Wegen Personalmangel: Rams steigen freiwillig ab

26.11.2018, 11:54 Uhr
Die Rams am Tiefpunkt: Über den Abstieg dürften nicht nur Christian Rückert und Johannes Fleischmann enttäuscht sein.

© Sportfoto Zink / MaWi Die Rams am Tiefpunkt: Über den Abstieg dürften nicht nur Christian Rückert und Johannes Fleischmann enttäuscht sein.

Im April 2018 hat Alexander Schweiger einen bemerkenswerten Satz fallenlassen. "Wenn wir es dieses Jahr nicht schaffen", sagte der Präsident der Nürnberg Rams, "weiß ich auch nicht mehr, woran es liegen könnte." Das klang nach einem finalen Anlauf, mit dem Verein endlich auch in der Neuzeit in die erste Liga aufzusteigen, sieben Monate später, weiß man, dass es tatsächlich zumindest vorerst der finale Anlauf war.

Mit dem Aufstieg klappte es auch in der zurückliegenden Spielzeit nicht, frühzeitig war abzusehen, dass den Rams dafür wieder einmal die Qualität und die Konstanz fehlte. Auch, dass der Umbruch danach etwas größer ausfallen würde als in den Vorjahren war schon länger klar. Cheftrainer Salimir Mehanovic hatte angekündigt, sich fortan mehr auf sein Privat- und Berufsleben konzentrieren zu wollen, auch zwei Co-Trainer hatten den Verein informiert, nach der Saison woanders ihr Glück zu suchen.

"Wahnsinnig enttäuscht"

Alexander Schweiger hätte natürlich trotzdem weitergemacht. Schweiger macht immer weiter, seitdem sich der Verein 2007 neu gegründet hat, um an die Erfolge der 80er und 90er Jahre anzuknüpfen. In der kommenden Saison sollte der Etat sogar um satte 50 Prozent erhöht werden, um den Traum vom Aufstieg endlich zu realisieren.

Nun geht es aber zunächst einmal nur noch um den Aufstieg in die zweite Liga und Schweiger sagt: "Ich persönlich bin wahnsinnig enttäuscht." Am Samstag veröffentlichten die Rams eine Stellungnahme, in der sie erklären, warum sie 2019 nur noch in der Regionalliga, der dritten Spielklasse, antreten. Im Zuge der Neuaufstellung mussten Nürnbergs beste Footballer gleich mehrere Rückschläge hinnehmen und "schweren Herzens resümieren, dass ein Verbleib in der GFL 2 so nicht realisierbar ist". Außerdem werden erste und zweite Mannschaft fusioniert.


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Eigentlich hätten Erwin Rieger und Ralf Prosiegel, beide bislang bereits Teil des Trainerstabs und beide maximal erfahrene Männer im deutschen Football, die Mannschaft übernehmen sollen, doch genau das war der Knackpunkt: Auch die Mannschaft musste sich nach der enttäuschenden Saison erst einmal wieder neu finden, ein Prozess, der Rieger und Prosiegel zu lange dauerte – und mit ungewissem Ende. Die beiden sagten ab.

Drang nach Planungssicherheit

"Mir hat die Vorgehensweise überhaupt nicht geschmeckt", sagt Schweiger, der den beiden ehemaligen Mitstreitern vorwirft, sie hätten sich nicht an den vereinbarten Plan gehalten. Bis zum 8. Dezember wollte man den Spielern Zeit geben, ihre Lust am Football wiederzuentdecken und für die kommende Saison zuzusagen. Meistens, weiß Schweiger, "kommt das Kribbeln nach ein paar Wochen Pause ja wieder".

Stimmt schon, weiß Prosiegel aus eigener Erfahrung, aber natürlich wollten auch Rieger und er Planungssicherheit. Vom Kader der abgelaufenen Saison erklärten Ende September gerade einmal zehn Spieler ihre Absicht, auch 2019 dabei zu sein. Mindestens 45 Spieler hätte der Verein aber bis Mitte Dezember melden müssen, um ein Startrecht zu erhalten. Rund 100 E-Mails hatten die Trainer deshalb in den vergangenen Wochen verschickt – und nur wenig Resonanz bekommen. "Wir haben auf ein Zeichen der Mannschaft und des Vereins gewartet, aber keines gesehen", sagt Prosiegel, der ebenfalls enttäuscht ist, dass er nun dafür mitverantwortlich gemacht wird, dass die Rams ohne richtigen Headcoach dastehen.

A.J. Springer kehrt zurück

Die Trainerposten wollen sie nun bis zur kommenden Woche aus den eigenen Reihen besetzen, einen prominenten Neuzugang können sie bereits jetzt verkünden. Quarterback Anthony James Springer kommt nach einer Saison aus Wiesbaden zurück, zusammen möchte man sich in der Regionalliga konsolidieren, um den Aufstieg mitspielen, und dann: es endlich schaffen, natürlich.

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