Acht-Tore-Spektakel

Gastgeschenke, Monsterchancen und tolle Tore: Kleeblatt gewinnt spektakulär in Wiesbaden

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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28.4.2024, 17:27 Uhr
Armindo Sieb traf beim Auswärtsspiel in Wiesbaden doppelt.

© IMAGO/Sportfoto Zink / Melanie Z/IMAGO/Zink Armindo Sieb traf beim Auswärtsspiel in Wiesbaden doppelt.

Das Kleeblatt reiste mit Verletzungssorgen nach Wiesbaden: Aufgrund des Ausfalls von Nico Gießelmann stellte Alexander Zorniger auf eine Viererkette um, im Mittelfeld kam Philipp Müller neben Jomaine Consbruch zu seinem zweiten Startelfeinsatz. Das Spiel selbst begann für das Kleeblatt mit einer eiskalten Dusche: Nach einem Fehler im Aufbauspiel eroberte Wiesbaden den Ball. Iredale steckte durch auf Ivan Prtajin. Der Mittelstürmer blieb vor Jonas Urbig eiskalt und netzte zur frühen Führung ein (3. Minute).

In der Folge übernahmen die Fürther die Spielkontrolle und zeigten im Angriffsspiel erste vielversprechende Ansätze. Doch im letzten Drittel fehlte es oft noch an Genauigkeit im Passspiel. Symptomatisch eine Szene aus der 16. Minute: Nach schönem Solo missglückte Tim Lemperle der Steckpass auf Dennis Srbeny, sodass die Wiesbadener klären konnten. Anschließend setzte Müller seinen Versuch rund einen Meter neben das Tor.

Urbig mit Slapstick-Einlage - Hrgota im zweiten Anlauf

Besser machten es die Hausherren: Im Fürther Spielaufbau liefen die Wiesbadener die Fürther eigentlich nur zaghaft an, doch das reichte aus, um Jonas Urbig komplett aus der Ruhe zu bringen: Der Fürther Keeper spielte den Ball ohne Not in die Füße von Agrafiotis, der die Nerven behielt und zum 2:0 vollstreckte. Branimir Hrgota hatte danach genug gesehen: Der Kapitän knöpfte sich seine Mannschaft vor und hielt eine intensive Ansprache. Die schien Wirkung zu zeigen: Erst musste Stritzel in höchster Not vor Srbeny retten (23. Minute), dann blockte Vukotiv im letzten Momet gegen Asta (24.).

Doch das Kleeblatt blieb dran - und belohnte sich nach 25 Minuten mit dem Anschlusstreffer: Lemperle spielte im Mittelfeld einen Doppelpass mit Sieb und steckte dann perfekt durch auf Branimir Hrgota. Der Kapitän ließ einen Wiesbadener Verteidiger auf engstem Raum ins Leere laufen, scheiterte dann aber an einem glänzenden Reflex von Stritzel. Doch Srbeny brachte den Ball nochmals ins Zentrum, Hrgota durfte erneut abschließen. Dieses Mal mit Erfolg - Stritzel war zwar wieder am Ball, konnte das 1:2 aber nicht mehr verhindern.

Kaninchen sorgen für Unterbrechung - Sieb gleicht aus und dreht die Partie

Ähnlich verrückt wie der Spielverlauf war das, was sich nach einer knappen halben Stunde abspielte: Schiedsrichter Patrick Ittrich musste die Partie für mehrere Minuten unterbrechen, weil die Spieler an der rechten Seitenauslinie ein handtiefes Loch im Rasen entdeckt hatten. Unter Mithilfe des Referees wurde das Loch mit Erde gestopft, "Sky" vermutete ein Kaninchen-Problem in der Brita-Arena.

Die Unterbrechung tat den Fürthern besser als den Gastgebern: Die Spielvereinigung erhöhte sukzessive den Druck - und kam nach 38 Minuten zum verdienten Ausgleich: Meyerhöfer trieb den Ball durchs Mittelfeld und setzte Srbeny in Szene, der Sieb bediente. Der ließ mit seinem Abschluss ins kurze Eck Stritzel keine Chance - 2:2. Und das Kleeblatt spielte weiterhin zielstrebig nach vorne. In der 41. Minute konnte Stritzel sich noch in letzter Sekunde vor Sieb auf den Ball werfen, doch zwei Zeigerumdrehungen später schnürte der junge Fürther Stürmer - erneut auf Vorlage Srbenys und mithilfe des Innenpfostens - den Doppelpack (43.).

Wiesbaden wütend - Hrgota scheitert vom Punkt

In der Kabine der Wiesbadener wurde es in der Halbzeitpause wohl etwas lauter, zumindest kamen die Gastgeber deutlich energischer aus der Kabine: In der 48. Spielminute hatte Angha nach einem Eckball den Ausgleich auf dem Fuß, doch Simon Asta blockte im letzten Moment - mit breiter Brust und ausgestreckten Armen ließ sich der Außenverteidiger für seine Rettungsaktion feiern. Die Wiesbadener bemühten sich in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff, ihrerseits die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen, während die Fürther schon früh in der zweiten Hälfte in den Verwaltungsmodus schalteten.

Ein gefährliches Spiel: In der 51. Minute musste Urbig aus kurzer Distanz gegen Prtajin retten. Nach dem darauffolgenden Eckball war der Fürther Schlussmann erneut gefordert, der Kopfball von Agrafiotis stellte ihn aber vor keine größeren Probleme (52.). In der 62. Minute hatte Häußer die Chance, auszugleichen, zielte mit seinem Versuch aus der Distanz aber rund einen Meter an Urbigs Kasten vorbei.

Bis zur 65. Minute dauerte es, bis das Kleeblatt selbst wieder offensiv in Szene trat. Asta dribbelte in den Sechzehner, Vukotic kam viel zu spät - Elfmeter! Branimir Hrgota schnappte sich den Ball - doch der Schwede verpasste die Vorentscheidung und schoss knapp über das rechte Kreuzeck! Passend zum wilden Spielverlauf bekam Wiesbaden in der 71. Minute ebenfalls einen Elfmeter zugesprochen. Der eingewechselte Mhamdi ging völlig ohne Not im eigenen Sechzehner mit der Hand zum Ball. Prtajin ließ sich die Chance zum Ausgleich nicht nehmen und verwandelte zum 3:3.

Mhamdi schenkt Elfmeter her - Hrgotas zündende Idee

Auf einmal glaubten die Gastgeber wieder an den dringend benötigten Dreier. Nach schönem Steckpass tauchte Iredale komplett frei vor Urbig auf, doch der junge Torhüter nahm dem Wiesbadener Angreifer in letzter Sekunde den Ball vom Fuß (76.). Die Fürther kamen in dieser Phase kaum noch nach vorne, Wiesbaden stand deutlich stabiler als noch in der ersten Hälfte.

Doch dann hatte Branimir Hrgota eine zündende Idee: Der Kapitän verlagerte das Spiel mit einem perfekten Diagonalball auf die linke Seite, wo Haddadi schön für Lemperle zurücklegte. Dessen Abschluss wurde noch geblockt, doch Petkov kam an den Ball, ließ überlegt einen Wiesbadener ins Leere grätschen und wuchtete den Bell zum 4:3 in die Maschen (84. Minute).

Lemperle unglücklich, Hrgota unwiderstehlich

Der Treffer zog den Wiesbadenern endgültig den Stecker - und die Fürther vergaben zweimal die Chance, das Spiel zuzumachen: Erst schoss Sieb nur ans Außennetz (89.), dann produzierte Lemperle einen Fehlschuss für jeden Jahresrückblick: Petkov erlief einen Wiesbadener Querpass direkt vor dem Sechzehner und bediente die Kölner Leihgabe. Doch Lemperle brachte das Kunststück fertig, die Kugel aus zwei Metern Entfernung nicht aufs, sondern neben das Tor zu schießen (94.).

Dass die Spielvereinigung doch noch den fünften Treffer erzielte, ist Branimir Hrgota zu verdanken. Erst täuschte der Schwede einen Lauf zur Eckfahne an, nur um dann mit einer Drehung und einem plötzlichen Lauf in den Sechzehner drei Wiesbadener auf einen Schlag aus dem Spiel zu nehmen. Dort ließ er Heußer mit mehreren Übersteigern stehen und ließ Stritzel mit einem harten Abschluss keine Abwehrchance. Der Schlusspunkt in einem äußerst unterhaltsamen Spiel.

Am kommenden Wochenende empfängt das Kleeblatt den nächsten Abstiegskandidaten, dann ist die Eintracht aus Braunschweig am Ronhof zu Gast. Die Wiesbadener dürfen erneut zu Hause ran und empfangen den Tabellenzweiten Holstein Kiel in der Brita-Arena.

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