Team Schamel Running

Ultraläufer aus Erlangen: 52 Marathons in 52 Wochen

26.10.2021, 06:00 Uhr
Für ihn ist ein Marathon kein Problem: Ultraläufer Sebastian Fahsold.

© Alexander Richter, NN Für ihn ist ein Marathon kein Problem: Ultraläufer Sebastian Fahsold.

Gut gelaunt und fröhlich. So steigt Sebastian Fahsold vom Team Schamel Running aus dem Auto aus. Trotz Nieselregen und bedecktem Himmel. Keine Spur von Erschöpfung, kein unrunder oder humpelnder Gang - Muskelkater? Fehlanzeige. "So ein Marathon hat sich in den vergangenen Monaten tatsächlich zu meiner Lieblingsdistanz gemausert", sagt er.

Vermutlich schlägt jetzt jeder, der in seinem Leben die 42,195 Kilometer schon einmal am Stück gelaufen ist, die Hände über dem Kopf zusammen. Doch Sebastian Fahsold ist kein gewöhnlicher Läufer. Ultraläufer nennt er sich und seine Gleichgesinnten, die eine einmalige Szene verkörpern.

Ultra-Running - der neueste Hype

Ultra-Running definiert eine Wettkampf-Distanz, die länger andauert als die klassische Marathon-Distanz. Würzt man diese bereits für Gelenke und Muskeln toxische Basis noch mit ein paar Tausend Höhenmetern, kommt ein Gericht dabei heraus, das für Sebastian Fahsold wohl die Leibspeise ist. Ultra-Trail-Running.

Wofür normale Wanderer einen ganzen Tag brauchen, benötigen gute Ultra-Trail-Läufer wie Fahsold nur ein paar Stunden. Was sportliche Wanderer in zwei Tagen schaffen, rattert Fahsold an einem Tag hinauf und wieder hinunter. Für Ultra-Trail-Runner sind Distanzen von 50, 60 oder 80 Kilometern täglich Brot. Erst an die Höhenmeter musste sich Fahsold gewöhnen, denn "die hauen einfach noch einmal ganz anders rein als 50 Kilometer im Flachen".

Zur Veranschaulichung: Rathsberg liegt auf circa 390 Metern über dem Meeresspiegel. Die Innenstadt von Erlangen auf ungefähr 290 Metern. Absolviert werden also gut 100 Höhenmeter. Fahsold rennt bei seinen Alpen-Trails je nach Wettkampf und Streckenführung durch die Veranstalter zwischen 2000 und 3000 Höhenmeter bergauf.

Spontan ist es oft am Schönsten

Für Fahsold ist ein läppischer Marathon im flachen Knoblauchsland also keine große Sache mehr. "Es ist ja wie mit allem im Leben. Man gewöhnt sich daran und verschiebt ständig seine Grenzen. Einfach mal ausprobieren", sagt er mit einem Augenzwinkern.

Doch was genau es mit der "52 in 52 Challenge" auf sich hat, erklärt der Teamkapitän von Schamel Running, Johannes Hendel. "An Neujahr hab ich über die Lauf-App gesehen, dass Sebastian einen Marathon gelaufen ist". Keine große Sache, dachte er sich damals. "Als Sebastian dann aber am zweiten und dritten Tag im Januar wieder einen Trainings-Marathon absolvierte, musste er mit der Sprache rausrücken, was er genau vor hat", sagt Hendel.

Denn Fahsold arbeitete tatsächlich zu diesem Zeitpunkt an einem anderen Ziel, dass er schön länger verfolgte: "Sieben in Sieben". Also sieben Marathons in sieben Tagen. Fahsold absolviert diese Marathons im Training mit der eigenen GPS-Uhr. Aber immer am Stück wie er sagt: "Wenn ich 35 Kilometer Laufe, gibt es keinen Haken. Da müssen schon die vollen 42,195 Kilometer auf der Uhr stehen."

Als er also sieben Marathons in der ersten Januar-Woche eingetütet hat, war er etwas neugierig. Denn die Beine fühlten sich noch frisch an und die Erschöpfung blieb aus. "Also bin ich am achten Tag noch einmal einen Marathon im Training gelaufen. Bis mir irgendwann klar war, ich bin eigentlich schon mittendrin in der 52 in 52 Challenge".

Die Rahmenbedingungen sind flexibel

Für seine Challenge hat Fahsold dann ein paar Spielregeln ausgegeben. Dass er nur einen Haken setzt, wenn er die volle Marathon-Distanz am Stück läuft, ist die Wichtigste. Eine Aufteilung auf zwei Tage ist nicht drin. Auch läuft er nicht zwingend jede Woche einen Marathon. Denn die Challenge lautet "52 Marathons in 52 Wochen" und nicht "jede Woche einen Marathon".

Ein Schlupfloch, dass sich Fahsold hier offen lässt: "Manchmal klappt es zeitlich wegen meiner Arbeit nicht, oder oft habe ich schlichtweg einfach keine Lust einen Marathon zu laufen", sagt er. Dann kommt es aber wiederum auch vor, dass er mehrere Marathons in einer einzigen Woche läuft, wie zum Beispiel bei einem Wettkampf in den Alpen diesen Sommer: "Da war die Distanz knapp 85 Kilometer lang, also zwei Marathon-Distanzen."

Außerdem hat Fahsold für seine Läufe kein Tempo ausgerufen, dass es zwingend zu schlagen gilt. "Das mache ich einfach nach Lust und Laune", sagt er. Mal ist ein super gemütlicher Marathon in vier Stunden dabei, dann wieder einer in knappen drei Stunden.

Die große Party

So langsam zeichnet sich ab, dass Sebastian Fahsold den 52. Marathon dieses Jahr absolvieren wird. "Sicher" ist bei einem solchen Vorhaben zwar ein Fremdwort, wie er selbst sagt. Doch die Wahrscheinlichkeit wird mit jedem weiteren Marathon immer größer.

Für den letzten Marathon hat sich Mannschaftsführer Hendel bereits "eine Riesensause" einfallen lassen, mit genauen Details hüllt er sich jedoch noch in geheimnisvolles Schweigen. Nur eines hat er im Vorfeld verraten: "Wenn es der Sebastian tatsächlich schafft, dieses Jahr seinen letzten Marathon zu bestreiten, wird der Lauf zu einem Fest ", sagt Hendel.

Aktuell fehlen Fahsold noch zehn Marathons. In dieser Woche wird wohl kein weiterer dazu kommen, wie er selbst sagt: "Ich bin gelernter Koch, stehe aber kurz vor einem Quereinstieg in einer Schreinerei, da ist es gerade zeitlich sehr eng bei mir."

Nie den Spaß verlieren

Eine der wichtigsten Funktionen des Sport ist für Fahsold die Freude an der Bewegung, die Naturverbundenheit, die Community und der Flair innerhalb der Trail-Running-Szene und etwas gutes für seine Gesundheit zu tun. "Auch wenn der Physiotherapeut unseres Teams schon lange mit dem Kopf schüttelt, bei den Distanzen die wir immer laufen", sagt Fahsold lachend.

Auch seine zweijährige Tochter hat wohl bereits mehr Marathons im Baby-Jogger absolviert, als andere in Ihrem ganzen Leben laufen. "Es müssten jetzt acht Stück sein, der schnellste in drei Stunden und acht Minuten", sagt Fahsold.

Für die kommenden Wochen nimmt sich Fahsold wie bisher auch vor, die noch fehlenden Marathons Stück für Stück abzuarbeiten. Immer mit dem Leitsatz: alles kann - nichts muss, nie den Spaß verlieren. Damit er weiterhin so fröhlich und gut gelaunt aus dem Auto hüpft, wie zu Beginn des Gespräches.

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