Volleyball-Damen vom VfL Nürnberg in Fürth

13.10.2017, 12:03 Uhr
Volleyball-Damen vom VfL Nürnberg in Fürth

© Foto: Sebastian Zelada

Vergangenen Sonntag, 12.45 Uhr in der Coubertinstraße in Dambach. Die Volleyball-Frauen-Mannschaft der "Sechzger" sitzt in einem kleinen Raum neben der Trainingshalle und fasst gerade Mittagessen. Den kompletten Vormittag haben die Frauen bereits trainiert, doch nach dem Essen heißt es wieder schwitzen.

Es ist das letzte Wochenende vor dem Saisoneinstieg des Teams. Das Besondere: Die Spielerinnen, die gerade ihre Ration Kohlenhydrate in Form dampfender Nudeln zu sich nehmen, liefen in der vergangenen Saison noch unter der Flagge des VfL Nürnberg auf. Doch Personalprobleme beim VfL bedrohten die Existenz der Truppe um Spielführerin Katja Holstein.

Da der Verein die Organisation nicht mehr stemmen konnte, sprang der TV Fürth 1860 in die Bresche. Der Co-Trainer der Damenmannschaft, Stefan Fürst, sitzt am Stirnende des Esstisches, lehnt sich zurück und erzählt von den Einwänden, die es intern vor dem Kraftakt des Teamwechsels gab: "Es gab natürlich die Bedenken, dass künftig alle Kräfte auf die erste Damenmannschaft verwendet werden. Ähnliches haben wir zuvor bei benachbarten Vereinen gesehen. Daran haben letztlich die restlichen Abteilungen Schaden genommen." Von daher riefen sie eine Devise aus: "Wir haben uns klar gesagt, wir machen das nur, wenn wir die restlichen Abteilungen genau so weiterführen können wie bisher. Und im Moment sieht es sogar so aus, als würden sie davon profitieren."

Struktur vor Saisonziel

Ein ambitioniertes Saisonziel will man im Verein noch gar nicht wirklich ausgeben. "Erst einmal wollen wir die Strukturen hier festigen, Sponsoring aufbauen und den Klassenerhalt schaffen", erklärt Fürst, gerade als die Teller abgeräumt werden und es in die zweite Phase des Trainings geht. Trainer Matthias Lompa sieht es ähnlich. Während sich die Spielerinnen aufwärmen, bringt er den Status Quo auf den Punkt: "Ich habe keine Ahnung, wo die Mannschaft steht. Die anderen Teams spielen ja schon seit Wochen. Das erste Spiel war am 14. September und wir steigen erst am 14. Oktober in die Saison ein." Tatsächlich haben die meisten anderen Teams bereits zwei Spiele absolviert und verfügen dementsprechend über mehr Spielpraxis.

Wenn am kommenden Samstag das um neue Spielerinnen erweiterte Team in den Trikots des TV Fürth 1860 debütiert, weiß niemand, was passieren wird. Denn neben dem eigenen Leistungsstand sind auch die Gegnerinnen schwer einzuschätzen. "Die Ergebnisse bisher sind sehr skurril", erklärt Lompa. "Da schlägt jeder jeden. Die guten Chemnitzer haben schon zwei Mal verloren, obwohl sie letztes Jahr Meister wurden."

Aufgestiegen sind die Ostdeutschen nur deshalb nicht, weil sie finanzielle Probleme hatten. Auch die Aufsteiger TSV Ansbach und TV Dingolfing dürfen nicht unterschätzt werden. "Deren Spielerinnen sind so stark, dass sie auch oben mitmischen können." Der TV Fürth 1860 muss also aus sportlicher Sicht kämpfen.

Um auch gegen Topmannschaften wie den TV Altdorf und den Zweitligaabsteiger DJK München bestehen zu können, muss sich das Team erst besser zusammenfinden. Die Neuzugänge in den eigenen Reihen lassen hoffen. Juliane Doranth spielte vergangene Saison noch bei den Münchnerinnen und die Kirgisin Anastasiia Ilnter ist in ihrem Heimatland sogar eine Größe im Nationalteam, mit dem sie im Mai den dritten Platz bei den Islamic Solidarity Games belegte.

Nationalspielerin aus Kirgisien

Sie kann dem Team sicherlich helfen, bangt jedoch aufgrund von Hürden bei den Transfermodalitäten noch um ihre Spielberechtigung. Dennoch blickt sie optimistisch in eine Saison, in der die längsten Auswärtsfahrten bis nach Chemnitz und Eiselfing (Landkreis Rosenheim) führen. "Wir haben hier sehr gute Trainer und arbeiten gut", stellt sie den Fürthern ein gutes Zeugnis aus. Die Nationalmannschaft ist lediglich in der Breite besser bestückt.

Matthias Lompa pflichtet ihr bei: "Wenn wir komplett sind, haben wir aktuell zehn Spielerinnen. Es könnten also ruhig noch zwei kommen." Immerhin: Der Unterbau mit Nachwuchsmannschaften ist im Vergleich zum VfL Nürnberg größer: Momentan gibt es vier Jugendteams.

Und dann existiert da noch die Problematik mit der Trainingshalle an der Coubertinstraße, die Stück für Stück renoviert werden soll. Den Anfang macht in Kürze die Beleuchtung, die das Spielfeld nicht mehr gut aufhellt. Der Optimismus ist jedoch zu spüren und wenn am Samstag in der Julius-Hirsch-Halle endlich auch für die "Sechzger" die Saison startet, erwarten sie "eine niedrige dreistellige Zahl" an Fans, die den Damen des ehemaligen VfL Nürnberg hoffentlich auch weiter die Treue halten.

ZErstes Heimspiel in der 3. Volleyball-Liga Ost Damen: TV Fürth 1860 – DJK Sportbund München, Samstag, 19 Uhr, Julius-Hirsch-Halle, Kapellenstraße 41.

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