Kolumne zum Kleeblatt

Laubenweg 60: Der ominöse Berliner Medienabwurfschacht

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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29.8.2023, 15:00 Uhr
Über den Abwurfschacht auf die Pressetribüne? Alltag in Berlin.

© Michael Fischer Über den Abwurfschacht auf die Pressetribüne? Alltag in Berlin.

Dass es in Berlin etwas anders, wilder und unkontrollierter zugeht als im beschaulichen Fürth, ist erstmal keine sonderlich aufregende Feststellung. "Berlin bleibt hart" rappten zwei Musiker aus der Hauptstadt schon 2002, der Spruch schaffte es später auch in die Ostkurve von Hertha BSC - weil es im Fußball schon immer sehr schick ist, nicht nur auf dem Platz "hart" zu sein.

Wer als Reporter im Olympiastadion arbeitet, erfährt, was "Berlin bleibt hart" auch bedeuten kann. Wenn man sich auf dem riesigen Areal mal zurecht- und die richtige Glastür unter 200 gefunden hat, geht es tief bergab. Auf den unendlichen Wegen durch die Katakomben findet man den ausgeschilderten "Sportlergang", Fernseh- und Radiostudios, unerklärliche Türen, hinter denen es ins Nirgendwo zu gehen scheint - und dann: den Medien-Abwurfschacht.

Auch Alexander Zorniger verzichtet auf den Abwurfschacht

Was sich hinter diesem furchteinflösenden Begriff verbirgt bleibt allerdings genauso offen wie der genaue Ort dieses architektonischen Meisterwerks. Also denkt man an die jüngste Pressekonferenz von Pal Dardai, der manche Hauptstadt-Journalisten des Mobbings bezichtigte - und sich mit harten Worten gegen einen Bericht der "Bild" zur Wehr setzte, dass seine drei Söhne einer der Gründe für den Niedergang der Hertha seien - weil drei Trainerkinder sich eher negativ auf das Kabinenklima auswirken könnten.

All das war am Samstag nach dem 5:0 gegen das Kleeblatt kein Thema mehr. Und auch Dardais Fürther Kollege Alexander Zorniger verzichtete darauf, den ominösen Medien-Abwurfschacht zu nutzen. Glück gehabt.

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