Nähe nicht nur in den Fußballstadien?

Team Populismus! So kann man Söders Kurswechsel im Sport verstehen

24.1.2022, 05:57 Uhr
Ein Ministerpräsident für alle bayerischen Sportvereine? Einen Fingerzeig auch in Richtung Ice Tigers sendete Markus Söder jedenfalls nicht nur auf diesem Bild aus dem Februar 2014.

© Sportfoto Zink / MaWi Ein Ministerpräsident für alle bayerischen Sportvereine? Einen Fingerzeig auch in Richtung Ice Tigers sendete Markus Söder jedenfalls nicht nur auf diesem Bild aus dem Februar 2014.

Der bayerische Ministerpräsident hat in den letzten Jahren vom FC Bayern München, vom 1. FC Nürnberg und vom Eishockey-Erstligisten ERC Ingolstadt Trikots geschenkt bekommen. Mittlerweile sind Doktorarbeiten darüber geschrieben worden, warum er das Geschenk der Bayern falsch herum getragen hat. Es gibt Söder-Trikots mit der Nummer 12, mit der Nummer 18 und der Nummer 67. Mit der Nummer 1 gibt es keines. Dafür gibt es ein Foto von Söder in einem Trikot der Ice Tigers. Das stammt allerdings aus dem Fasching - lange bevor er Gandhi, Stoiber, Homer Simpson und endlich König von Bayern wurde.

"Notfalls im Alleingang"

Söder war im März 2020 der erste Ministerpräsident, der Großveranstaltungen verboten hatte. Er war Kapitän von "Team Vorsicht". Nachdem er bei Handball, Basketball und Eishockey Fans wieder zugelassen hatte, ließ er sich im September 2021 in Ingolstadt mit Trikot fotografieren, nebenbei verkündete er: "Es wird keine Geisterspiele mehr geben." Anfang Dezember sagte er: "Wir halten Geisterspiele für sinnvoll." Und führte sie in Bayern, anders als in anderen Bundesländern, wieder ein. Inmitten der Omikronwelle wechselte Söder ins "Team Augenmaß", kritisierte Ausnahmen in anderen Bundesländern ("ärgerlich") und stellte den bayerischen Klubs ein "substantielles" Signal in Aussicht. "Notfalls im Alleingang." Ein neues Foto mit einem Trikot gibt es nicht. Noch nicht.

Während dieser Pandemie gibt es kaum einen Entscheidungsträger, der Entwicklungen nicht auch einmal falsch eingeschätzt, der keine Fehler gemacht hat. Dass Bayerns Ministerpräsident dem Sport, gerade jenseits der Fußballstadien, aber nur dann nahe war, wenn er ihm genutzt hat, war kein Fehler, sondern Kalkül. Trotzdem wird er wieder Trikots geschenkt bekommen - das Populismusspiel beherrschen sie im Profisport schließlich auch ganz gut.

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