Schwere Rückkehr auf den Platz

SV Unterferrieden: Emotionaler Wiederbeginn nach dem Tod von Benjamin Taft

25.10.2021, 14:55 Uhr
SV Unterferrieden: Emotionaler Wiederbeginn nach dem Tod von Benjamin Taft

© Foto: Mathias Hochreuther

Als Alexander Haas knapp zehn Minuten vor dem Ende der Partie zwischen dem SV Unterferrieden und dem SV Höhenberg das 2:1-Siegtor erzielt hatte, war alles wie immer. Jubel bei den Hausherren samt Anhang über die drei Punkte, Enttäuschung bei den Gästen, die als Schlusslicht im Keller der Kreisklasse Neumarkt/Jura Ost festsitzen. Aber es war freilich nichts wie immer.

In Unterferrieden und weit darüber hinaus haben sie den tragischen Verlust von Benjamin Taft noch lange nicht verarbeitet. Der Spielertrainer des SVU war am 4. Oktober im Alter von gerade einmal 33 Jahren verstorben. Seitdem hat der Ball in Unterferrieden geruht, das Spiel gegen Höhenberg war das erste nach einer mehrwöchigen Pause.

Alexander Haas ist nicht nur der Torjäger der ersten Mannschaft des SV Unterferrieden, er ist auch rhetorisch bewandert. Weshalb er in der auf mehrere Schultern verteilten Fußballabteilungsleitung auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Mit Valentin Breyer, ebenfalls in der Abteilungsleitung tätig und laut Haas "unser Mann für alles", kommt er wenige Minuten nach Schlusspfiff der Bitte nach, über die zurückliegenden 90 Minuten und vor allem die Tage und Wochen zuvor zu reden.

"Er war einfach ein Wahnsinnstyp"

Beide machen das bereitwillig, vor allem Haas redet ausführlich. Auch wenn er sagt, ihm fehlen eigentlich die Worte für das Geschehene, den Tod des Trainers und Freundes Benny Taft, der subjektive Eindruck ist, dass der 25-Jährige doch einige Worte dafür findet.

Also erzählt er. Über das lustige Telefonat, dass er noch mit Benny Taft geführt hat, als dieser nach dem im Spiel gegen Berngau Ende September erlittenen Herzinfarkt im Neumarkter Krankenhaus eigentlich schon auf dem Wege der Besserung schien. "Er hat schon wieder Sprüche geklopft", erinnert sich Haas, "und er hat gefragt, wie es mir und uns geht, sich nicht über seine Situation beklagt. Er war einfach ein Wahnsinnstyp." Das war am Samstag, die Aussicht auf baldige Entlassung war da. Am Montagmorgen war Benjamin Taft tot.

Die ganze Amateurfußball-Szene in der Region stand unter Schock, der 33-jährige Taft war kein Unbekannter. Auf der Facebook-Seite des SVU kamen Beileidsbekundungen von allen Seiten, auch vom SC Großschwarzenlohe, wo Taft vor seinem Wechsel im Frühsommer dieses Jahres ins Nürnberger Land jahrelang fußballerisch zuhause war. Bei all der Trauer fanden Alex Haas und Valentin Breyer aber dennoch die Unterstützung erwähnenswert, die von allen Seiten kam.

In den umfangreichen Regelwerken des Bayerischen Fußball-Verbands sind solche tragischen Fälle nicht vorgesehen, Breyer berichtet aber vom Entgegenkommen, das sie von Verbandsseite gezeigt hätten. Gruppenspielleiter Siegmund Toll hat die Partien bereitwillig abgesetzt, die Kicker in Unterferrieden und ihr Umfeld sollten Zeit zum Trauern bekommen.

Vier Spiele fielen aus, wozu es auch die Zustimmung des Gegners gebraucht hatte. Vollstes Verständnis gab es auch hier vom FC Deining, ASV Neumarkt II, TSV Winkelhaid und TSV Pyrbaum. "Der ASV Neumarkt hat mich sogar angerufen und die ganze Mannschaft zu einem Bayernliga-Heimspiel eingeladen, wenn wir es denn wollen, das fand ich eine tolle Geste", berichtet Alex Haas.

"Die Mannschaft zählt"

Vollstes Verständnis haben sie in Unterferrieden auch selbst gezeigt, denn Patrick Heyn, der vor Saisonbeginn das Traineramt mit Taft übernommen hatte, hat dieses abgegeben. "Benny war sein bester Kumpel, er packt das alles nicht und hat keinen Kopf für Fußball", sagt Haas, "das ist für uns völlig okay, er kann sich jederzeit bei uns melden." Am Freitag vor einer Woche haben sie sich zu einem ersten freiwilligen Training mit anschließendem Mannschaftsabend getroffen.

Die Leitung des Trainings haben nun vorerst Alex Haas und Kapitän Max Hirschmann übernommen. In den nächsten Tagen wollen sie beim SVU beraten, wie es weitergehen soll. "Macht es jetzt Sinn, einen Trainer zu holen, und wie würde der mit der Situation klarkommen - oder regeln wir das bis zur Winterpause intern?" - diese Fragen stellen sich Haas und Breyer sowie ihre Mitstreiter.

Fragen, die sich in den vergangenen Tagen noch nicht in den Vordergrund gedrängt haben. "Es ging erst einmal darum, ob jeder wieder Fußball spielen kann und will. Ich war vor dem Spiel selbst so nervös wie noch nie, die Anspannung war schon da in der Kabine. Wir haben uns nach dem Schwächsten im Glied gerichtet, wenn einer gesagt hätte, er kann das nicht, hätten wir nicht gespielt", sagt Alex Haas, "denn die Mannschaft zählt. Das ist das, was Paddy und Benny uns beigebracht haben. Und das wollen wir fortführen."

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