Die Fifa und ihr Präsident

"Ich mag ihn nicht": Was Fürth-Trainer Zorniger von der Wahl Infantinos hält

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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16.3.2023, 18:00 Uhr
"Aber diese Entscheidung muss dann wieder irgendein Board treffen, da ist der Jüngste 76": Alexander Zorniger bleibt meinungsstark.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink "Aber diese Entscheidung muss dann wieder irgendein Board treffen, da ist der Jüngste 76": Alexander Zorniger bleibt meinungsstark.

Auch wenn Alexander Zorniger über die Jahre ruhiger geworden ist, ein meinungsstarker Fußball-Trainer ist er immer noch. Wer sich davon überzeugen will, muss nur die Pressekonferenzen der Spielvereinigung Greuther Fürth verfolgen. Während sich viele Kollegen und vor allem Profi-Fußballer inzwischen lieber darauf beschränken, ausschließlich das Geschehen auf dem Rasen zu kommentieren, gerne auch mit Phrasen ohne allzu großen Tiefgang, beschränkt sich Zorniger nicht auf flach spielen und hoch gewinnen; bloß nicht anecken - so lautet die Devise oft im modernen Fußball.

Zorniger hält davon nichts. Wobei es ihm um Inhalte geht, nicht einfach nur darum, Schlagzeilen zu produzieren. So war das auch am Donnerstagnachmittag, nachdem er in der sogenannten Spieltags-Pressekonferenz knapp 20 Minuten lang über die für das Kleeblatt so wichtige Begegnung gegen den 1. FC Magdeburg am Samstag im Ronhof (13 Uhr) gesprochen hatte.

Ob er vielleicht auch noch einen Satz zur Wiederwahl von Gianni Infantino zum Fifa-Präsidenten sagen könnte, wurde er vom Redakteur dieses Medienhauses gebeten. Zorniger grinste zunächst in sich hinein, überlegte lange und sagte dann mehr als einen Satz - allerdings mit der Bitte, dass dieses Spiel gegen Magdeburg im Vordergrund stehen solle.

Zorniger schimpft über Abseits-Regelung

Was er davon hält, dass da einer mit Klatschen für eine weitere Amtszeit zum mächtigsten Mann im Fußball gemacht wurde? In diesem Sport, mit dem auch Zorniger sein Geld verdient und ihn mit viel Leidenschaft begleitet. "Ich mag ihn nicht. Ich mag seine Art und Weise, wie er mit Dingen umgeht, nicht", begann Zorniger seine Antwort zur Frage nach Infantino und der Fifa und ließ dann vor allem einen Meinungsbeitrag zum aktuellen Regelwerk folgen.

Bereits nach den Partien gegen Hannover 96 und dem FC Sankt Pauli hatte er sich kritisch zum Videobeweis und vor allem die derzeitige Überprüfung von Abseitspositionen geäußert. Nun legte Zorniger nach: "Ich mag dieses ganze Konglomerat an überalterten Personen nicht, die da Entscheidungen im Sinne des Fußballs treffen. Die Handhabung des Abseits' ist biomechanisch und technisch falsch und trotzdem freut sich jeder, dass du bei Abseits Abseits pfeifen kannst. Es gibt im Fußball keinen Treffpunkt, sondern immer nur eine Trefferstrecke."

Dass das Fürther 2:0 vergangenes Wochenende in Hamburg zu unrecht aberkannt wurde, habe der Fernsehsender "Sky" nachgewiesen. "Das muss Konsequenzen haben", fordert Zorniger. "Aber diese Entscheidung muss dann wieder irgendein Board treffen, da ist der Jüngste 76." Der Fußball, findet Zorniger, "ist zu kompliziert".

"Man macht damit den Fußball einfach nicht besser"

Schon vor der Winterpause und nach dem letzten Liga-Spiel hatte Alexander Zorniger den Medienvertretern nicht nur frohe Weihnachten gewünscht, sondern auch eine "schöne WM" - "Schwachsinns-WM", wie er noch hinterherschob. Am Donnerstag sagte er zum internationalen Dachverband: "Es gibt genügend Fifa-Jungs, die jetzt hinter schwedischen Gardinen sitzen. Man macht damit den Fußball einfach nicht besser. Ich habe immer gedacht, wenn jemand aus dem Hauptamt kommt - und Infantino war ja mal Geschäftsführer oder irgendwas bei der Fifa - dann hat er Verständnis für Abläufe, dass er nicht so anfällig ist für dieses ganze Rumgeheuchele und dann machst du deinen Job besser."

Diese Hoffnung ist nicht nur bei Zorniger enttäuscht worden, der deshalb auch gut nachvollziehen konnte, warum der Deutsche Fußball-Bund nicht für Infantino gestimmt hat - auch wenn das wie so vieles im Applaus der treuen Anhänger des Schweizers unterging. "In diesem Punkt kann ich mich hinter die Entscheidung vom DFB stellen", sagte Zorniger zum Abschluss seiner Antwort und gab dem DFB auch gleich noch einen Seitenhieb mit: "Zumindest in diesem Punkt war die Stellungnahme eindeutig."

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