Trainer Müller verlässt die Nürnberger Handballerinnen
5.7.2008, 00:00 UhrMit ihm begann eine einmalige Erfolgsgeschichte, ein Aufstieg auf internationales Niveau. Jetzt verlässt Herbert Müller den 1.FC Nürnberg - er wechselt zum rumänischen Vizemeister Urban Brasov, dessen Besitzer Teodor Florescu ihm bei einem Treffen in Nürnberg ein «so gutes, komplexes Angebot« unterbreitet hat, «an das ich im Frauen-Handball bisher nicht einmal gedacht habe«, so Müller.
Kündigung wird geprüft
Gegenüber unserer Redaktion bestätigte Aufsichtsrat-Mitglied Steffen Schwarz die Kündigung Müllers, «die wir aber nicht angenommen haben«. Erst müsse geprüft werden, ob eine Auflösung so kurzfristig überhaupt möglich sei, auch wenn es keinen schriftlichen Vertrag mit Müller gebe. «Ein völlig neues Szenario« nannte Schwarz diese Entwicklung, zu stoppen sei sie sicherlich nicht, «aber vielleicht ist etwas in Richtung einer Ablösesumme möglich.«
Noch hat Müller nach eigener Aussage nichts unterschrieben und nichts fest zugesagt - und das will er auch erst tun, «wenn ich alles in meiner Macht Stehende getan habe, um die Zukunft der Mannschaft beim Club vernünftig zu regeln«. Das wird alles andere als leicht, denn zum einen wird die Bundesliga-Konkurrenz ihre Finger nach den Spielerinnen ausstrecken, zum anderen hat sich kaum eine von ihnen bereits vertraglich an den Verein gebunden. Nationalspielerin Sara Walzik dürfte ausgesprochen haben, was die meisten denken: «Natürlich ist das ein Schock für uns alle, aber das darf uns nicht zu voreiligen Entscheidungen verleiten.« Das ist im Sinne Müllers, der speziell Ania Rösler und Kerstin Wohlbold verbal bekniet hat, «jetzt vorneweg zu marschieren«. Heute gibt es ein erneutes Treffen Müllers mit den Spielerinnen.
Zurück ausgeschlossen
Aber ein Zurück von Müller ist ausgeschlossen, wobei die jüngsten, aus wirtschaftlichen Erwägungen nachzuvollziehenden Entscheidungen der Club-Verantwortlichen im personellen Bereich - keine neuen Verträge für Steffi Ofenböck, Miriam Simakova und Maja Sommerlund - offensichtlich den Ausschlag für den Sinneswandel gegeben haben. Zuvor hatte er in den vergangenen Monaten mehrere Angebote aus Rumänien, woher er 1980 nach Deutschland gekommen war, abschlägig beschieden.
«Ich bin müde und habe keine Kraft mehr, denn in Nürnberg ist die wirtschaftliche Entwicklung gegenläufig zum sportlichen Erfolg«, war ihm zu entlocken; ebenso aber, «dass ich nach dem Gespräch am Donnerstag mit der Mannschaft, bei dem es Tränen gegeben hat, die ganze Nacht keine Auge zugemacht habe«.
Frage nach Nachfolger
Und wie immer bei Trainer-Wechseln stellt sich die Frage nach einem Nachfolger. Nicht nur angesichts der drängenden Zeit ist Helfried Müller, Bruder und bisher Co-Trainer, sicherlich ein Kandidat. Ein generelles Nein gibt es nicht von ihm, allerdings hat sich noch niemand vom Club mit ihm in Verbindung gesetzt und, was wichtiger ist, «ich muss erst einmal wissen, was sich die Verantwortlichen vorstellen und was künftig machbar ist«. Klar ist derzeit nämlich nur, dass mit Herbert Müller eine große Ära im Nürnberger Handball zu Ende geht.