Bei der Pressekonferenz

"Gut erzogener Mann": Warum Fürths Zorniger so ausführlich Fragen beantwortete

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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3.11.2023, 06:00 Uhr
Sieht sich und sein Kleeblatt "auf dem richtigen Weg": Alexander Zorniger.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Sieht sich und sein Kleeblatt "auf dem richtigen Weg": Alexander Zorniger.

Alexander Zorniger liest alles. Jeden Artikel, der über ihn, seine Mannschaft und das Kleeblatt erscheint. Als Reporter bekommt man immer wieder eine Rückmeldung zu dem, was man am Tag zuvor geschrieben hat. Manchmal unter vier oder sechs Augen, aber auch mal vor laufender Kamera. Doch was am Donnerstag um kurz nach 14 Uhr in der Haupttribüne des Ronhofs passierte, war denkwürdig.

"Ich bin, glaube ich, da geht das Lob an meine Mutter, ein gut erzogener Mann", sagte der Trainer des Kleeblatts zu Beginn der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel am Samstag beim 1. FC Kaiserslautern. "Heute habe ich eine Frage in der Presse bekommen, die ich natürlich gerne beantworte, wenn man so nett gefragt wird." Das Wort "nett" hätte er aber auch in große An- und Abführungszeichen setzen können.

SpVgg Greuther Fürth: Trainer beantwortet alle Fragen

Denn was er vom Kommentar, der am Mittwochabend an dieser Stelle und am Donnerstag in den "Nürnberger Nachrichten" erschien, hält, wurde schnell deutlich. Dennoch kam der Trainer der Aufforderung nach, dass es spätestens nach dem blamablen Ausscheiden im DFB-Pokal dringend Antworten auf viele Fragen braucht. Frage für Frage arbeitete sich Zorniger durch den Meinungsbeitrag und verteidigte sich und seine Mannschaft knapp zehn Minuten lang vehement.

Manche Frage konnte er dabei nicht beantworten - zum Beispiel die, warum das Kleeblatt zum dritten Mal in drei Jahren gegen einen Viert- oder Fünftligisten aus dem Pokal ausgeschieden ist. "Über einmal kann ich sprechen, über die anderen beiden Male nicht", sagte Zorniger. "Ich frage mich allerdings: Wie kann es sein, dass Bayern gegen einen Drittligisten ausscheidet? Vielleicht hat es doch etwas mit dem Spiel an sich zu tun. Vielleicht muss man sich die Mühe machen, jedes Spiel einzeln zu betrachten. Da waren wir nicht zufrieden. Da waren wir extrem enttäuscht. Wie auch die Fans."

Alexander Zorniger: Fans sind "durch Liebe angetrieben"

Eine Erklärung für das abermalige Scheitern im Pokal war das freilich nicht, Zorniger aber empfand die Frage danach offensichtlich als "populistisch" und forderte, "zwischen sachlich und populistisch zu unterscheiden". Hinsichtlich der seit Jahren anhaltenden Auswärtsschwäche "gebe ich Ihnen recht", es sei jedoch "nicht gewagt zu sagen, dass wir mehr Punkte hätten, wenn die Entscheidungen (der Schiedsrichter) anders getroffen worden wären".

Insgesamt sieht der Trainer das Kleeblatt "auf dem richtigen Weg. Abgesehen von diesem Pokalspiel laufen Dinge nicht so schlecht. Wir haben vier Punkte Abstand zum Tabellenvierten. Wir arbeiten intensiv dran, dass wir bis zur Winterpause möglichst viel über 20 Punkte haben, weil es unsere allererste Aufgabe ist, dass wir in dieser Liga bleiben." Die Frage, warum die Fans, die in den letzten 43 Auswärtsspielen nur drei Siege bejubeln durften, ihrer Mannschaft trotzdem weiterhin hinterherfahren sollten, beantwortete Zorniger kurz, aber prägnant: "Weil sie Fans sind. Weil es im Liedtext verankert ist: Durch Liebe angetrieben. Fertig."

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