Nur Hrgota trifft

Nächste Auswärtsniederlage: Schwaches Kleeblatt verliert in Kaiserslautern

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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25.2.2023, 14:55 Uhr
Der Anfang vom Ende: Terrence Boyd trifft zum 1:0 für den FCK.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Der Anfang vom Ende: Terrence Boyd trifft zum 1:0 für den FCK.

Was sie am Samstagnachmittag erwartet, hörten die Spieler des Kleeblatts schon beim Aufwärmen. "Jeder Klub ist uns willkommen, jede Mannschaft gern geseh'n", heißt es im traditionellen Betzelied, das seit vielen Jahren vor den Heimspielen des 1. FC Kaiserslautern im Stadion ertönt. "Doch die Punkte werden ihnen abgenommen, bevor sie wieder nach Hause geh'n."

Die bisherige Saison gibt dem Komponisten der Hymne zwar nur teilweise recht, weil der FCK nach dem Aufstieg mehr Punkte in fremden Stadien holte als zuhause - am Status, an der Aura des "Mythos Betzenberg" aber ändert dieser kleine Fakt nichts. Die Begeisterung ist weiterhin riesig rund um den 1. FC Kaiserslautern - und wurde am Samstag dank des verdienten 3:1 gegen das Kleeblatt nochmal ein bisschen größer.

Fast der frühe Rückstand

Seine Startelf veränderte Fürths Trainer Alexander Zorniger erwartungsgemäß nur auf einer Position. Für den an der Schulter verletzten und obendrein gelbgesperrten Max Christiansen begann Sebastian Griesbeck, der allerdings nicht Christiansens Position im zentralen Mittelfeld übernahm. Stattdessen tauschte er, wie unter der Woche im Training geübt, mit Gideon Jung, der auf der Sechs startete.

Als der Ball dann rollte, zeigte das Kleeblatt sofort wieder sein Auswärtsgesicht. Die gesamte Dreierkette Oussama Haddadi, Damian Michalski und Griesbeck leistete sich in den ersten Minuten unerklärliche technische Fehler, von denen einer fast zum frühen Rückstand führte. Griesbeck verlor den Ball nach unsauberem Zuspiel von Michalski an den Ex-Fürther Kenny Prince Redondo, der mit hoher Geschwindigkeit auf Andreas Linde zulief, aber nur den Innenpfosten traf (4.).

Drei Minuten später näherten sich die Fürther zum ersten Mal dem Lauterer Tor an. Tobias Raschl spielte im Mittelfeld Ragnar Ache an, dessen platzierten Schuss aus 18 Metern Andreas Luthe zur Ecke abwehren konnte. Danach beruhigte sich das Geschehen erst einmal - bis sich Simon Asta zu einer folgenschweren Aktion hinreißen ließ. Der Fürther Rechtsverteidiger wollte einen kleinen Rempler von Marlon Ritter nicht unkommentiert lassen und schubste seinen Gegenspieler, der sich theatralisch fallen ließ. Schiedsrichter Patrick Ittrich zeigte beiden Gelb (15.).

Nach 22 Minuten bestrafte der FCK den nächsten seltsam fahrigen Auftritt des Auswärts-Kleeblatts. Auf der linken Abwehrseite bekamen die Fürther keinerlei Zugriff, ließen den FCK kombinieren, sodass mit Nicolai Rapp ein weiterer Ex-Fürther flanken konnte. Seine Hereingabe verlängerte Redondo minimal, sodass Griesbeck am zweiten Pfosten einen Schritt zu spät kam - und Terrence Boyd zum 1:0 einschießen konnte.

Die Wahrscheinlichkeit, etwas mitzunehmen aus Kaiserslautern, sank in der 29. Minute nochmal rapide. Asta verschätzte sich, wie schon mehrmals gegen Karlsruhe, und kam dann im Duell mit Redondo zu spät. Ittrich zeigte folgerichtig Gelb-Rot und schickte den Fürther früh zum Duschen. Den fälligen Freistoß zirkelte Philipp Klement ans Außennetz, kurz darauf musste auch Armindo Sieb vom Platz, weil Zorniger mit Meyerhöfer einen frischen Rechtsverteidiger ins Spiel brachte.

Wie auf dem Bierfilzla

Zudem tauschten Luca Itter und Oussama Haddadi die Positionen - in der Hoffnung, dass dadurch etwas mehr Stabilität in die Fürther Hintermannschaft einkehren würde. Die Verbesserung war aber nur marginal, stattdessen schwanzte Redondo Griesbeck einmal "wie auf dem Bierfilzla" und prüfte Linde erneut (35.). Bei dieser Aktion verletzte sich der bis dahin so auffällige Lauterer aber und musste ebenfalls raus.

Fünf Minuten vor der Pause hätte das Kleeblatt das Spiel trotz eines schwachen Auftrittes beinahe ausgeglichen. Haddadi flankte in seiner neuen Rolle als Außenverteidiger in den Strafraum, wo Ache bei seiner Direktabnahme aber über den Ball haute - und auch Sekunden später mit seiner Flanke keinen Abnehmer fand. Boyd tat es seinem Fürther Kollegen gleich und traf den Ball in der 45. Minute ebenfalls nicht - sonst wäre das Spiel bereits um 13.45 Uhr entschieden gewesen.

In der Halbzeit versuchte Zorniger mit zwei Wechseln und einer Systemumstellung für Besserung zu sorgen. Mit Sebastian Griesbeck und Damian Michalski nahm der Trainer zwei Innenverteidiger vom Platz und brachte mit Julian Green und Lukas Petkov zwei Mittelfeldspieler. In einem 4-3-2 übernahmen Itter und Jung die Innenverteidigung und Haddadi sowie Meyerhöfer die Außenpositionen, Hrgota bildete mit Ache wieder eine Doppelspitze.

Die vielen Veränderungen machten sich direkt bemerkt. Das Kleeblatt bekam sofort mehr Zugriff und erspielte sich in der 50. Minute die erste Chance: Meyerhöfer köpfte eine Flanke von Hrgota in Richtung des Tores, wo der Ball allerdings vom Innenpfosten wieder ins Feld prallte. Auf der anderen Seite legte Itter mit einem missglückten Klärungsversuch Marlon Ritter den Ball auf, Linde konnte den Abschluss aber zur Seite abwehren (56.).

Hrgota trifft endlich wieder

Dann aber belohnten sich die Fürther für eine gute Anfangsviertelstunde. Meyerhöfer übernahm im Mittelfeld den Ball von Raschl, suchte Ache, der den Ball sofort auf Hrgota weiterleitete. Der Fürther Kapitän, der unter Zorniger noch nicht getroffen hatte, ließ seinen Gegenspieler aussteigen und traf mit links zum Ausgleich (62.). Die Freude währte aber nur vier Minuten. Boyd flankte auf den zweiten Pfosten, wo Aaron Opoku den Ball auf den Ex-Nürnberger Philipp Hercher zurücklegte, der unbedrängt von Itter per Kopf zum 2:1 traf (66.).

Weitere drei Minuten und zwei gefährliche Lauterer Angriffe später war das Spiel gelaufen. Vor der Partie hatte Zorniger noch über die Standardstärke des FCK gesprochen - seine Spieler hatten die Warnungen aber offensichtlich überhört. Boyd köpfte Meyerhöfer auf den Fuß, von wo aus der Ball genau vor die Füße von Kevin Kraus fiel, der ihn nur noch über die Linie drücken musste (69.).

Im Gegenzug tauchte Ache nach einem weiten Ball von Green frei vor Luthe auf, hob den Ball aber am Pfosten vorbei (71.). Der starke Boyd hätte nur wenige Augenblicke später beinahe auf 4:1 erhöht, weil die Fürther offenbar kollektiv das Verteidigen einstellten. In den letzten zehn Minuten sollten Dickson Abiama und Afimico Pululu, die Ache und Hrgotas Plätze im Angriff übernahmen, für frischen Wind sorgen.

Pululu holte wenig später tatsächlich eine Ecke raus - wie die Fürther diese aber, zum wiederholten Male, ausspielten, passte zu einem weiteren seltsamen Auftritt. Abiama schoss den Ball derweil bei seinem einzigen Versuch fast aus dem Stadion, nach einer dreiminütigen Nachspielzeit wurden alle Fürtherinnen und Fürther, auf und abseits des Rasens, erlöst.

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