Keine Derbys, aber heimstarke Gegner

TSV Roßtal fremdelt noch mit der Kreisliga Frankenhöhe

7.9.2021, 12:20 Uhr
Özcan Gündogan ist seit drei Jahren an der Seitenlinie des TSV Roßtal, mit dem er aufgestiegen ist. Mit der Kreisliga Frankenhöhe fremdelt er noch.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, NN Özcan Gündogan ist seit drei Jahren an der Seitenlinie des TSV Roßtal, mit dem er aufgestiegen ist. Mit der Kreisliga Frankenhöhe fremdelt er noch.

Das hatten sie sich irgendwie alles ganz anders vorgestellt beim TSV Roßtal. Erst erfuhren sie von ihrem Aufstieg aus der Kreisklasse nach dem Saisonabbruch aus dem Internet.


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Trainer Özcan Gündogan fand es damals "traurig für die Mitkonkurrenten, dass wir das aufgrund der Quotientenregelung nicht haben sportlich lösen können".

Und dann folgte die Hiobsbotschaft: Anstatt in der Kreisliga Nürnberg gegen andere Mannschaften aus dem Landkreis und der Stadt Fürth zu spielen, teilten die Funktionäre des Bayerischen Fußball-Verbands sie in die Kreisliga Frankenhöhe ein: Geslau-Buch am Wald statt Cadolzburg also. TSV-Trainer Özcan Gündogan hat das die Freude auf die Rückkehr in diese Spielklasse getrübt.

Aus dem Südtirol-Urlaub gibt er sich am Telefon zwar kämpferisch, wenn er sagt: "Ich freue mich immer auf die neuen Dinge im Leben, das ist meine Einstellung." Der TSV habe aber noch Einspruch eingelegt, doch dem wurde nicht stattgegeben. Dann listet er die Nachteile auf. Er schimpft: "Von den Kosten her ist das in der Corona-Zeit nicht zumutbar, das muss man echt sagen."

Nur zehn bis 20 Gästefans

Die langen Anreisen zu den Gegnern rund um Ansbach fressen Benzingeld. Immerhin: "Dank des Fördervereins haben wir kleine Reisebusse." Schon die erste Fahrt nach Uffenheim (0:5) dauerte 70 Minuten einfach. Selbstredend brachten die Gästeteams bislang nur zehn bis 20 Zuschauer mit, was der TSV ebenfalls in seiner Kasse spürt. Derbys gibt es für die Roßtaler in dieser Saison kein einziges, stattdessen kassierten sie bis zum jetzigen siebten Spieltag auswärts nur Schlappen.

Denn eines hat Gündogan schon festgestellt: "Die Geschlossenheit dieser Mannschaften ist echt beeindruckend. Die gehen durchs Feuer, weshalb wir auswärts noch keinen Punkt geholt haben." Drei Merkmale schreibt er der bis dato unbekannten Frankenhöhe-Gruppe zu: "Lange Bälle, extreme Zweikampfwerte und wenig Spielfluss." Seine Mannschaft habe eine Zeit gebraucht, um sich darauf einzustellen. "Bei unseren Heimspielen sind wir bockstark", berichtet er stolz. Nach zwei Remis holten sie zuletzt zwei Siege, während sie auswärts Punktelieferant sind.

"Wir müssen das hinbekommen, dagegenzuhalten, wenn der Gegner mit der Wucht der Zuschauer kommt. Wir dürfen uns nicht in gewissen Phasen verunsichern lassen, das ist für meine junge Mannschaft ein Lernprozess."

Apropos junge Mannschaft: Der Kader ist nach dem Aufstieg zusammengeblieben, nur A-Jugendliche und drei Externe stießen dazu. Aus Neuendettelsau kam Malick Jallow, ein Freund des TSV-Angreifers John Jammeh, ebenfalls aus Gambia. Dazu kehrte nach Jahren Nick Macrea nach Roßtal zurück, Safa Ay wechselte von der Turnerschaft Fürth. Das Trio ist flexibel im Mittelfeld einsetzbar.

"Kein Gegner hat uns dominiert"

Auch wegen der Verstärkungen formuliert der Coach sein Saisonziel ausnahmsweise vor dem zehnten Spieltag: "Ein einstelliger Tabellenplatz." Das bisher Erlebte macht ihn zuversichtlich: "Mit einer anderen Spielausrichtung hätten wir jedes Spiel drehen können. Kein Gegner hat uns dominiert."

Am kommenden Sonntag machen sich die zwei Kleinbusse auf den Weg nach Schalkhausen, einem Stadtteil von Ansbach. Bis dahin ist er auch zurück aus Südtirol, wieder daheim in Heideck, wo der 40-Jährige seine Trainerkarriere begann. Nach seinen Jugendvereinen TSV Altenfurt und DJK Schwabach prägte er eine sechsjährige Ära als rechter Flügelstürmer beim ASV Vach in der Landesliga.

Über Feucht, SC Schwabach 04 und Kornburg trat er beim FC Schnaittach seine letzte Station an, als spielender Co-Trainer von Ex-Club-Profi Thomas Brunner. Alleinverantwortlich war er zunächst in Heideck, dann in Gunzenhausen und seit drei Jahren in Roßtal.


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Seine Philosophie: "Du musst gucken, was zu deinen Spielern passt. Wenn du die Jungs überforderst, kann das zu einer totalen Demotivation führen." Dementsprechend versuche er auch das Beste aus der Ligazuteilung zu machen. Er schließt mit einem typischen Gündogan-Satz: "Der Vorteil ist, man lernt neue Sportplätze kennen."

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