Corona bremst Powerlifter

Wenn der stärkste Forchheimer mal Schwäche zeigt

12.8.2021, 08:21 Uhr
Die Anstrengung steht ihm ins Gesicht geschrieben: In Pilsen ging Christoph Seefeld nichts leicht von der Hand, Platz vier war hart erkämpft.  

© European Powerlifting Federation, NN Die Anstrengung steht ihm ins Gesicht geschrieben: In Pilsen ging Christoph Seefeld nichts leicht von der Hand, Platz vier war hart erkämpft.  

Immer wieder hat Christoph Seefeld seinen kräftigen Körper auf einen "Tag X" hingetrimmt. Immer wieder wurde dieser wegen der Corona-Pandemie vertagt. Und nun, als er doch gefordert wurde, mochte der Körper nicht mehr so richtig. "Für mich kam diese Europameisterschaft gefühlt zwei, drei Monate zu spät."

Bei den schweren Jungs - Seefeld startete in Pilsen in der Klasse bis 120 Kilogramm - bedeutet das ständig neue Trainieren auf einen vermeintlichen Saisonhöhepunkt hin eben auch eine besondere Belastung für die Muskulatur in Rücken, Schultern und Beinen. "Irgendwann war der Rücken dicht", berichtet der 41-Jährige, der eigentlich schon bei den Senioren starten dürfte, aber immer noch den Vergleich mit den Besten sucht.

"Nur 940 Kilogramm" hat er im Kraftdreikampf (neudeutsch Powerlifting) geschafft, vor einem Vierteljahr hätte er die Tausender-Marke geknackt, ist er sich sicher. Damit hätte er hinter dem dominierenden Spitzenduo aus der Ukraine und Frankreich zum einen die Bronzemedaille sicher gehabt, zum anderen liegt die Norm für den deutschen A-Kader bei 970 Kilogramm. So wurde er Vierter und war nur zweitbester Deutscher.

"Am Schluss hing ich durch"

Also doppelt und dreifach ärgerlich für den starken Mann vom AC Bavaria Forchheim. "Diese Phase war einfach zu lange, die Phase, so zu trainieren, als ob." Am Schluss hing er einfach durch. Schon bei der Generalprobe in Erfurt sei wenig gegangen Immerhin hat er etwas Entlastung für die geschundene Muskulatur durch Kältesauna bei der Erlanger Firma "Cryomax" erfahren, die von den Erfolgen des Röttenbachers gelesen hatte und ihm ein paar Sitzungen spendierte.

Nachdem er vorher phasenweise "nicht einmal einmal geradeaus laufen" konnte, war er dann in Pilsen wenigstens halbwegs startklar. Doch schon das Kniebeugen war eine Qual, obwohl die 350 Kilogramm für ihn sonst kaum eine Anstrengung sind. Es folgte eine Berg- und Talfahrt "mit meinem wohl schönsten Versuch im Bankdrücken", mit dem er erstmals auch international die 300 Kilogramm zur Hochstrecke brachte, die ihm Silber in dieser Teildisziplin bescherten, und dem Kreuzheben, bei dem er bei 290 Kilo hängen blieb.

Zweimal rutschte ihm die Hantel aus den Händen, obwohl er das Gewicht eigentlich im Griff hatte. Da das nicht nur ihm passierte, hat er einen Verdacht: "Vielleicht lag das am vielen Desinfektionsmittel an den Griffen." Denn der Verband nahm es mit den Hygieneregeln sehr genau, dass die Geräte dadurch möglicherweise etwas rutschig wurden, habe man offenbar in Kauf genommen.

"Ich habe höhere Ansprüche"

Während der Bundestrainer seinen Schützling lobte und angesichts der Umstände in der Pandemie durchaus zufrieden war, grantelte Christoph Seefeld noch Tage nach dem Wettkampf: "Das war nichts, da habe ich höhere Ansprüche und dafür bin ich trotz meiner 41 Jahre immer noch viel zu ehrgeizig."

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