17-Jähriger kommt aus Leipzig

Kleeblatt verpflichtet Toptalent Sidney Raebiger: Was zeichnet ihn aus?

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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20.6.2022, 18:15 Uhr
Tor für Deutschland: Sidney Raebiger war im Mai bei der U17-Europameisterschaft dabei, jetzt wechselt das deutsche Toptalent zum Kleeblatt.

© Berney Ardov, dpa Tor für Deutschland: Sidney Raebiger war im Mai bei der U17-Europameisterschaft dabei, jetzt wechselt das deutsche Toptalent zum Kleeblatt.

Die Nachricht verbreitete sich am Trainingsplatz schnell. Während die Spieler des Kleeblatts bei angenehmen 22 Grad mit einer sehr intensiven Einheit in den Tag starteten, schauten die nach Saalfelden mitgereisten Fans immer wieder auf ihr Smartphone. Der Grund dafür war ein Artikel der "Bild", die vermeldete, dass das deutsche Toptalent Sidney Raebiger seinen Ausbildungsverein RB Leipzig verlasse.

Das allein wäre im Fürther Trainingslager noch keine Nachricht - dass es den 17 Jahre jungen Mittelfeldspieler aber nicht zu einem anderen Bundesligisten, sondern zum Kleeblatt zieht, überraschte viele. In den Stunden danach gab es kaum ein anderes Thema mehr, um 17 Uhr machte die Spielvereinigung den Transfer dann auch offiziell. Das Kleeblatt zahlt für Raebiger, der einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat, nur eine geringe Ablöse, im Gegenzug bekommt Leipzig bei einem Weiterverkauf anteilig Geld. Eine Rückkaufoption, wie mehrere Medien berichteten, hab RB hingegen nach Informationen dieser Redaktion nicht.

"Ein Ritterschlag für uns"

Der Stolz über diesen Transfer ist Rachid Azzouzi im Auto nach Saalfelden anzuhören. Der Geschäftsführer hat die Verhandlungen mit RB am Montag zu Ende gebracht, "es ist für uns ein Ritterschlag, dass sich so ein Toptalent für uns entscheidet und bewusst sagt: Fürth ist meine nächste Station", betont Azzouzi, der seit Wochen um Raebiger gekämpft hat.

Die Verpflichtung des zehnfachen U17-Nationalspielers zeigt, dass sich das Kleeblatt inzwischen wieder zu einer sehr angesehenen Adresse im deutschen Fußball entwickelt hat. Zu einem Verein, zu dem junge, hochtalentierte Spieler gerne kommen, weil sie und ihre Berater natürlich aufmerksam registriert haben, welchen Weg andere Talente von Fürth aus gegangen sind. "Wir haben diese Reputation bei anderen Vereinen", schwärmt Azzouzi.

Sidney Raebiger (Jahrgang 2005) kommt aber nicht nach Fürth, um mit der U19 in der Bayern- oder mit der U23 in der Regionalliga zu spielen. "Er hat schon den Anspruch, dabei zu sein", sagt der Geschäftsführer, der jedoch nichts überstürzen will, auch angesichts der großen Konkurrenz im Mittelfeld des Kleeblatts. "Er darf im Schatten reifen."

Fragt man Menschen, die sich mit dem Nachwuchsfußball beschäftigen, hört man sehr viel Gutes über den 17-Jährigen, der bereits mit 15 unter Julian Nagelsmann bei den RB-Profis trainiert hat. Raebiger sei "auf und neben dem Platz ein sehr intelligenter Junge mit absoluten Führungsqualitäten und einem klaren Willen", sagt ein junger Scout. "Er besticht mit positiver Aggressivität und Willen. Auf dem Platz fordert er viele Bälle und hat eine ideale Grund- und Passtechnik."

Sechser oder Achter

Zudem sei das Talent ein guter Standardschütze und könne sehr gute "Chipbälle in die Tiefe, gerne auch von der Mittellinie" spielen. Dort bewegt sich der 17-Jährige sehr gerne, weil er sich inzwischen vom "spielstarken Zehner" zu einem Spieler entwickelt hat, der eher als "Doppel-Sechs oder tieferer Part einer Doppel-Acht" agiert. Auf dieser Position "kann er die Intensität und Körperlichkeit schon mitgehen", glaubt der Nachwuchs-Experte, der Raebiger rein fußballerisch Bundesliga-Niveau attestiert.

Dafür fehle ihm derzeit allerdings noch etwas an Tempo und Dynamik, woran das Talent aber schon länger mit einem Athletiktrainer feile. "Auch deswegen entwickelt er sich, ähnlich wie Tobias Raschl, immer mehr zum Sechser, der mehr über den Willen gegen den Ball kommt", betont der Scout. Langfristig sei Raebiger, der mit 16 in der Bundesliga debütiert hat, "ein Spieler, der es vom Talent sogar in die deutsche Nationalmannschaft schaffen könnte. Das Einzige, was ihm im Weg stand, ist und bleibt das Tempo."

Daran kann er ab Dienstag mit seinen neuen Kollegen feilen. Nach dem Medizincheck und der Vertragsunterschrift in Fürth machte sich Raebiger am Montagnachmittag auf den Weg ins Trainingslager nach Saalfelden, wo er am Abend erwartet wird.

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