Vor Spiel bei Union Berlin

"Sehr schwere Entscheidung": Trainer Stefan Leitl erklärt sein Aus beim Kleeblatt

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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28.4.2022, 14:37 Uhr
"Ich war nicht mehr bereit, das zu tun": Stefan Leitl wird das Kleeblatt nach dem Saisonende verlassen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NN "Ich war nicht mehr bereit, das zu tun": Stefan Leitl wird das Kleeblatt nach dem Saisonende verlassen.

Wie sehr Stefan Leitl die vergangenen Tage mitgenommen haben, das sah man selbst aus der Distanz. Als der Trainer der Spielvereinigung Greuther Fürth am Donnerstagnachmittag zur digitalen Pressekonferenz auf dem Computer-Bildschirmen der Journalisten erschien, da wirkte er nachdenklich. "Es waren sehr bewegte Tage", sagte Leitl einleitend, "ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich nochmal zu äußern."

Das tat er dann sehr lange und ausführlich. Er habe "eine Entscheidung getroffen", nur eine, betonte er, "und die lautet, dass ich ab der kommenden Saison nicht mehr Trainer der Spielvereinigung sein werde." Mit einem neuen Verein aber sei er sich nicht einig, auch wenn manche Medien das zuletzt vermeldet hatten. "Diese Entscheidung habe ich für mich persönlich getroffen", sagte Leitl. Und: "Es war eine sehr schwere Entscheidung."

Der Entschluss, das Kleeblatt nach knapp drei Jahren zu verlassen, sei das Ergebnisses eines langen Prozesses und "unabhängig von irgendwelchen Gerüchten, die aufgetaucht sind". Danach sprach der 44-Jährige sehr ausführlich über seine Zeit bei und mit der Spielvereinigung, "unglaublich intensiv und sehr erfolgreich" sei diese insgesamt gewesen. Bedanken wollte sich der scheidende Trainer bei allen, "die dazu beigetragen haben, diese Erfolgsgeschichte mit mir zusammen zu schreiben", bei seinen Trainerkollegen, den Mitarbeitern, den Fans und den Sponsoren.

"Ganz besonderer Dank gilt aber einer Person", betonte Leitl. "Nämlich Rachid Azzouzi für das Vertrauen und für die offene Kommunikation, für die stets ehrliche Kommunikation, für die Unterstützung, die wir in der Zeit hatten." Der Geschäftsführer hatte ja auch in der größten sportlichen Krise an seinem Trainer festgehalten und wollte mit diesem gerne auch noch viele Jahre weiter arbeiten. Doch das wollte Leitl nicht. Er habe "keine Entscheidung gegen die Spielvereinigung, sondern für mich getroffen", betonte er. "Es war wichtig, diese Entscheidung zu treffen, weil viel spekuliert wurde und dieses Thema immer wieder aufkam."

Auf die Nachfrage, dass Azzouzi diese "ehrliche Kommunikation" zuletzt vermisst hatte und aus den Medien von Leitls Ausflug nach Hannover erfuhr, reagierte der Trainer schmallippig. "Das brauche ich nicht mehr zu kommentieren", sagte er. "Es gab einen Austausch wie in der Branche üblich - zu einem Zeitpunkt, wo Entscheidungen gefallen sind." Nach dem Abstieg am vergangenen Wochenende habe er sich sehr viele Gedanken gemacht und sei zu dem Ergebnis gekommen, "dass ein Neuanfang her muss, dass eine andere Energie in den Verein rein muss, eine andere Ansprache. Ich war nicht mehr bereit, das zu tun."

Leitl wollte, erklärte er, "Klarheit schaffen für die sportliche Verantwortung und Klarheit für meine Jungs, meine Mannschaft", mit der gemeinsam er ja noch drei Spiele in der Bundesliga zu bestreiten hat. Das erste am Freitagabend um 20.30 Uhr (DAZN) bei Union Berlin, einem Gegner, der vor einigen Jahren in Liga zwei noch auf Augenhöhe mit dem Kleeblatt war und inzwischen ans Tor zur Champions League klopft. Union habe einen "klaren Plan", "Spieler in gutem Fußballeralter", sei "physisch extrem stark" und inzwischen ein "gefestigter Bundesligist".

Die Personalsituation hat sich aber kaum verbessert. Max Christiansen ist inzwischen zwar raus aus der Corona-Isolation, muss aber erst noch eingehend untersucht werden. Jamie Leweling hingegen sei nach seiner Infektion wieder fit, im Angriff starten wird aber erneut Jessic Ngankam. Weiterhin ausfallen wird derweil Jeremy Dudziak, der sich nach seinen langwierigen Achilessehnenbeschwerden jetzt mit einer "Mandelentzündung" herumplagt.

Die restlichen drei Partien in Berlin, gegen Dortmund und in Augsburg will Leitl "einfach noch genießen", sagte er. "Zum Genießen gehört gut zu spielen und zu punkten." Wie es danach weitergeht, ist offen. Sicher ist, dass der ehemalige Club-Trainer Michael Köllner nicht, wie von manchen Medien spekuliert, nach Fürth kommt.

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