Wieder kein Sieg: Die Club-Schwächen sind geblieben

19.4.2015, 06:00 Uhr

Der einzige Angreifer, der beim Club zurzeit so etwas wie Gefährlichkeit vor dem gegnerischen Tor ausstrahlt: Winter-Neuzugang Guido Burgstaller (li.). © Sportfoto Zink / DaMa

„Zum Glück haben wir schon 35 Punkte auf dem Konto und werden mit dem Abstieg wohl nichts zu tun haben“, so der Stoßseufzer eines eingefleischten Fans des Fußball-Zweitligisten 1. FCN nach der 0:1-Niederlage beim FC St. Pauli - die traurige Erkenntnis über eine mit Aufstiegsambitionen in die Saison gestartete Mannschaft, die seit sieben Spielen keinen Sieg mehr errungen hat.

In sämtlichen Analysen der Protagonisten und von Trainer René Weiler heißt es seit vielen Wochen nach jedem Abpfiff gleich klingend: „Wir spielen besser als der Gegner, vergeben zu viele klare Chancen und belohnen uns deshalb nicht.“

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Frage der Qualität

Warum aber können sie den Schalter nicht umlegen? Es ist wohl - und dies wird am Valznerweiher kaum erwähnt - eine Frage der Qualität. Tore sind Mangelware, weil im Prinzip lediglich „Wintereinkauf“ Guido Burgstaller eine gewisse Gefährlichkeit ausstrahlt und zuletzt auch ins Schwarze getroffen hat. Peniel Mlapa und Sebastian Kerk, von Bundesligisten ausgeliehen, und auch der ehemalige Zweitliga-Torschützenkönig Jakub Sylvestr werden dagegen ihren Ansprüchen nicht gerecht.

Aber müssen nur die Offensivkräfte in Sack und Asche gehen? Auf gar keinen Fall, auch wenn Torhüter Raphael Schäfer am Millerntor das Klagelied anstimmte: „Unsere Chancenverwertung ist katastrophal.“

Gewiss war der Auftritt teilweise ansehnlich, weil Abstiegskandidat St. Pauli zwar kampfstark agierte, aber in spielerischer Hinsicht nur wenig zu bieten hatte. Doch er belohnte sich in der 90. Minute mit dem „Tor des Tages“ durch den Ex-Fürther Lasse Sobiech. Und der 1. FCN stand wieder einmal, wie gewohnt, mit leeren Händen da.

Leistungsabfall nach der Pause

Eines steht unwiderruflich fest: Die Schmierenkomödie um die Anreise im Vorfeld - die Mannschaft pochte auf einen Flug und zahlte diesen aus ihrer Kasse - spielte in Hamburg überhaupt keine Rolle. Wohl aber eine Schwäche, die sich seit vielen Wochen wie ein roter Faden durchzieht: Nach einer starken ersten Hälfte folgt nach dem Wechsel fast immer ein Leistungsabfall, der prompt auch bestraft wird. Die Konzentration lässt nach und offenbart deshalb auch Schwächen in der Abwehr.

Hat die Mannschaft vielleicht konditionelle Probleme? Im Prinzip ist dies kaum vorstellbar, denn Trainer Weiler arbeitet sehr akribisch. Und es ist ihm auch gelungen, für mehr spielerische Akzente zu sorgen. Aber offensichtlich stoßen einige Profis an ihre Grenzen und sind nicht in der Lage, den von Sportvorstand Martin Bader hochgesteckten Erwartungen mit dem Aufstieg als Ziel gerecht zu werden.

Verstärkung für die nächste Saison

Die Saison ist für den Club gelaufen, der Fokus auf die Zusammenstellung des Kaders für die nächste Spielzeit gerichtet. Einige Verstärkungen sind erforderlich, wenn man nicht auf Dauer „unter ferner liefen“ landen will. Die Grabenkämpfe im Aufsichtsrat und die nach wie vor heftige Kritik an Sportvorstand Bader lassen allerdings wenig Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft zu.

Aufsichtsrats-Vorsitzender Thomas Grethlein sollte sich vielleicht an einem Kicker-Interview mit Freiburgs Trainer Christian Streich über die Aufwärtsentwicklung von Borussia Mönchengladbach unter Manager Max Eberl orientieren: „Eberl besitzt eine absolute Fachkompetenz. Zudem verfügen Personen wie Hans Meyer oder Rainer Bonhof über eine hohe Ausstrahlung und Identifikation mit der Borussia. In Gladbach geht es nicht um Eitelkeiten, sondern um die tägliche Arbeit.“