Fragezeichen beim Kleeblatt

"Seriöseste Mannschaft": Fürths Trainer Alexander Zorniger schwärmt vom 1. FC Heidenheim

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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27.4.2023, 15:22 Uhr
Alexander Zorniger hatte mit seiner Mannschaft in dieser Woche "das ein oder andere zu besprechen".

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Alexander Zorniger hatte mit seiner Mannschaft in dieser Woche "das ein oder andere zu besprechen".

Am 22. September 2007 erlebte Alexander Zorniger ein Fußballspiel, von dem damals niemand dachte, dass sich die Menschen auch 15 Jahre später noch daran erinnern. Mit Normannia Gmünd empfing der heutige Trainer des Kleeblatts in der Oberliga Baden-Württemberg den 1. FC Heidenheim, der die Reise über die B29 mit einem neuen Trainer antrat. Frank Schmidt hatte einige Monate zuvor seine Spielerkarriere beendet und sollte für den entlassenen Dieter Märkle einspringen.

Aus einigen Wochen wurden erst Monate und dann Jahre. Inzwischen ist Frank Schmidt seit mehr als 15 Jahren für den 1. FC Heidenheim verantwortlich, den er aus der Oberliga bis in die zweite Bundesliga geführt und dort als Spitzenmannschaft etabliert hat. Am Freitagabend (18.30 Uhr/ Sky) kommt der FCH als Tabellenzweiter in den Ronhof, als Verein, der sich im deutschen Fußball längst einen Namen gemacht hat.

Alexander Zorniger kennt den Fußballstandort Heidenheim "noch aus Zeiten, in denen es eine Tribüne gab - und auf der gegenüberliegenden Seite hast du in den Wald reingeguckt", erzählte der Fürther Trainer vor dem nächsten Aufeinandertreffen mit Frank Schmidt. "Was da passiert ist in den letzten Jahren ist, neben Freiburg, ein Paradebeispiel dafür, wie man Dinge mit Kontinuität erreichen kann. Nicht mit Quatschen oder Wünschen, sondern mit solider Arbeit."

Die Wertschätzung für den kommenden Gegner war auf der obligatorischen Pressekonferenz aus jedem Satz Zornigers herauszuhören. "Da wird eine hohe individuelle Qualität auf uns zukommen, aber die höchste Qualität, die Heidenheim hat, ist, dass sie mit wenig Schnickschnack spielen", findet der 55-Jährige. "Sie gehen in ihrer Spielweise nicht nur an die 100 Prozent, sondern sie haben immer die 100 Prozent." Die Heidenheimer seien "neben Union Berlin die seriöseste Mannschaft im deutschen Profifußball".

Mit der Seriosität haben Zornigers Fürther bisweilen noch so ihre Probleme - im Ronhof aber haben sie im vergangenen halben Jahr ein gewisses Selbstverständnis entwickelt. Verloren hat das Kleeblatt zuhause ja nur einmal in dieser Saison, gepaart mit den sechs Siegen in sieben Heimspielen unter seiner Anleitung sei das "die beste Heimserie seit 21 Jahren", sagte Historiker Zorniger, der diese Serie natürlich so lange wie möglich verlängern möchte.

Damit das gelingt, hat er zusammen mit seinen Spielern und Assistenten die Havarie an der Ostsee nochmal ausführlich aufgearbeitet. "Die Trainingswoche war ein bisschen länger als gedacht, aber das hat uns allen gutgetan, weil wir Zeit hatten, das ein oder andere zu besprechen", erzählte Zorniger. "Ich habe entschieden, dass wir uns jeden Tag sehen, damit wir mehr Zeit haben, über Dinge zu quatschen."

Auf dem Trainingsplan standen vor allem die Lerneinheiten "Sich im Spiel mit dem Ball mehr zeigen" sowie der große Themenkomplex "Wie wollen wir Kompaktheit herstellen, wie gelingt es der Mannschaft, das in jeder Situation zu schaffen?" - beides Dinge, mit denen die Fürther zuletzt so ihre Probleme hatten.

Mit welcher Aufstellung das Kleeblatt dem FCH begegnet, ist noch offen. Torhüter Andreas Linde (Adduktoren) und Rechtsverteidiger Simon Asta (Steißbein) sind angeschlagen, den verletzten Ragnar Ache, der aber "nicht länger als zwei Wochen ausfällt", wollen die Fürther "im System auffangen" - und so die schöne Heimserie fortsetzen.

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