lange. Dieter Wirth erinnert sich noch gut an das Jahr 2008, als der 1. Vorstand der Sportfreunde Ronhof mit einigen anderen Mitstreitern sowie Vertretern der Stadt schon mal im Gebäude war. „Das hat mich damals wirklich fasziniert“, sagt Wirth, „wir hätten das Gebäude zu dem Zeitpunkt aber kaufen müssen.“

Das war nicht möglich, deshalb zogen die Sportfreunde in Kellerräume in der Boenerstraße. Nach zehn Jahren wurde der Mietvertrag für die „Sportfreunde Kneipe“ allerdings nicht mehr verlängert – und die Fans dachten wieder an diesen faszinierenden Ort unweit des Ronhofs.

Der stand immer noch ungenutzt da, als stilles Mahnmal mitten im Laubenweg. Mit jedem Besuch dort wurde die Faszination größer. „Es war aber klar, dass wir das alleine nicht stemmen können“, so Wirth. Glücklicherweise fanden sie einen Kleeblattfan, der ebenso begeistert war von der Idee – und den Sportfreunden als anonymer Gönner ein Darlehen zu, so heißt es, sehr günstigen Konditionen gab.

110 Tonnen Bauschutt

Um einen Verkauf ging es zwölf Jahre nach dem ersten Besuch nicht mehr, die Stadt konnte sich aber vorstellen, den Fans den Bunker per Erbpacht zu überlassen. Am 6. Dezember 2019, das weiß Wirth noch genau, unterschrieben sie beim Notar alle Verträge, einen Monat später ging es schon mit den Umbauarbeiten los.

In den Gängen wurde unter anderem die Jahrhundertelf der Spielvereinigung verewigt.

In den Gängen wurde unter anderem die Jahrhundertelf der Spielvereinigung verewigt. © Hans-Joachim Winckler, NN

Die Fotos an den Wänden des Fanbunkers zeugen von schweißtreibenden Tagen im Winter, Masken trugen die Menschen dort nicht, um sich vor einem kleinen Virus, sondern vor dem vielen Staub zu schützen. Die Abbrucharbeiten der alten Mauern zogen sich über Wochen hin, „insgesamt haben die Helfer 110 Tonnen Bauschutt aus dem Gebäude geschafft“, erzählt Wirth, „entweder mit Eimern oder den Händen.“


Sportfreunde Ronhof: Endspurt für das Projekt Fanbunker


Dann kam Corona, Masken trug nun jeder, um sich vor einer gefährlichen Krankheit zu schützen – und im Bunker ging es erstmal zäh voran. Einzelpersonen und Fachfirmen konnten zwar weiter arbeiten, doch die Arbeiten stockten erst einmal. Dafür schnitten Spezialisten insgesamt sechs Fenster in die zwei Meter dicken Mauer, „ein Block hätte 8,8 Tonnen gewogen, weshalb alle geviertelt wurden“, so Wirth. Die schweren Mauerstücke dienen jetzt als Sitzgelegenheit im Garten.

190.000 Euro Ausgaben - und viele, viele Helferstunden

Solche Arbeiten gehen natürlich ins Geld, insgesamt haben die Umbaumaßnahmen laut Wirth knapp 400.000 Euro gekostet, „darin enthalten sind auch die vielen Helferstunden und viel Eigenleistung“, sagt Wirth. „Ausgegeben haben wir etwa 190.000 Euro.“ Sportfreunde-Mitglied Willi Weber hat zum Beispiel ehrenamtlich die Bauleitung übernommen, andere haben jedes Wochenende im Gebäude verbracht.

Durch die andauernden Pandemie konnten sich die Fans in aller Ruhe der detailverliebten Gestaltung widmen, im ersten Stock, wo künftig die neue „Sportfreunde Kneipe“ zuhause ist, kann man ebenfalls mit jedem Meter tiefer in die Geschichte eintauchen. Jedes Bild, jeder Schal und jedes Kunstwerk an den Wänden erzählt aus der 118 Jahre langen Historie der Spielvereinigung. Unter anderem hat Dieter Wirth die alte Anzeigetafel aus dem Ronhof nachgebaut, damit die Besucher eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen können.


Info: Wer das Projekt finanziell unterstützen möchte, findet auf der Homepage des Fanbunkers alle Informationen.

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