Nach Pfiffen zur Pause

Erlösung dank starker zweiter Hälfte: Kleeblatt besiegt Magdeburg mit 3:0

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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18.3.2023, 15:02 Uhr
Geht doch: Das Kleeblatt steigerte sich in der zweiten Hälfte deutlich und schoss drei Tore.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Geht doch: Das Kleeblatt steigerte sich in der zweiten Hälfte deutlich und schoss drei Tore.

Spiele gegen den 1. FC Magdeburg haben in Fürth keine große Tradition. Erst dreimal begegneten sich das Kleeblatt und der Europapokalsieger von 1974 in der zweiten Bundesliga - was natürlich mehr am lange unterklassigen FCM lag als an der Spielvereinigung. Doch wenn sich beide Vereine treffen, dann sind es durchaus wichtige Angelegenheiten - auch für den weiteren Saisonverlauf.

Beim ersten Aufeinandertreffen im November 2018 köpfte Richard Magyar das Kleeblatt nach zuvor drei sieglosen Spielen in der Nachspielzeit zum Sieg, im Rückspiel schöpfte Magdeburg mit einem 2:1 nochmal neue Hoffnung im Abstiegskampf, musste sich aber ein paar Wochen später nach nur einem Jahr wieder in die dritte Liga verabschieden. Erst drei Jahre später gelang dem "Club" die Rückkehr in Liga zwei, wo sich beide Vereine im September vergangenen Jahres wieder trafen.

Zwei Änderungen in der Fürther Startelf

Das 1:2 im Heinz-Krügel-Stadion war "ein relativer Grottenkick", wie Fürths Trainer Alexander Zorniger am Donnerstag befand. Vor allem war diese Niederlage in vielerlei Hinsicht ein Tiefpunkt in der extrem schwierigen Hinrunde - ein paar Wochen später musste Marc Schneider gehen. Ein halbes Jahr später schaute der 1. FC Magdeburg für den vierten, erneut sehr wichtigen, Vergleich beider Mannschaften im Ronhof vorbei - und wieder gewann die Heim-Mannschaft. Das 3:0 (0:0) war eine Erlösung für die Fürther.

Nach dem "richtig stabilen und guten Auswärtsspiel" auf St. Pauli, das dennoch mit einer Niederlage endete, sah Zorniger wenig Anlass, etwas an seiner Startelf zu ändern. Auf zwei Positionen musste er aber. Damian Michalski ersetzte den rotgesperrten Gideon Jung in der Abwehrzentrale, Luca Itter rückte für den an der Schulter verletzten Sebastian Griesbeck in die Dreierkette - wo er allerdings links begann, sodass Oussama Haddadi als Linksfuß nach rechts rücken musste.

Die Umbauarbeiten in der Defensive sowie die wieder komplizierter gewordene Lage im Tabellenkeller schienen das Kleeblatt seltsam zu verunsichern. Bereits bei der typischen Zorniger-Anstoßvariante schoss Andreas Linde nach zwei Sekunden den Magdeburger Luc Castaignos an, Michalski sah nach einem unnötigen Stellungsfehler bereits in der dritten Minute Gelb, kurz darauf verlor Tobias Raschl den Ball im Aufbau, Silas Gnaka schoss aber uninspiriert weit vorbei (6.). Zwischendurch war Ragnar Ache nach starker Vorarbeit von Lukas Petkov im Sechzehner nicht an den Ball gekommen.

Bereits nach 20 Minuten war der Arbeitstag für Castaignos, der sich immer wieder ans Knie gefasst hatte, beendet, für ihn kam Jason Ceka. Vier Minuten später erarbeitete, nein, erpresste sich das Kleeblatt seine erste Chance. Simon Asta jagte Mohammed El Hankouri tief in der gegnerischen Hälfte, der Querpass des Magdeburgers landete auf dem Kopf von Ragnar Ache - und von da aus weit über dem Tor.

Deutlich vernehmbare Pfiffe zur Halbzeit

In der ersten halben Stunde hatte das Kleeblatt nur 35 Prozent Ballbesitz und schaffte es auch nicht, den Magdeburger Ballbesitz so richtig zu stören. Dann aber hätten die Fürther trotzdem in Führung gehen müssen. Petkov leitete seine Chance mit beherztem Einsatz selbst ein, fand Branimir Hrgota am Sechzehner, der den Ball in Richtung Fünfmeterraum durchsteckte. Petkov hätte aus sechs Metern freistehend das 1:0 schießen können, schoss aber einen Meter am Tor vorbei (34.).

Wenig später musste Magdeburg erneut verletzungsbedingt wechseln, Amara Condé kam für für Cristiano Piccini. Doch trotz der personellen Sorgen blieb der Drittliga-Aufsteiger die bessere Mannschaft und erarbeitete sich bis zur Pause weitere Möglichkeiten. Herbert Bockhorns Schuss aus der Distanz war kein Problem für Linde (45.), in der Nachspielzeit verpasste der Rechtsverteidiger das 0:1 nach Flanke von El Hankouri nur um Millimeter. Dann pfiff der Schiedsrichter zur Pause - und mit ihm pfiffen erstaunlich viele der 11.619 Zuschauer im Ronhof.

Zur zweiten Hälfte wechselte Magdeburg erneut. Tatsuya Ito kam für den erst während der ersten Halbzeit eingewechselten Jason Ceka. Alexander Zorniger begnügte sich derweil offenbar mit einer deutlichen Halbzeitansprache, denn seine Mannschaft kam deutlich verbessert zurück. Aches Kopfball ging noch weit vorbei, kurz darauf spielten sich Raschl und Asta über rechts durch, Asta entschied sich aber gegen einen Abschluss - und fand Ache im Strafraum nicht (48.).

Vier beste Chancen in vier Minuten - kein Tor

Die Spielvereinigung erhöhte den Druck weiter, ein Tor gelang ihr aber trotz bester Chancen nicht. Asta fand mit seinem Zuspiel von rechts keinen Abnehmer (52.), Marco John wurde über links schön freigespielt, entschied sich aber trotz freier Schussbahn für einen Querpass - zu einem Magdeburger (53.). So ging es munter weiter mit dem Chancen-Vergeben: Ache setzte sich erst stark durch, brachte den Ball dann aber nicht zum freien Hrgota - sondern schoss ihn ins Aus (54.). Schließlich fand Max Christiansen den völlig freien Hrgota - doch auch der köpfte aus fünf Metern am Tor vorbei (55.)

Damit endete die Fürther Drangphase zunächst. Zorniger brachte Julian Green für Tobias Raschl (58.) - der den Ronhof sechs Minuten später jubeln ließ. Aches Abschluss nach Flanke von Hrgota wurde noch geblockt, Green aber nahm aus 16 Metern Maß und schlenzte den Ball genau neben dem Pfosten ins Netz. 1:0 fürs Kleeblatt. Weitere fünf Minuten später setzte sich Asta stark über rechts durch, fand Ache, der an Reimann scheiterte - doch von dessem Fuß prallte der Ball genau auf Daniel Heber - und von dessen Oberkörper zum 2:0 ins Netz (69.).

Weitere fünf Minuten später verpasste Asta freistehend das 3:0 und schoss Reimann an - der Lukas Petkov in der 75. Minute sein erstes Zweitligator schenkte und sich einen unplatzierten Distanzschuss des Fürthers selbst ins Tor legte. 3:0. Endlich durchatmen. In der Schlussphase war noch Zeit für zwei Wohlfühlgeschichten: Maximilian Dietz (für Haddadi) durfte in der 84. Minute sein Zweitliga-Debüt feiern, Sidney Raebiger (für Petkov) durfte zum ersten Mal seit dem Hinspiel-Derby wieder mitspielen.

Um 14.51 Uhr war Schluss. Die Menschen auf den Rängen pfiffen jetzt nicht mehr. Stattdessen sangen sie: "Oh, wie ist das schön."

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