Saisonstart im Handball

"Wer jetzt nicht heiß ist, kann in der Kabine bleiben"

8.10.2021, 20:35 Uhr
Nach 582 Tagen Zwangspause geht es wieder los mit dem Punktspielbetrieb für die Handballer der SG Auerbach/Pegnitz.  

© Christian Brüssel, NN Nach 582 Tagen Zwangspause geht es wieder los mit dem Punktspielbetrieb für die Handballer der SG Auerbach/Pegnitz.  

Gegner zum Start der Saison 2021/2022 ist die HSG SGS Erlangen/HC Niederlindach, die am vergangenen Sonntag ihr erstes Spiel beim TV 1861 Erlangen-Bruck III klar mit 29:20 gewann.

Dabei taten sich Spielmacher Christian Gottesbüren und Halblinks Marco Loncar mit jeweils sieben Toren besonders hervor, Grund genug für die SD-Trainer Nico Neupert und Karsten Herold, ihren Spielern noch einmal die Notwendigkeit einer kompakten Abwehrarbeit vor Augen zu führen. Anpfiff in der Seebachgrund-Halle in Heßdorf-Hannberg ist um 18 Uhr.

Die Saison 2021/2022 der Handball-Bezirksoberliga (BOL) hat nach endlos langen Monaten tatsächlich begonnen. Über eineinhalb Jahre nach dem Corona-bedingten Abbruch der Pflichtspielrunde 2019/20 hatte der Bayerische Handballverband (BHV) den Start der neuen Saison auf das Wochenende vom 2./3. Oktober terminiert, stellte dann aber gleich drei der sieben Teams in der West-Staffel der BOL-Ostbayern spielfrei. Neben der SG mussten auch der SV Buckenhofen und die TS Herzogenaurach eine Woche länger auf ihren ersten Einsatz warten.

Spieler zählen die Stunden

Jetzt aber ist es soweit, Spieler wie Verantwortliche zählen bereits die Stunden, bis endlich wieder die Bälle durch die Hallen fliegen, auch wenn schon hier auf Aktive und Fans gleichermaßen erste Einschränkungen in Form von diversen Hygienekonzepten warten. So müssen in der Seebachgrundhalle Spieler- und Zuschauerlisten angelegt, in der gesamten Halle außerhalb des Spielfelds die Abstandsregeln eingehalten und ein Mund-Nasenschutz getragen werden. Zudem ist die Tribünenkapazität auf maximal 40 Personen begrenzt. „Sollten mehr Zuschauer in die Halle wollen, so ist der Zutritt den überzähligen Zuschauern zu verweigern. Das Zutrittsrecht wird durch das zeitliche Eintreffen geregelt. First come, first serve,“ so das Konzept der Betreiber.

Ähnliche Konzepte werden wohl alle Teams heuer begleiten, ein Umstand, an den man sich in einigen Wochen sicherlich gewöhnt haben wird. „Natürlich ist es immer schöner, wenn die Tribüne voll ist, aber es ist für uns auch nichts Außergewöhnliches, in fremden Hallen vor wenigen Zuschauern zu spielen,“ erinnert sich Karsten Herold an vergangene Spielzeiten. „Nicht jede Halle ist immer so gut besucht wie unsere Helmut-Ott-Halle.“

Zuerst kaum Heimspiele

Zum Leidwesen der SG weist der Hinrundenspielplan neben mehreren freien Wochenenden nur zwei Heimspiele aus. Herold sieht hierin jedoch nicht nur negative Aspekte. „Bei den vielen spielfreien Wochenenden wird es darauf ankommen, den Rhythmus nicht zu verlieren. Da wir ohnehin nicht den breitesten Kader besitzen, können uns die kurzen Pausen helfen, durch eine vernünftige Belastungs- und Trainingssteuerung kleinere Blessuren auszukurieren. Daneben müssen wir eben zunächst auswärts unsere Hausaufgaben machen. Falls das gelingt, gibt uns das ein gutes Gefühl für die Rückrunde, wo wir in der wichtigsten Phase der Saison öfter zuhause vor unseren Fans spielen können.“

Derzeit macht man sich im Lager der SG darüber noch keine Gedanken, sondern fokussiert sich auf das kommende Spiel. „Niederlindach ist ein unangenehmer Gegner, spielt zu Hause und wird uns nach dem letzten Ergebnis mit viel Selbstvertrauen empfangen.“

Diese Worte galten beim bislang letzten Treffen der beiden Teams genauso wie heute. Damals gab man dem Rückraum der HSG zu lange zu viel Spielraum und verlor nicht nur das Spiel, sondern vermutlich auch die für den Aufstieg nötigen Punkte. Dass seit Mai 2020 mit Harald Käppner ein neuer, sehr erfahrener Trainer neben der Bank steht, macht die Einschätzung des Gegners nicht leichter. Der 60-jährige Mediziner hat seit 1984 Handballer in Erlangen trainiert, bei der CSG, der HG und bis 2019 beim HC Erlangen.

Zu höflich für Handball?

Sein Vorgänger Klaus Watzinger hatte den Verein verlassen, weil „Anspruch und Wirklichkeit zwischen Trainer und Verein in der BOL nicht zusammenpassten.“ Er trainiert inzwischen das Landesligateam des TV Erlangen-Bruck. Auch für Käppner war „die Umstellung im sportlichen Niveau nicht ganz einfach. A-Jugendliche, die von der Bundesliga träumen, trainieren eben anders als Hobby-Handballer.“ Auch jetzt, ein Jahr später, hält er sein Team eigentlich für „zu höflich für Handball.“

Von solchen Sätzen zeigt man sich bei der SG unbeeindruckt und will sich auf sich selbst konzentrieren. „Wenn wir defensiv stabil stehen und vorne unser enormes Potenzial abrufen, sind wir nur schwer zu schlagen“ so Herold. Um die Motivation macht er sich dabei am wenigsten Gedanken. Wer am Sonntag nach so einer langen Pause nicht heiß auf 60 Minuten Pflichtspiel ist, kann gleich in der Kabine sitzen bleiben“, bringt es der Trainer auf den Punkt.

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