Käfer fressen Kahlflächen in den Wald

Sterbender Wald: Was kann im Kreis Forchheim dagegen getan werden?

29.10.2021, 07:39 Uhr
Der Wald ist Rückzugsort für Menschen und Tiere, ist in seinem Bestand aber gefährdet. 

© Andreas Beil, NN Der Wald ist Rückzugsort für Menschen und Tiere, ist in seinem Bestand aber gefährdet. 

Zahlreiche Waldbesitzer erschienen daher zu einer Fortbildungsveranstaltung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg und der Waldbesitzervereinigung (WBV) Fränkische Schweiz im Wald bei Weißenohe. Forstamtsrat Stefan Ludwig vom Forstrevier Egloffstein und Benedikt Kügel von der WBV plädierten dafür, wo immer möglich, die sogenannte Naturverjüngung zu übernehmen.

Fläche genau anschauen

"Schauen Sie sich Ihre Kahlfläche erst mal genau an. Gehen Sie langsam durch Ihr Grundstück und untersuchen genau die Vegetation am Boden. Häufig wird man überrascht sein, wie viele Baumpflänzchen schon da sind", erklärt Forstamtsrat Stefan Ludwig. In dem Wald bei Weißenohe erkennt man schon von weitem eine bereits kniehohe Buchen-Verjüngungsgruppe. Aber auch daneben in der vermeintlichen Grasfläche findet man bei genauer Suche versteckt im Gras je Quadratmeter drei bis fünf Baumpflanzen, zum Beispiel Buchen, Bergahorne, Eichen, Hainbuchen, Kirschen, Eschen. "Normalerweise pflanzen wir ein Bäumchen je drei Quadratmeter. Hier sind also etwa zehnmal mehr Pflanzen vorhanden", sagt Benedikt Kügel von der WBV. Zur Verdeutlichung der Pflanzenmenge war in einem kleinen Bereich jede Pflanze mit einem Farbband gekennzeichnet.

Klimaresistente Baumarten bevorzugen

Stefan Ludwig erklärt anhand seiner Unterlagen, "dass im Jurabereich gerade die Laubbaumarten Eiche, Edellaubhölzer (dazu gehören zum Beispiel die Ahornarten, Kirsche, Elsbeere, Linde) als Mischwald den prognostizierten Klimawandel besser überstehen werden als Nadelwälder mit Fichten, Kiefern und Lärchen." Und gerade diese klimaresistenten Laubbaumarten haben wir im Jurabereich wie hier in dem Wald bei Weißenohe häufig als Naturverjüngung "von der Natur geschenkt".

Vorteile der Naturverjüngung

Benedikt Kügel weist darauf hin, dass natürlich verjüngte Pflanzen vor Ort aus dem Samen ihre Wurzeln in den Boden schlagen und dieses Wurzelsystem dann ein Baumleben lang ungestört bleibt. Eine bessere Verwurzelung im Boden gebe es nicht. Außerdem ist eine Pflanzung auf bestimmten Kalkstandorten des Juras mit vielen Steinen im Unterboden häufig sehr schwierig.

Leider funktioniere die Naturverjüngung nicht ohne Weiteres ohne Zutun. Forstamtsrat Stefan Ludwig weist deshalb darauf hin, dass Gras, Sträucher oder Brombeere die Naturverjüngung verdrängen können. Deshalb ist die angepasste Pflege der Naturverjüngungsflächen wichtig. Auch hier sei es wichtig, die Flächen jährlich im Sommer zu kontrollieren. Bei Grasflächen genügt es meist, die gewünschten Baumpflänzchen durch Niedertreten des Graswuchses freizustellen und dadurch zu verhindern, dass der Grasfilz im Winter durch Schneedruck die Baumpflanzen niederdrückt. Bei Brombeerflächen ist meist eine zweimalige händische Pflege pro Jahr nötig, da sich sonst Brombeerranken auf die Baumpflanzen legen und diese niederdrücken.

Naturverjüngung ohne Wildschutzmaßnahmen

Standortgemäße Naturverjüngung soll laut gesetzlicher Vorgabe im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen möglich sein. Dazu sei es aber nötig, dass die Waldbesitzer als Jagdgenossen mit dem Jagdpächter kommunizieren, heißt es in der Pressemitteilung. Nur ein Jäger, der weiß, wo Naturverjüngung auf Schadflächen unterstützt werden muss, kann auch durch Schwerpunktbejagung dort mithelfen.

Es werden allerdings nicht alle Käferflächen eine solch reichliche Naturverjüngung aufweisen, wie das bei der Veranstaltung vorgezeigte Beispiel. Deshalb werde manchmal auch eine Ergänzungspflanzung in Bereichen nötig sein, in denen sich keine Naturverjüngung einstellt. Oder es können kleinflächig gruppenweise Mischbaumarten wie Kirsche, Flatterulme oder Douglasie gepflanzt werden, die nicht in der Verjüngung vorkommen. Bei diesen Baumarten werde ein Einzelschutz nötig sein. Benedikt Kügel weist darauf hin, dass die WBV Fränkische Schweiz selbstverständlich ihre Mitglieder bei der Pflanzenbeschaffung unterstützt.

Es sei sinnvoll, bei einem Beratungstermin mit dem zuständigen Revierleiter des AELF (www.aelf-ba.bayern.de) abzuklären, ob ausreichend geeignete Naturverjüngung vorhanden ist, oder ob eine Pflanzung notwendig wird. Dabei können auch die Fördermöglichkeiten erörtert werden.

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