Kolumne zum Kleeblatt
Laubenweg 60: Do liegn no überoll Spieler - ein kleines Abenteuer in Elversberg
04.10.2023, 09:00 Uhr
Als Journalist kann man in Elversberg aus dem Alltag ausbrechen. Das Schöne am Beruf als Fußballreporter ist ja, dass man immer wieder neue Orte und Stadien sieht - zum Beispiel das „Waldstadion Kaiserlinde“ in der kleinen saarländischen Gemeinde Spiesen-Elversberg, die es mit dem Geld eines großen Pharmakonzerns und guter Arbeit in die zweite Liga geschafft hat.
Doch die Infrastruktur an der „Ursapharm Arena“ ist nicht so schnell gewachsen wie die einst kleine Sportvereinigung Elversberg. Das sieht man zum Beispiel vor dem Presseraum - einem weißen Containerdorf auf einem alten Kunstrasenplatz des Waldstadions, wo sie am Rand noch die ausrangierten Kassenhäuschen lagern.
Vor der Kabine der SpVgg Greuther Fürth
In den meisten Stadien nicken einem am Eingang zum Presseraum Ordner zu, wenn man seine Karte vorzeigt - in Elversberg aber wird einem der Eintritt verwehrt. Die nette ältere Dame meint es aber gar nicht böse. Der Weg ist nur versperrt. „In de Pressebereisch kumme Se grod ned nai. Do liege überoll no Spieler im Gang rum“, sagt sie. „Über de Stuhl könne Se durschs Fenster rei.“
Also geht man ein paar Meter, steht plötzlich vor Fürths Trainer Alexander Zorniger und Jomaine Consbruch, der sich auf einem Fahrrad warmmacht - und etwas verdutzt schaut angesichts des ungewohnten Besuchs an der Container-Kabine. Also doch zurück zum schwarzen Plastikstuhl, ein Schritt hoch, durchs Fenster rein, über einen weiteren schwarzen Stuhl runter - schon ist man da. „Do hättn se auch einfach e Tür eibaue könne“, sagt eine andere Ordnerin. Stimmt. Dann wäre es aber kein Abenteuer geworden.
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