Türkisches Talent und afrikanischer Ärger

3.1.2006, 00:00 Uhr

Das erste Trainerlob im Jahr 2006 erntete Javier Pinola. Als der Argentinier gestern Nachmittag mit knapp halbstündiger, vom Verein genehmigter Verspätung als letzter Club-Profi auf den Trainingsplatz trabte, wurde der soeben aus der Heimat eingeschwebte Nachzügler von Coach Hans Meyer mit einer fast väterlichen Umarmung empfangen und bekam prompt ein Kompliment - für die neue Kurzhaarfrisur.

Rund 100 Kiebitze erlebten einen entspannten Trainingsauftakt, bei dem ein Spielchen unter besonderer Beanspruchung des linken Fußes dank motorischer Defizite einiger Kicker gelegentlich für unfreiwillige Erheiterung sorgte. Weniger amüsiert zeigte sich Meyer allerdings von der Nachricht, dass Adel Chedli und Jawhar Mnari nun doch vom tunesischen Verband für den vom 20. Januar bis 10. Februar in Ägypten stattfindenden Afrika-Cup nominiert wurden. Nach einem Gespräch mit Nationalcoach Roger Lemerre war Meyer noch davon ausgegangen, dass zumindest Chedli in Nürnberg bleiben darf.

«Das wäre eine mittlere Katastrophe und würde uns einen dicken Strich durch die Rechnung machen“, klagte der Thüringer und erinnerte daran, dass beim Rückrundenstart gegen den HSV mit Pinola und Mario Cantaluppi bereits zwei wichtige Spieler wegen Gelb-Sperren fehlen. Das letzte Wort soll in dieser Angelegenheit aber noch nicht gesprochen sein. «Wenn das so bleibt, brennt hier der Baum. Wir werden alles unternehmen, um das zu verhindern“, gab sich Meyer kämpferisch.

Neuzugang Öztürk mit Respekt und Selbstvertrauen

Mit dem türkischen «U 20“-Nationalspieler Sezer Öztürk (20) präsentierte sich den Fans gestern auch ein neues Gesicht. «Ich bin ganz schön nervös“, gestand der technisch versierte Mittelfeldspieler vor dem ersten Kontakt mit den neuen Kollegen, deutete dann im Training aber durchaus selbstbewusst seine Qualitäten an. «Ich habe großen Respekt, will mich hier aber auch beweisen und möglichst schnell in die Mannschaft kämpfen“, betonte der gebürtige Kölner, der für Bayer Leverkusen in der Saison 2004/05 sieben Bundesliga-Einsätze bestritt, beim Werksklub aber «einen gewissen Bernd Schneider“ vor sich hatte und deshalb zuletzt an Belgiens Pokalsieger GB Antwerpen ausgeliehen war. Meyer dämpfte jedoch die Erwartungen an den begabten Nachwuchskicker, der ablösefrei kam und einen Vertrag bis 2008 plus Option unterschrieb: «Wir haben Sezer verpflichtet, damit er sich bei uns fußballerisch entwickeln kann.“

Mehr Hoffnungen ruhen da schon auf Marek Mintal, der nach langer Verletzungspause für Meyer fast als weiterer «Neuzugang“ gilt. «Ein Mann, der letzte Saison Bundesliga-Torschützenkönig wurde, wird uns natürlich verstärken - vorausgesetzt, er findet zu alter Form zurück“, freut sich Meyer auf das ersehnte Comeback des Slowaken, der inzwischen beschwerdefrei trainiert und mit dafür sorgen soll, «dass wir uns am letzten Spieltag am 19. Mai alle jubelnd in den Armen liegen“.

Heute steht für die Club-Profis aber zunächst der Auftritt beim KQV-Hallencup in der Arena (17.15 Uhr/DSF live) auf dem Programm. Meyer gestand ehrlich ein, vor allem wegen des hohen Verletzungsrisikos kein großer Freund des Budenzaubers zu sein. «Ich habe in Holland eher schlechte Erfahrungen gemacht, zudem ist der Termin nur einen Tag nach dem Trainingsauftakt ungünstig“, bekannte der Coach, weiß aber, «dass Fußball eben auch Show ist und man den Fans was bieten muss.“ Ein Minimalziel soll darum unbedingt erreicht werden: «Wir wollen Vorletzter werden - vor Fürth. Dass das hier enorm wichtig ist, habe ich inzwischen schon mitbekommen“, grinste Meyer.

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