Weiler: "Wir werden alles unternehmen, um aufzusteigen"

5.2.2016, 21:49 Uhr
Er bleibt meistens cool: "Auch bei einem Sieg werde ich nicht herumspringen", sagt Club-Coach René Weiler.

© Zink Er bleibt meistens cool: "Auch bei einem Sieg werde ich nicht herumspringen", sagt Club-Coach René Weiler.

Weiler setzt auf die Tugenden Ehrlichkeit, Leidenschaft und Freude sowie auf Team- und Charakterstärke. Mit dem charmanten und eloquenten Schweizer ist beim Club ein akribisch arbeitender Fachmann am Werk ist, der nichts dem Zufall überlässt und der entspannt erzählen kann.

Weilers Ziele: Der Trainer-Job bei Red Bull Leipzig gehört offenbar nicht dazu. Der frühere NZ-Sportchef Dieter Bracke hatte die Frage gestellt, ob Weiler ab Sommer nach fränkisch- sächsisch lernen muss. "Im Moment fühle ich mich in Nürnberg wohl", entgegnete Weiler und lobte die gute Zusammenarbeit des Teams. Es habe mit Leipzig auch keine engeren Kontakte gegeben. "Ich habe noch große Ziele mit dem Club vor", fügte er an. Hoffnung macht auch Weilers Frau, die nicht schon wieder umziehen will.

Gute Arbeit zahlt sich aus 

Weiler möchte den Club in der ersten Liga etablieren: "Wir werden alles unternehmen, um aufzusteigen.“ Zugleich warnte er aber vor Ungeduld, wenn es in diesem Jahr nicht klappt, dann müsse man einfach in Ruhe weiterarbeiten, das Fundament verfeinern und eben später aufsteigen. Der ausgebildete Journalist weiß natürlich, dass im Umfeld des 1. FC Nürnberg schnell Unruhe aufkommen kann. "Wer kontinuierlich und gut arbeitete, bei dem stellt sich auch Erfolg ein", ist sich Weiler dagegen sicher. Im Spiel gegen 1860 München schätzt Weiler die Siegchancen realistisch ein: "50 zu 50."

Emotionen: "Wenn wir in München verlieren, dann kommt aber die erste Depression 2016 ganz schnell vorbei", befürchtet der Club-Trainer. Geduld sei nicht die Stärke der Club-Fans. Nürnberg stehe für Emotionen und für einen "Fußball mit Seele". "Es gibt aber auch den einen oder anderen Fantasten", stellte Weiler fest. Weiler verhehlte nicht, dass die ersten Monate in Nürnberg nicht ganz einfach waren. "Oh Gott, die reden von Aufstieg und für mich gilt, dass es gegen den Abstieg in die dritte Liga geht."

Auf dezente Weise erzählte der Club-Coach über die Schwierigkeiten, die er mit dem früheren Sportvorstand Martin Bader hatte: "Wir haben nicht mit einer Stimme gesprochen." Von Anfang an hätten einige Spieler versucht, die Autorität des Trainers zu untergraben, indem sie ihn nicht als Ansprechpartner akzeptiert haben. Doch das sei nun vorbei. Das nächtliche und peinliche Treffen der Club-Spieler mit Club-Fans auf einer Raststätte nach der Niederlage in Freiburg kommentierte Weiler mit den Worten "das habe ich vergessen".

Ausraster gibt's nur privat

Sich selbst stuft der Club-Trainer zwar als "emotionsbeladen" ein. In der Öffentlichkeit halte er sich aber zurück: "Nach einem Sieg werde ich nicht herumspringen oder Absperrgitter hinaufklettern." Vielleicht bei einem Aufstieg. Doch auch negative Emotionen müssen herausgelassen werden. "Meine Tobsuchtsanfälle habe ich in den eigenen vier Wänden."

Der Schweizer gibt schon Auskunft, hält sich aber dennoch öffentlich zurück.

Der Schweizer gibt schon Auskunft, hält sich aber dennoch öffentlich zurück. © Zink / MaWi

Grundsätze: Weiler hält sich bewusst in der Öffentlichkeit zurück. "Ich bin ein bisschen altmodisch." Er will Medien für sich nicht instrumentalisieren. "Das würde dem 1. FC Nürnberg nicht helfen." Fußball besteht aus Fehlern, sonst würden keine Tore fallen und manchmal gehört zu einem Sieg auch Glück dazu. Ohne akribisches Arbeiten gelinge aber auf Dauer nichts. Das Team, vom Platzwart bis zur Vereinsspitze, steht für Weiler über allem, und nicht der Einzelne: "Fußball ist Teamwork im ganzen Verein."

"Ich will keinen Abwehrbeton"

Die Spieler müssten sich entscheiden, ob sie ein Spiel gewinnen wollen oder ob nur der Einzelne ein Tor schießt, um sich wegzubewerben. Weilers Spielphilosophie ist, dass die Mannschaft den Torerfolg sucht. "Ich will keinen Abwehrbeton und keine Null-zu-Null-Spiele." Wichtig sei ein eher kleiner Kader von 18 Spielern, der aber qualitative gut sei und gute Betreuer habe. Dann gebe es auch Platz für Nachwuchsspieler. Spieler, die auch mit einem Tribünenplatz zufrieden gewesen seien, wurden inzwischen aussortiert.

Fußballnachwuchs: "Im Zentrum steht der Charakter", ist Weiler überzeugt. Das sei immer das Wichtigste, auch im Fußball. Wenn Spieler erst überzeugt werden müssten, um für den Club zu spielen, dann solle man sie nicht verpflichten. Das habe er erst kürzlich wieder bei einem Schweizer Stürmer einsehen müssen. "Der Wille ist von entscheidender Bedeutung." Die jungen Spieler hätten es oft schwer, weil sie sich von vielen Medien ablenken lassen. Das störe die Konzentration. "Ich habe in meiner Jugend noch Blockflöte gespielt. Ein Spieler, der ein Buch liest, ist selten." Beim Club gebe es einen. "Fast schon ein Außerirdischer."

Servus Schöpfi: Seinen Kreativdirektor musste Weiler im Winter nach Schalke ziehen lassen.

Servus Schöpfi: Seinen Kreativdirektor musste Weiler im Winter nach Schalke ziehen lassen. © Sportfoto Zink / WoZi

  Die Branche: Im Fußball geht es um viel Geld. Das ist in Nürnberg eher rar. Weiler bedauert zwar, dass angesichts der schlechten finanziellen Situation des Vereins die zehn Millionen Euro, die für Niklas Stark und Alessandro Schöpf erlöst wurden, nicht reinvestiert werden konnten. Geld sei aber nicht alles. Fußball müsse auch Spaß machen. Weiler ist optimistisch, dass es in einigen Jahren in der Bundesliga Konkurrenten zum FC Bayern gibt. Derzeit würden zu viele Berater am "Honigtopf Bundesliga" mitverdienen wollen, das lenke die Spieler ab. Ein schlechtes Team könne auch nicht mit dem besten Trainer etwas erreichen: "Pep Guardiola soll doch Duisburg übernehmen."

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