Punkten - aber gegen wen?

Fürth investiert viel in Berlin, erlebt aber trotzdem die nächste Enttäuschung

19.9.2021, 18:24 Uhr
Der Klub der langen Gesichter: Branimir Hrgota erzielte in Berlin die erste Fürther Führung der Saison, am Ende klappte es trotzdem nicht mit einem Punktgewinn.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Der Klub der langen Gesichter: Branimir Hrgota erzielte in Berlin die erste Fürther Führung der Saison, am Ende klappte es trotzdem nicht mit einem Punktgewinn.

Der Liebe zu ihrem Verein und den Fürther Fußballern konnte auch die vierte Niederlage im fünften Bundesligaspiel nichts anhaben. Nachdem das 1:2 gegen Hertha BSC durch den Schlusspfiff von Schiedsrichter Tobias Stieler besiegelt war, spendeten die mitgereisten Kleeblatt-Fans in der Kurve des Berliner Olympiastadions warmen Applaus, manche hatten auch Plakate gebastelt und darauf ihre Sonderwünsche formuliert.

Torhüter Sascha Burchert wurde um sein Trikot gebeten, der unermüdliche Arbeiter Havard Nielsen sowie Cedric Itten und Jamie Leweling ebenfalls; selbst Maximilian Bauer, der Pechvogel des Abends, wurde seine verschwitzte Dienstkleidung noch los.

Warmer Applaus von den Fans

Was Einsatz und Leidenschaft anging, hatten sich die Gäste ja auch nichts vorzuwerfen. Trotz der herbstlichen Temperaturen in der Hauptstadt dürften die Trikots der Fürther früh am Abend nass gewesen sein. Vor allem die erste Halbzeit sah auf beiden Seiten nach richtig harter Arbeit aus, echte Fußballkunst blitzte nur sehr selten auf, allerdings war das auch nicht unbedingt anders zu erwarten gewesen bei der Begegnung zwischen dem Tabellenvorvorletzten und dem Tabellenletzten. 0:0 war ein sehr konsequentes Ergebnis zur Halbzeit.

Nach dem Seitenwechsel wurde die Partie attraktiver, wobei letztlich drei Aussetzer die drei Tore des Abends mindestens begünstigten – und sich die Spielvereinigung einen mehr als der Gegner leistete.

"Läuferisch das Maximale rausgeholt", sagt Leitl

"Wir sind natürlich sehr enttäuscht, dass wir am Ende mit leeren Händen dastehen", sagte Stefan Leitl, der Fürther Trainer, bei der anschließenden Pressekonferenz und beschrieb den harten Arbeitstag seiner Mannschaft noch einmal in seinen einzelnen Facetten: "Wir haben sehr, sehr viel investiert. Wir haben läuferisch das Maximale rausgeholt. Wir waren physisch präsent."

Gegen den VfL Wolfsburg hatte Fürth bereits stabiler in der Abwehr gewirkt, gegen die Hertha setzte sich das zunächst fort. Wobei Leitl zurecht feststellte, dass es schon auch ein wenig Glück brauchte, um nicht nach 16 Minuten in Rückstand zu geraten. Suat Serdar hatte da völlig alleingelassen auf Burchert zustürmen dürfen, beim Abschluss fehlte ihm aber die nötige Präzision. Ansonsten blieb es nur bei guten Ansätzen, echte Torgefahr entwickelte keines der beiden Teams.

Nur Berlins Blockade löst sich

Das änderte sich erst, als Berlins Deyovaisio Zeefuik in der 56. Spielminute an der Seitenlinie von Cedric Itten unter Druck gesetzt wurde und Jeremy Dudziak tief in den Berliner Strafraum eindringen durfte. Dudziak, von Leitl diesmal anstelle von Julian Green aufgeboten, wurde vom zurückgeeilten Zeefuik zu Fall gebracht, den fälligen Elfmeter verwandelte Branimir Hrgota.

Zum ersten Mal in dieser Spielzeit waren sie selbst in Führung gegangen, und wer in die Gesichter der euphorisierten Fürther Fußballer blickte, hätte meinen sollen, dass dieses Tor als eine Art Befreiungsschlag wirken müsste. Tatsächlich löste es aber lediglich die Blockade bei den Gastgebern.

"Ich habe in der ersten Hälfte zu meinem Trainerteam gesagt, dass es besser wäre, wenn wir ein Tor kassieren würden, weil wir mit einer Blockade gespielt haben", erzählte Berlins Trainer Pal Dardai hinterher und bewies seherische Fähigkeiten. Nur vier Minuten nach der Fürther Führung stand es 1:1, weil der nur Sekunden zuvor eingewechselte Jurgen Ekkelenkamp nach einer Ecke reichlich unbedrängt zum Kopfball hochsteigen durfte.

"Ich hätte mir gewünscht, dass wir diese Führung länger halten können", sagte Leitl sichtlich verärgert: "Leider ist uns das nicht gelungen aus Gründen, die man so nicht stehen lassen kann." Zum wiederholten Mal hatten sie sich durch einen individuellen Fehler um ihren Lohn gebracht. Und es kam noch schlimmer.

Und jetzt der FC Bayern

Der mal wieder strauchelnde Big-City-Klub und die bis dahin sehr kritischen 21.372 Zuschauer waren nun erwacht, die Leidenschaft von den Rängen übertrug sich auf den Rasen und entlud sich in einem kollektiven Aufschrei in der 79. Minute. Hatte Burchert kurz zuvor noch hervorragend abgewehrt, verfielen seine Vorderleute erneut nach einer Ecke in Lethargie. Berlins Marco Richter flankte, der bedauernswerte Bauer trat über den Ball und beförderte das Spielgerät mit seinem Standbein ins eigene Tor.

"Wir haben eine lange Heimreise, da können wir uns nochmal Gedanken machen", schloss Stefan Leitl seinen kurzen Vortrag am späten Freitagabend, und: "Wir haben das eingebracht, was wir einbringen können."

Was die Frage aufwirft, gegen wen Fürth punkten könnte, wenn nicht gegen blockierte Berliner. Am kommenden Freitag ist der FC Bayern München im Ronhof zu Gast. Der FC Bayern München hat am Samstag 7:0 gegen den VfL Bochum gewonnen.

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