Wintersport in Zeiten des Klimawandels

30.12.2019, 14:04 Uhr
Wintersport in Zeiten des Klimawandels

© Foto: Skiklub/Straßner

In Zeiten des voranschreitenden Klimawandels fällt Skifahren mit gutem Gewissen immer schwerer. Aber man kann zumindest versuchen, Sport und Ökologie besser unter einen Hut zu bringen. Wie, das zeigt der Skiklub Biberttal.

"Wir sind eine der diszipliniertesten Skireisegruppen, die es gibt." Wenn es um seinen Verein geht, fehlt es Heinz Straßner nicht an Selbstbewusstsein. Der Vorsitzende des Skiklubs Biberttal legt großen Wert darauf, dass sich die Mitglieder bei Skiwochenenden an die Pistenregeln halten. Auch von den Hotels und Busfahrern ernte man regelmäßig Lob für das Verhalten auf und abseits des Skihanges, versichert er. Exzessive Pistenpartys und ausufernde Busanreisen sind absolute Fehlanzeige. Das bedeutet jedoch nicht, dass es beim Skiklub langweilig wird: "Auch bei uns kann es lustig zugehen, aber in gewogenem Maße", so Straßner.

Bei den Fahrten in alpine Skigebiete setzt der Verein vorrangig auf Großbusse. Diese seien nahezu immer hundertprozentig ausgelastet, sagt Straßner, und damit wesentlich ökologischer als einzelne Anreisen mit dem Auto. Gleichzeitig entlaste man damit die einheimische Bevölkerung, die zu Wochenend- und Ferienzeiten immer häufiger über "Blechlawinen" klagen.

Wintersport in Zeiten des Klimawandels

© Foto: Quirin Seilbeck

Aus Gründen der Schneesicherheit steuert der Skiklub nur noch hoch gelegene Groß-Skigebiete wie Sölden oder Hochgurgl im Ötztal an. Der Bayerische Wald (Großer Arber) sei laut Straßner nur wenig rentabel, da sich die Anfahrtszeit im Vergleich zu den Alpen kaum unterscheide.

Doch was machen Skifahrer, die ihren Urlaub bereits gebucht haben, bei Schneemangel oder Schlechtwetter? "Meistens absagen", antwortet der Vorsitzende und verweist auf die Gangart seines Vereins: "Wir fahren auch bei schlechtem Wetter und suchen uns Alternativen. Nur im vergangenen Januar mussten wir wegen des Schneechaos‘ in Südbayern einmal absagen." Das sei von Seiten der Mitglieder so zu akzeptieren und auf solche Fälle müsse man sich in Zukunft durchaus öfter einstellen. Blickt man um Jahrzehnte voraus, so scheint die Schweiz auf Grund ihrer höher gelegenen Skigebiete die besten Chancen auf fortdauernden Skitourismus zu haben.

Ein neues Standbein

Deshalb fokussiert sich der Skiklub Biberttal zunehmend mehr auf den Sommertourismus. Ein neues Standbein: Mehrtägige Hochgebirgswanderungen von Hütte zu Hütte. Jeder trägt dabei seinen Rucksack und genießt die Bergluft und das Miteinander. Vereinsmitglied Martina Plettl schwärmt von diesen entschleunigenden Ausflügen: "Es tut so gut, mal in Gebieten ohne Handy-Empfang zu sein." Teilweise erstrecken sich die Wanderrouten bis auf 3000 Meter über den Meeresspiegel. In derartigen Höhen wird die Luft schon dünner und damit jeder Schritt schweißtreibender.

Doch der Verein möchte keinen Schnelligkeitswettbewerb veranstalten. Im Vordergrund steht, die Leute in Berührung mit der Natur zu bringen. Das Credo lautet: "Wir wollen nicht mit aller Gewalt ein Spitzensportverein werden. Unser Ziel ist, die Leute vom Sofa runterzuholen", erklärt Straßner. Hierzu organisiert Plettl das gesamte Jahr Laufgruppen in der Region. Manchmal bereiten sich diese auch in der Fränkischen Schweiz auf die Hochgebirgssaison vor, denn dort gibt es Wanderwege mit 1000 Höhenmetern. Von 42 Mitgliedern bei der Vereinsgründung (2008) ist die Zahl in elf Jahren auf rund 650 gewachsen – davon rund 300 Nicht-Skifahrer. Das bestätigt den Status als Breitensportverein, der sich nicht nur den Skizirkus auf die Fahnen schreibt.

Heinz Straßner hat das zuletzt im Sommerurlaub untermauert. Gemeinsam mit seinem Sohn testete er im Ski-Eldorado Sölden die Trendsportart "Downhill". Mit flexibel gefederten Bikes fährt man steile Trails hinab und beansprucht jeden Muskel im Körper. Dieser Sport steckt voller Adrenalin und sei sogar weitgehend naturverträglich, da die schmalen Strecken entlang der Skipisten verlaufen würden, so Straßner. Auch der für den Transport nach oben nötige Lift existiere ohnehin und werde auch im Sommer betrieben.

Und trotzdem: Würde man einen solchen Trail samt Lift in unberührte Natur bauen, wäre auch Heinz Straßner gegen diesen Freizeitsport. "Wie mittlerweile an einigen Orten die Natur verschandelt wird, macht mich nachdenklich." Auch deshalb versucht der Skiklub Biberttal über den Tellerrand hinausblicken – und macht mit Sportarten zu jeder Jahreszeit vor, wie das gehen kann.

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