Kleeblatt-Kapitän wird laut

Hrgotas Wutausbruch: In Fürth tobt der Konkurrenzkampf

23.9.2021, 06:00 Uhr
Die Langhantel hatte Branimir Hrgota bei seinem kurzen Wutausbruch glücklicherweise nicht zur Hand. Nach dem Training trug der Kapitän das Equipment brav zurück in den Kraftraum.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Die Langhantel hatte Branimir Hrgota bei seinem kurzen Wutausbruch glücklicherweise nicht zur Hand. Nach dem Training trug der Kapitän das Equipment brav zurück in den Kraftraum.

Auf einmal brach der brodelnde Vulkan aus. Natürlich war es nur ein kleines Trainingsspiel, eines, bei dem es um keine Punkte geht. Doch diesen Fehler wollte Branimir Hrgota nicht akzeptieren, vielleicht auch, weil er sich an die ersten fünf Auftritte seiner Mannschaft in der ersten Bundesliga erinnerte. Also explodierte er - und schrie seine Wut heraus. "Können wir nicht einmal zu null spielen?", rief er seinem jungen Kollegen Jamie Leweling zu. "Immer diese scheiß Querpässe.“

Ein solcher Querpass hatte zum Gegentor geführt, weshalb Hrgotas Mannschaft verlor. Es folgte ein kurzes Wortgefecht, das die Mitspieler selbst wieder beruhigten. Trainer Stefan Leitl wollte hinterher keinen der beiden maßregeln, im Gegenteil. "Das ist genau das, was ich will. Es kracht eben mal, weil alle das Spiel gewinnen wollen", sagt Leitl. "In der Kabine ist alles wieder okay."

"Eine Mannschaft muss leben"

Und doch sagte diese eine Szene viel aus über die Gefühlswelt beim Kleeblatt nach nur einem Punkt aus fünf Spielen. Das dauernde Verlieren nagt an den Spielern, die sich alle mehr erhofft hatten nach einem so schönen Jahr in der zweiten Bundesliga. Stefan Leitl aber wollte den Disput nicht zu hoch hängen, viel schlimmer fände er es, wenn sich alle jetzt ihrem Schicksal ergäben. "Eine Mannschaft muss leben", sagt er. "Es ist eine hohe Intensität und ein großes Engagement da. Mehr kann ich als Trainer nicht erwarten."

Wer die Fußballer des Kleeblatt in diesen Tagen beobachtet, verliert schnell den Überblick. Auf dem Platz ist sehr viel los, weil abgesehen von den zwei Langzeitverletzten Gideon Jung und Jessic Ngankam alle fit sind. Zuletzt musste Stefan Leitl mehrere Spieler aus dem Aufgebot streichen - darunter waren auch prominente Namen. Zum Beispiel Justin Hoogma. Der aus Hoffenheim geliehene Innenverteidiger saß gegen Wolfsburg und Hertha auf der Tribüne, Leitl wollte ihn damit "schützen", wie er sagt. "Justin nimmt es sich sehr zu Herzen, wenn Dinge nicht so laufen, wie er es sich vorstellt. Deshalb haben wir ihn ein bisschen aus der Verantwortung genommen."

Hoogma sollte nach einem schwierigen Start in Fürth "einen klaren Kopf bekommen". Für Leitl war es "die richtige Maßnahme", zumindest wirkte der Defensivspieler in dieser Woche sehr engagiert beim Training - und hat damit große Chancen, gegen die Bayern wieder dabei zu sein. Vielleicht erst einmal auf der Bank, aber Leitl will niemanden überfordern. "Man kann von einem jungen Spieler nicht immer erwarten, dass er eine Führungsrolle übernimmt", sagt er. "Wir sind überzeugt, dass er reifen und uns helfen kann."

Noch ein bisschen mehr haben sie in Fürth von Adrian Fein erwartet. Der vom FC Bayern geliehene Offensivspieler ist aber noch nicht richtig angekommen und kam bislang über Kurzeinsätze nicht hinaus. "Er hat die Möglichkeit zu zeigen, dass er in die Startelf möchte", sagt Leitl, der Fein einst als "Wunschspieler" bezeichnet hat. "Die Priorität muss anders gesetzt werden. Es ist wichtig, dass wir die Defensive in den Vordergrund stellen. Wir können uns in dieser Liga nicht über Ballbesitzfußball definieren. Da erwarte ich eine deutliche Leistungssteigerung."

Bleibt die aus, stehen andere Spieler parat. Zum Beispiel Neuzugang Nils Seufert, der zuletzt zweimal auf die Tribüne musste. Ihn lobte Leitl auf Nachfrage sehr, "wenn er so trainiert, hat er große Chancen, in den Kader zu kommen". Der Vulkan hatte sich da schon wieder beruhigt.

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