Umdenken nach Polizistenmord

12.10.2010, 18:36 Uhr
Umdenken nach Polizistenmord

© Karlheinz Daut

Christian Trautner sicherte das Leben seines Streifenkollegen, als ihn die tödliche Kugel traf. Es klingt zynisch: Der Polizist hatte alles richtig gemacht, analysieren später Spezialisten die Situation. Nach dem Mord an dem 31-Jährigen wird aber überdeutlich, dass die Ausrüstung der Polizei mangelhaft ist.

Um genau 1.26 Uhr rollt der Streifenwagen von Trautner (31) und seinem gleichaltrigen Kollegen am Erlanger Burgberg an einem Ford Sierra vorbei. Der Fahrer des Pkw gibt Vollgas und rast in Richtung Bubenreuth davon. Der Streifenwagen jagt hinterher. Am Steuer des Ford sitzt ein 40-jähriger Schwerverbrecher, der aus einer geschlossenen Psychiatrie geflohen war.

In Bubenreuth kommt er nicht mehr weiter. Sein Auto ist kaputt. Mit entsicherter Waffe nähern sich die beiden Polizisten vorsichtig dem Wagen. Marcel E. eröffnet das Feuer und trifft Trautner. Eine weitere Kugel erwischt den zweiten Polizisten an der Schulter. Der Beamte feuert zurück und trifft den 40-Jährigen fünf Mal — trotz schwerer Verletzungen im Unterleib, kann er Widerstand leisten. Erst als Verstärkung eintrifft, wird der Mann überwältigt.

Stand der Technik von 1870

In den Schock über Trautners Tod mischt sich Wut: Unbequeme, schusssichere Westen lagen im Kofferraum des Streifenwagens; damals mussten sich Polizisten die Spezialwesten noch selber kaufen. Und: Die Polizeipistolen waren mit Munition ausgerüstet, die auf dem Stand der Technik von 1870 war: Die Hartmantelgeschosse durchschlagen den Körper; erst die neue, weichere Munition setzt Gegner außer Gefecht.

Trautners Tod hat ein Umdenken bei Polizei und Politik bewirkt. Plötzlich stand Geld für neue Schutzwesten und Mann-Stopp-Munition zur Verfügung. Eigensicherung wurde zum Dauerthema. Trautners Mörder erhielt die Höchststrafe: Er wurde zu lebenslanger Haft und Sicherungsverwahrung verurteilt.