Beste Möglichkeiten vergeben

Schiri-Frust und Chancenwucher: Aggressive Hertha entführt drei Punkte aus dem Ronhof

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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11.2.2024, 16:14 Uhr
Schiedsrichter Marco Fritz zog gleich mehrmals den Unmut der Fürther Bank auf sich.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Schiedsrichter Marco Fritz zog gleich mehrmals den Unmut der Fürther Bank auf sich.

Das Kleeblatt wollte sich für die 0:5-Pleite im Hinspiel gegen Hertha BSCrevanchieren und begann entsprechend forsch - nach nur drei Minuten hatte Alexander Zornigers Mannschaft die erste Chance: Hrgota überließ nach starkem Ballgewinn für Armindo Sieb, dessen Schuss geriet aber etwas zu zentral, Ernst konnte im Nachfassen parieren. Die Gäste versteckten sich aber keineswegs, liefen früh an und versuchten so, das Fürther Aufbauspiel zu stören. Die nächste Gelegenheit gehörte aber wieder den Gastgebern: Einen Freistoß aus vielversprechender Position brachte Green per Flanke ins Zentrum, wo Hrgota per Kopf für Jung auflegte - dessen Abschluss wurde jedoch geblockt (10. Minute).

Zwei Minuten später dann der erste gefährliche Vorstoß der Berliner: eine hohe Seitenverlagerung legte Reese wunderbar per Hacke an Asta vorbei, doch der Abschluss des Ex-Fürthers ging recht deutlich am rechten Pfosten vorbei. In der 15. Minute verbuchte das Kleeblatt den nächsten Abschluss, doch Greens schloss zu mittig ab, sodass Ernst im Tor der Hertha den Ball sicher aufnehmen konnte. In dieser Phase des Spiels war das Kleeblatt die bessere Mannschaft, erzwang durch aggressives Pressing viele Ballverluste der Gäste, wurde aber nach vorne nicht wirklich gefährlich.

Im zweiten Anlauf: Hertha geht in Führung

In der 21. Minute versuchte Herthas Rechtsaußen Winkler mit einer plumpen Schwalbe einen Freistoß zu schinden und sah dafür gelb. Doch die Hertha war jetzt besser im Spiel, stand hoch und zwang die Fürther dadurch immer wieder zu langen Bällen hinter die Berliner Abwehrkette. Diese konnte die Hintermannschaft der Hertha aber meist problemlos abfangen. Nach 23 Minuten dann eine Schrecksekunde im Ronhof: Hrgota verlor den Ball, Berlin konterte über Winkler, der Niederlechner bediente. Der Stürmer überwand Urbig - 0:1! Doch dann intervenierte der VAR: Der Herthaner Balleroberung war ein Foul an Hrgota vorausgegangen, statt des Tores für die Berliner gab es einen Freistoß für die Spielvereinigung, der jedoch nichts einbrachte.

Nach 30 Minuten war das Spiel für mehrere Minuten unterbrochen: Von der Fürther Nordtribüne aus flogen Tennisbälle auf den Rasen, die Fans machten ihrem Unmut gegen den geplanten Investoreneinstieg bei der DFL Luft. Nach der Zwangspause gelang dem Kleeblatt immer weniger: Die Hertha ging früh drauf, war aggressiver und erzwang durch viele kleinere Foulspiele Unterbrechungen, die den Spielfluss zum Erliegen brachten. In der 35. Minute erarbeitete sich die Gäste den ersten Eckstoß der Partie - und der saß: Kempf stieg im Zentrum nach oben und nickte unhaltbar für Urbig in die lange Ecke ein. Die Fürther verteidigten den Standard viel zu passiv, Kempf konnte quasi unbedrängt einköpfen.

Fritz verschont Winkler - Hrgotas Traumtor bringt den Ausgleich

Zwei Minuten später dann der große Aufreger der ersten Halbzeit: Der bereits verwarnte Winkler kam gegen Hrgota an der Seitenauslinie zu spät und traf den Fürther Kapitän von hinten ohne wirkliche Chance auf den Ball. Marco Fritz verzichtete auf die gelb-rote Karte - eine äußerst glückliche Entscheidung aus Sicht der Berliner. Das wusste wohl auch Gästecoah Pal Dárdai, der Winkler unmittelbar nach der Szene auswechselte und durch Scherhant ersetzte. Der verbuchte nach 41 Minuten den nächsten Hertha-Abschluss, aber weil Michalski eng am Mann verteidigte, stellte Scherhants Abschluss Urbig vor keine Probleme. Da es die Fürther auch in der fünfminütigen Nachspielzeit der ersten Hälfte nicht schafften, noch einmal Gefahr zu entwickeln, ging es mit 0:1 in die Kabinen.

In der zweiten Halbzeit änderte sich zunächst wenig: Bis auf einen harmlosen Versuch von Michalski in der 46. Minute gelang der Spielvereinigung im Offensivspiel wenig, stattdessen verbuchte die Hertha die nächste Gelegenheit: Scherhant zog nach Hackenpass von Niederlechner aus spitzem Winkel ab, Urbig fuhr das Bein aus und parierte stark. In der 52. Minute probierte es Lemperle, sein Versuch geriet aber deutlich zu hoch. Es sah in dieser Phase nicht so aus, als würde die Spielvereinigung zum Ausgleich kommen - doch dann zeigte Branimir Hrgota einmal mehr, wieso er ein Ausnahmespieler in der 2. Bundesliga ist: Der Kapitän hatte etwas viel Platz, dribbelte an einem Berliner Verteidiger vorbei in den Sechzehner und schlenzte die Kugel dann sensationell in den Winkel - keine Chance für Ernst. Der Ausgleich!

Eigentor und erneuter Rückstand - kein Ausgleich trotz bester Chancen

Doch das Kleeblatt konnte den Druck nach dem Treffer nicht aufrechterhalten, stattdessen schlug die Hertha zurück: Jung foulte Reese, nach einer kleinen Rudelbildung brachte Kenny den fälligen Freistoß in die Mitte. Dort stieg wieder Kempf am höchsten - sein Kopfballversuch wäre wohl deutlich am Tor vorbeigegangen, doch der Berliner Verteidiger köpfte Petkov an, von dessen Oberkörper der Ball unhaltbar ins Tor prallte (63. Minute). Nach 68 Minuten dann die nächste Spielunterbrechung: Dieses Mal flogen Gegenstände aus dem Gästeblock aufs Spielfeld. Nach zwei erfolglosen Versuchen, die Partie wieder anzupfeifen, beorderte Schiedsrichter Fritz die Teams in die Katakomben.

Nach der Unterbrechung war das Kleeblatt plötzlich am Drücker, doch der Ausgleich wollte nicht gelingen: Sieb köpfte nach schöner Flanke von Haddadi komplett freisteht über den Kasten (78.), vier Minuten später vergab Petkov die Chance aufs 2:2, als auch er komplett unbedrängt einen Kopfball nicht im Tor unterbrachte. Nach 85 Minuten dann der nächste Aufreger: Petkov wurde im Sechzehner zu Fall gebracht, Fritz entschied auf Weiterspielen und auch der VAR checkte die Szene nicht. Sehr zum Unmut von Alexander Zorniger und Rachid Azzouzi: Beide sahen nach heftigen Protesten die gelbe Karte. In der 89. Minute stand Petkov erneut im Mittelpunkt - er vergab die nächste Gelegenheit auf den Ausgleich, als er im Strafraum aus bester Position über den Ball schlug.

Elf Minuten Nachspielzeigt zeigte der vierte Offizielle aufgrund der langen Protest-Unterbrechung an - und das Kleeblatt rannte weiter an. In der achten Minute der Nachspielzeit zog Green ab, sein Versuch aus sechzehn Metern lies Ernst vor die Füße von Gideon Jung klatschen, doch dessen Abschluss wurde abermals von der Berliner Hintermannschaft geblockt. Das Kleeblatt warf in den Schlussminuten alles nach vorne, doch der Ausgleichstreffer wollte nicht mehr gelingen. Die Spielvereinigung kassierte somit die zweite Niederlage in Folge und muss im Kampf um den Aufstieg den nächsten Rückschlag hinnehmen.

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