Die Idee des Trainers

"Pass vor Zweikampf": So will Marc Schneider in Fürth Fußball spielen

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

23.6.2022, 06:00 Uhr
Gas geben, auf der Kart-Bahn und auf dem Fußballplatz: Marc Schneider will beim Kleeblatt einiges verändern.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Gas geben, auf der Kart-Bahn und auf dem Fußballplatz: Marc Schneider will beim Kleeblatt einiges verändern.

Als Trainer sorgt sich Marc Schneider natürlich um die Gesundheit seiner Spieler. Die sah er zuletzt beim 4:1 gegen den bulgarischen Vizemeister ZSKA Sofia allerdings immer wieder unnötig gefährdet. "Wir haben zu viele Schläge für nichts kassiert", kritisiert Schneider. Das Testspiel habe der Mannschaft schmerzhaft vor Augen geführt, "dass sie schneller spielen müssen, vorausschauend, dass sie strategisches Denken entwickeln, damit sie am Schluss weniger Schläge kassieren und den Ball schneller laufen lassen."

Eines der wichtigsten Prinzipien des Marc-Schneider-Fußballs lautet deshalb: "Pass vor Zweikampf". Der Gedanke dahinter ist simpel. Wer mit dem "Fürther Flachpass", von dem Schneider natürlich schon gehört hat, spielt, der muss gar nicht so oft in die Zweikämpfe und lässt den Gegner dafür umso mehr laufen. Das ist nicht nur schön anzuschauen und im besten Fall sehr erfolgreich, sondern auch der Gesundheit zuträglich.

Kurze Ballkontaktzeiten

Neu ist diese Philosophie für die meisten natürlich nicht, auch unter Stefan Leitl hat das Kleeblatt ja oft sehr schnell nach vorne gespielt. In Nuancen will Marc Schneider aber durchaus Dinge verändern - auch wenn das für manchen zunächst mal ungewohnt ist. "Wir haben einige Spieler, deren Naturell ist, den Ball länger zu halten und nach der bestmöglichen Lösung zu suchen", sagt der Trainer. "In gewissen Zonen des Spielfelds wollen wir das aber weg haben und den Ball schneller laufen lassen."

Seine Freigeister und Kreativspieler will er aber natürlich nicht komplett ihrer Qualitäten berauben. Deshalb ist die Spielweise auch nicht überall auf dem Rasen gleich. "Von hinten aus der Abwehr bis ins letzte Drittel soll es sehr, sehr zügig gehen, mit kurzen Ballkontaktzeiten", erklärt Schneider. "In der letzte Zone ist dann viel Kreativität gefragt. Dort sollen sie ihre eigenen Entscheidungen treffen und auch mal drei oder vier Kontakte haben" - und dann so viele Tore wie möglich schießen.

In der Theorie hört sich das wunderbar an, Rainer Widmayer aber weiß, dass es in der zweiten Liga nicht immer um schöne Ballstafetten geht - trotz aller Philosophie.. "Die zweite Liga ist körperbetonter, es geht nicht darum, in Schönheit zu sterben", sagt der erfahrene Co-Trainer. "Wenn du es hinbekommst, die Räume zu bespielen und gut durchzukommen, dann musst du auch das Tor machen, weil wir sicher nicht jedes Spiel zehn Chancen bekommen."

Nach der Philosophie des Trainerteams soll das Kleeblatt jede Woche wieder die dominante Mannschaft sein, die, die das Spiel an sich reißt und den anderen ihre Art von Fußball aufdrückt. "Du musst den Gegner immer wieder bespielen, du musst sie mürbe machen, bis sie irgendwann einen Fehler machen", sagt Widmayer. "Und dann musst du zuschlagen." Auf höchstem Niveau führt das Manchester City unter Pep Guardiola beispielsweise seit Jahren vor, das jeden Gegner mürbe spielen kann - bis sich irgendwo in der Abwehr eine Lücke auftut.

Verkomplizieren will Marc Schneider seinen Fußball aber nicht. Das könnte die Spieler auch überfordern. "Wir wollen es simpel halten, es geht um grundlegende Aktionen und nicht um Details", sagt der Cheftrainer, der dieser Tage mit der Mannschaft im Trainingslager in Saalfelden immer wieder intensiv an den Abläufen, auch im Pressing, arbeitet. "Das geht nicht von heute auf morgen", betont Schneider. "Die Jungs müssen sich auch damit auseinandersetzen, wie wir spielen wollen."

3 Kommentare