Sechs verschiedene Touren

Streuobst-Wandern bei Treuchtlingen

8.7.2020, 05:58 Uhr
Streuobst-Wandern bei Treuchtlingen

© Patrick Shaw

Streuobstwiesen prägten einst die Landschaft in Deutschland und auch im Altmühltal. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft und spielen für die Biodiversität eine herausragende Rolle. Viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie Schmetterlinge, Fledermäuse, Wildbienen und Vögel fühlen sich auf den Wiesen wohl.

Doch die Bestände gehen Jahr für Jahr zurück, die Flurbereinigung hat manchen dieser für Tiere und Pflanzen wichtigen Rückzugsräume den Garaus gemacht. Um Streuobstwiesen wieder verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, möchte der Verein "Hochstamm Deutschland" die Tradition des Streuobstbaus auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Unesco bringen und so zu ihrer Erhaltung durch eine nachhaltige Nutzung beitragen.

Ganz so weit geht der Landschaftspflegeverband Mittelfranken nicht. Doch er hat mit den Streuobst-Erlebnis-Landschaften zwischen Gunzenhausen und Treuchtlingen nun kleine Touren geschaffen, auf denen Wanderer die alte Bewirtschaftungsform kennenlernen können. Sechs Rundwanderwege wurden mit den Kommunen angelegt, entlang der Strecken stehen Hinweistafeln, die auf die Besonderheit der Baumarten aufmerksam machen. Außerdem wurden Vereine und engagierte Bürger vor Ort kontaktiert, um spezielle Führungen anzubieten.

Zwei der Rundwege befinden sich im Stadtgebiet von Treuchtlingen. Der Weg von Treuchtlingen nach Bubenheim und wieder zurück startet am Treuchtlinger Bahnhof, der in früheren Zeiten einer der wichtigsten Obst-Umschlagorte der Region war. Zwischen dem Kurpark und der Senefelder-Schule geht es an der Altmühl entlang an Streuobstwiesen vorbei in Richtung Nagelberg, wo sich die Kriegsgräberstätte befindet.

Ausstellung zum Karlsgraben

Parallel zum Waldrand erreicht man den Ort mit den Resten des Karlsgrabens, der als Verbindung zwischen Altmühl und Rezat und somit zwischen Donau und Main angelegt wurde. Ob diese Verbindung jemals bestand, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Wer mehr über die Geschichte des Ortes erfahren möchte, kann die Karlsgraben-Ausstellung im Stadl eines typischen Jura-Anwesens besuchen (Mittwoch bis Sonntag, 14 bis 17 Uhr). Das örtliche Gasthaus, das auch den Karlsgraben im Namen trägt, lädt hier außer montags durchgehend zur Rast ein.

Weiter geht es nach Bubenheim, das ebenfalls an der Altmühl liegt und vom Bubenheimer Berg überragt wird. Auf seiner Kuppe sitzt man auf Bänken inmitten von Apfel- und Kirschbäumen und lässt seinen Blick über die Altmühlstadt schweifen. Wer genau hinsieht, kann auf dem Plateau Gestein aus dem Riesauswurf finden, das ein Meteoriteneinschlag vor knapp 15 Millionen Jahren dorthin geschleudert hat. Der offizielle Weg führt anschließend wieder über Graben und an der Altmühl entlang zurück zum Treuchtlinger Kurpark und dann zum Bahnhof. Er hat eine Länge von 14,4 Kilometern.

Mit Steinplatten gedeckt

Wer noch mehr erkunden möchte, kann von Bubenheim aus am Radweg entlang in den Nachbarort Wettelsheim laufen. Dort startet der zweite Wanderweg zwischen "Juraplatten, Biber und Walnüssen". Von der Straße "An der Rohrach" geht es zur Martinskirche aus dem 11. Jahrhundert und weiter durch das Riedlein. Im Ort stehen noch eine Vielzahl alter Jurahäuser, die mit den charakteristischen Steinplatten gedeckt sind.

Am Waldrand und dem Flüsschen Rohrach entlang geht es zu einem Biber-Biotop, in dem die Tiere ungestört ein großes Bauwerk errichtet haben. Wer sich für das Wirken des Nagetiers interessiert, kann von dort weiter ins "Tal der Biber" wandern. Eine Broschüre dazu hat der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg herausgegeben.

Ausklang auf dem Bierkeller

Die Obst-Interessierten gehen weiter in Richtung Sportplatz, von wo aus man Weißenburg und eine alte Walnusswiese sieht. Zurück im Dorf wartet die Ortssammlung der einst eigenständigen Gemeinde auf Gäste (montags von 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 09142/84 49). Eine Stärkung nach dem 6,5 Kilometer langen Rundweg gibt es in den Wettelsheimer Gasthäusern.

Wer dann wieder zurück zum Bahnhof möchte, kann von Wettelsheim die wenig befahrene Treuchtlinger Straße nehmen und noch eine Rast auf dem landschaftlich schön gelegenen Wettelsheimer Keller einlegen. Vom Biergarten gibt es einen Panoramablick auf die zuvor gelaufene Strecke am Nagelberg. Über einen Trampelpfad erreicht man die Ansbacher Straße, und von dort gelangt man durch einen Tunnel auf die andere Seite der Gleise zurück zum Ausgangspunkt.

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